KI in der Bildung
Gastbeitrag --- Künstliche Intelligenz verändert die Bildungslandschaft grundlegend. Chatbots, maschinelles Lernen und personalisierte Lernempfehlungen stellen traditionelle Lehrmethoden infrage und eröffnen neue Möglichkeiten. Gleichzeitig nehmen die Herausforderungen zu: Datenschutz, Kompetenzverlust und Desinformation sind Risiken, die berücksichtigt werden müssen. Wie kann und soll KI im Bildungsbereich sinnvoll eingesetzt werden? Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gibt Einblicke und stellt konkrete Ansätze vor.
Personalisiertes Lernen mit KI: Chancen für die Schule
Mit KI können Lehrkräfte personalisierte Lernwege für Schülerinnen und Schüler gestalten. KI-gestützte Analysewerkzeuge erkennen individuelle Stärken und Schwächen und ermöglichen eine gezielte Förderung. Lerninhalte können so angepasst werden, dass Schülerinnen und Schüler in ihrem eigenen Tempo vorankommen und mit den Inhalten an ihr persönliches Hintergrundwissen anknüpfen können. Damit eröffnen sich neue didaktische Möglichkeiten, indem auf die persönlichen Lernbedürfnisse eingegangen und die Selbstständigkeit gefördert wird. Im Rahmen der BMBWF-Initiative "Künstliche Intelligenz - Chance für Österreichs Schulen" werden an Pilotschulen didaktische Potenziale von KI ausgelotet.
Innovative Forschungs- und Lehrmethoden im Hochschulbereich
Auch an Hochschulen wird mit KI Chatbots experimentiert, die mit den Inhalten von Kursen trainiert wurden. Durch Schulungsprogramme, frei zugängliche und offen lizenzierte Online Kurse (z.B. KI in der Hochschullehre. Aber wie? | iMooX) und Lehrveranstaltungen werden Studierende und Lehrende in ihren KI- und Datenkompetenzen gestärkt. In der Forschung hat KI großes Potenzial den wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu beschleunigen, indem sie große Datenmengen durchsuchen, analysieren und miteinander verschneiden kann. Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen sind maßgeblich an (Begleit)Forschung zu KI und den gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen von KI beteiligt und liefern so wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung und den (didaktisch sinnvollen) Einsatz und Umgang mit KI.
Herausforderungen der KI: Risiken für Schulen
KI eröffnet Chancen, aber bedeutet auch Risiken für den Schulalltag. Zum einen besteht die Gefahr, dass KI-generierte Inhalte wie Fake News ungefiltert übernommen werden. Außerdem braucht es klare Rahmenbedingungen für die Nutzung von generativer KI zur Unterstützung beim Erstellen eigener Arbeiten. Schulen müssen daher Strategien entwickeln, um einen ethischen Umgang mit KI zu fördern und kritisches Denken zu stärken. Dazu stellt das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung etwa interaktive Unterrichtsmaterialien über die Eduthek bereit, als auch Empfehlungen für die Nutzung von KI beim Erstellen schriftlicher Arbeiten.
Nutzung von KI und ethische Fragen im Hochschulbereich
Herausforderungen ergeben sich im Hochschulbereich insbesondere in den Bereichen des Datenschutzes und der guten wissenschaftlichen Praxis, sowie bei der Leistungsbewertung der bisher vorwiegend schriftlich zu verfassenden Arbeiten. Die breite Anwendbarkeit von KI wirft aber auch allgemein Fragen zur Gestaltung zukünftiger Curricula, Lehrinhalte und Kompetenzprofile auf, die es aufzuarbeiten und zu diskutieren gilt.
Praktische Umsetzung und Unterstützung durch das Ministerium
Im Rahmen der Initiative "Künstliche Intelligenz - Chance für Österreichs Schulen" werden gezielt Maßnahmen für Schulen getroffen, um KI-Themen frühzeitig und praxisnah in den Schulalltag zu integrieren. Neben der bereits erwähnten Pilotierung von KI-Software und Unterrichtsmaterialien über die Eduthek verhilft digi.case in der Primarstufe Grundschülerinnen und Grundschülern zu einem kindgerechten Verständnis von KI. Schulbücher und Fachlehrpläne werden angepasst, um KI-bezogene Kompetenzen nachhaltig zu fördern. Fort- und Weiterbildungsangebote und der KI-MOOC ermöglichen Lehrkräften, sich selbstständig und flexibel weiterzubilden und KI sicher im Unterricht einzusetzen.
Für 2025-2027 hat das BMBWF mit den Universitäten zahlreiche Vorhaben zur Sicherstellung der guten wissenschaftlichen Praxis, sowie zu neuen KI-Lehr- und Lernangeboten für Lehrende und Studierende vereinbart. Darüber hinaus lag ein Schwerpunkt auf dem Ausbau der Supercomputing -Infrastrukturen, um State of the Art KI Forschung zu ermöglichen. Im Rahmen eines universitätsübergreifenden Kooperationsprojekts "Academic AI Services" soll außerdem die sichere Nutzung von ChatGPT für alle Universitäten möglich gemacht werden und eine experimentellen Open Source Umgebung geschaffen werden, die es erlaubt eigene KI-Modelle zu trainieren und neue Services für Lehre, Forschung und Administration zu entwickeln.
KI gestaltet die Zukunft der Bildung
Künstliche Intelligenz kann Bildung revolutionieren - mit Verantwortung und Weitblick. Die Balance zwischen innovativen Chancen und ethischen Herausforderungen wird darüber entscheiden, wie nachhaltig KI in Schule und Hochschule wirkt. Das Bildungsministerium unterstützt diesen Wandel aktiv und ermöglicht, dass Lernende und Lehrende in Schule und Hochschule KI-Kompetenzen praxisnah und sicher erwerben, reflektieren und beforschen, um Österreichs Bildungslandschaft zukunftsfit zu machen.
Zur Person:
Martin Bauer ist Chief Digital Officer im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung und leitet die Gruppe IT, Digitalisierung und Medien sowie die Abteilung IT-Didaktik. Er ist verantwortlich für die Umsetzung der Initiativen zur Digitalisierungsstrategie, u.a. mit den Schwerpunkten Künstliche Intelligenz, Digitale Kompetenzen und Informatik. Er hat einen Magister in Wirtschaftspädagogik sowie einen Master in E-Learning/E-Teaching und über 25 Jahre Lehrerfahrung in der Sekundarstufe 2 sowie im tertiären Bereich. Als Herausgeber und Autor hat er an verschiedenen Schulbuchveröffentlichungen mitgewirkt.
Service: Dieser Gastbeitrag ist Teil der Rubrik "Nachgefragt" auf APA-Science. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.