HIV und Rous-Sarkom-Virus: Forscher fanden Retroviren-Stabilisator
Das Rous-Sarkom-Virus (RSV) verursacht bei Geflügel Krebsgeschwüre und gehört wie auch das HI-Virus zu der Gruppe der heimtückischen Retroviren. Forschern vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) ist es nun gelungen, ein kleines Molekül zu identifizieren, das in beiden Viren offenbar eine wichtige Rolle spielt. Es stabilisiert nämlich die Hülle, die das Viren-Erbgut schützt, berichten sie im Fachjournal "Nature Communications".
Die Wissenschafter um den Erstautor der aktuellen Arbeit, Martin Obr, wollen durch ihre Arbeit am Rous-Sarkom-Virus auch mehr über das HI-Virus erfahren, das bekanntlich beim Menschen AIDS hervorruft. Im Prinzip schaffen es Retroviren, eine Zelle zu infizieren, dort diverse Hindernisse zu überwinden, sich in das Erbgut der Wirtszelle einzuschleusen und dann Prozesse anzustoßen, die zur Produktion neuer Viren führen. Auf die letzte dieser Phasen der viralen Aktivität haben sich die Forscher vom IST Austria und Kollegen von der Cornell University und der University of Missouri (beide USA) konzentriert.
Frisch geschlüpft noch nicht infektiös
Quasi frisch aus einer infizierten und umprogrammierten Zelle geschlüpfte Viren sind nämlich noch nicht infektiös. Dieses Stadium erreichen sie erst, wenn sich eine Schutzhülle (Kapsid) um ihre Erbinformation bildet. "Ist die Schutzhülle nicht stabil, könnte die genetische Information des Virus vorzeitig entweichen und zerstört werden, ist sie aber zu stabil, kann das Genom gar nicht austreten und wird somit nutzlos", so der an der Arbeit beteiligte Florian Schur in einer Aussendung des IST Austria.
Um diese wichtige Hülle zu stabilisieren, ist unter anderem auch ein winziges Molekül namens IP6 notwendig. Nachdem das Team dies schon in einer vorhergehenden Studie für das HI-Virus gezeigt hatte, gelang den Forschern dies nun auch für das RSV.
Wichtige Rolle im Lebenszyklus
Im Gegensatz zu HIV spielt IP6 jedoch für das reife Rous-Sarkom-Virus eine vielfach wichtigere Rolle, wie die Wissenschafter in ihrer Arbeit schreiben. Entferne man die kleinen, sozusagen als Schrauben im Oberflächenverbund fungierenden Moleküle aus der RSV-Schützhülle, wurde diese auch deutlich stärker geschwächt als das bei HIV der Fall ist. Mit der Untersuchung habe man gezeigt, dass IP6 tatsächlich bei mehreren Retroviren eine wichtige Rolle im Lebenszyklus spielt.
Service: https://dx.doi.org/10.1038/s41467-021-23506-0