Impflücken bei Hepatitis B in Österreich
Im Rahmen des kostenlosen Impfprogramms sollten in Österreich alle Kinder auch gegen die potenziell gefährliche Hepatitis B geimpft werden. Laut einer Tiroler Studie sind aber unter Blutspendern nur etwa die Hälfte geschützt. Die Studienautoren empfehlen Hepatitis B-Impfangebote zum Aufholen (Catch-up) bei Erwachsenen.
"Die Hepatitis B ist eine ansteckende Leberentzündung, die durch das Hepatitis-B-Virus ausgelöst wird. Sie gehört zu den häufigsten Erkrankungen weltweit, die mit einer schweren Leberentzündung einhergehen können. Übertragen wird das sehr ansteckende Hepatitis-B-Virus durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten (insbesondere Blut und Genitalsekrete) ...", stellt das österreichische Gesundheitsministerium zu der Problematik rund um diese Form der viralen Hepatitis fest.
Hervorragend wirksame Impfung
Seit Jahrzehnten gibt es eine hervorragend wirksame Impfung. Sexuelle Kontakte und besonders intravenöser Drogenkonsum sind die klassischen Übertragungswege, hinzu kommen in vielen Staaten der Erde mögliche Infektionen in Gesundheitseinrichtungen via Injektionen, Infusionen etc. Bei weniger als fünf Prozent der Erwachsenen mit einer neuen Hepatitis B-Infektion, aber bei mehr als 90 Prozent der Säuglinge, die während der Geburt angesteckt werden, kommt es zu einer chronischen Hepatitis B. 20 bis 30 Prozent der Erwachsenen mit chronischer Hepatitis B bekommen nach Jahren eine Leberzirrhose oder erkranken an Leberkrebs.
Während bei den Kindern in Österreich die Problematik durch das kostenlose Impfangebot im Rahmen der 6-fach-Impfung schon im Säuglingsalter unter Kontrolle sein sollte, ist das offenbar bei den Erwachsenen nur eingeschränkt der Fall. Das belegt jetzt eine vor kurzem in der Fachzeitschrift "Vaccines" publizierte Studie von Innsbrucker und Wiener Experten (doi: 10.3390/vaccines12101156). Lisa Seekircher vom Institut für Klinische Epidemiologie, Public Health, Gesundheitsökonomie, Medizinische Statistik und Informatik an der Medizinischen Universität Innsbruck und ihre Co-Autoren haben die Labordaten von Blutspendern in Tirol zwischen August und September 2023 analysiert.
"Wir nahmen 3.935 Blutspender (mittleres Alter 47,6 Jahre) auf (...)", stellten die Fachleute fest. Die Probanden wiesen im Blut weder Antigene der Virusoberfläche noch Hepatitis B-DNA auf. Sie hatten also sowohl im Antigen- als auch im PCR-Test keine akute Hepatitis B, was im Blutspendewesen natürlich entscheidend ist. Untersucht wurde aber auch das Vorliegen von Antikörpern gegen das Hepatitis B-Oberflächenantigen als Zeichen einer absolvierten Impfung oder auch einer überstandenen Hepatitis B-Infektion.
Mit dem Alter tut sich eine Lücke auf
Hier tut sich offenbar eine Lücke auf. "Die gesamte Seroprävalenz (schützende Antikörper; Anm.) lag bei 51,5 Prozent", betonten die Studienautoren. Doch die Rate der Personen mit einem immunologischen Schutz gegen die Hepatitis B reduzierte sich zum Beispiel zwischen der Altersgruppe unter 25 Jahren mit 70,3 Prozent auf nur noch 30,2 Prozent bei den über 65-Jährigen. Am höchsten war sie unter den 25- bis 35-Jährigen mit etwas über 80 Prozent, unter den 40- bis 50-Jährigen lag sie nur noch bei etwa 50 Prozent. Danach zeigte sich ein deutlicher Abfall.
Ein weiteres Faktum, so die Wissenschafter: Während in den Altersgruppen der unter 25- und unter 40-Jährigen der Anteil der Blutspender mit Hepatitis B-Antikörpern zwischen Land und Stadt kaum Unterschiede zeigte, war sie in den Altersgruppen der 40- bis 65-Jährigen und der Älteren in Innsbruck Stadt jeweils höher als in ländlichen Regionen. Frauen wiesen positive Hepatitis B-Oberflächenprotein-Antikörper mit einem Anteil von 54,3 Prozent öfter als die Männer auf (49,4 Prozent).
"Catch-up-Impfprogramme" notwendig
Die Studienautoren ziehen daraus folgenden Schluss: "Catch-up-Impfprogramme, die speziell ältere Menschen in ländlichen Regionen ansprechen, wären notwendig, um diese Defizite in der HBV-Immunität zu schließen."
Eine Impfung gegen Hepatitis B wird für alle Kinder empfohlen und ist in Österreich im kostenfreien Kinderimpfprogramm enthalten. Als Teil der 6-fach-Impfung, wird sie im 3., 5. und 11. bis 12. Lebensmonat verabreicht. Nach dieser Grundimmunisierung ist eine Auffrischungsimpfung ab dem vollendeten 7. bis zum vollendeten 15. Lebensjahr empfohlen.
Die Hepatitis-B-Grundimmunisierung kann und soll auch bei Erwachsenen in jedem Lebensalter nachgeholt werden und ist bis zum vollendeten 65. Lebensjahr allgemein empfohlen. Dafür stehen unterschiedliche Impfstoffe, besonders in Form von Kombinationsimpfstoffen mit Hepatitis A auch als perfekte Reiseimpfung, zur Verfügung.