"Natur des Jahres" mit Rotfuchs und Schwarzgrünem Klumpfuß
Die vielfältige Welt an Tieren, Pflanzen, Pilzen, Mikroben und Gesteinen in Österreich steht alle Jahre wieder im Rampenlicht, wenn Fachexperten ausgewählte Vertreter zur "Natur des Jahres" ernennen. Für 2025 selektierten sie dazu etwa Rotfüchse, Krickenten, Gewöhnliche Katzenpfötchen und -Fischernetzspinnen, Schwarzgrüne Klumpfüße, Moorfrösche, Wasser-Hautflechten, Holzwespen-Schlupfwespen und einen Fisch namens Hausen.
Der Rotfuchs (Vulpes vulpes) wurde in einer vom Naturschutzbund Österreich organisierten Abstimmung zum "Tier des Jahres 2025" gewählt. Er ist mit Hund und Wolf nahe verwandt und trägt neben gelb- bis rotbraunem Felle einen buschigen Schwanz mit weißer Spitze. Damit kommuniziert er mit Artgenossen und hält Gleichgewicht. Sein Geruchssinn ist laut Experten vierhundertmal besser als bei Menschen. Das anpassungsfähige Tier lebt nicht nur im Wald, sondern auch in Städten und anderen Halbwüsten, an Küsten und im Hochgebirge. In Fabeln und Märchen wird er als "Reineke" schlau, listig und opportunistisch dargestellt, auf dem Lande schimpft man ihn aber zuweilen auch "Hühnerdieb".
Zu Wasser: Krickenten, Moorfrösche, Hausen
Die Krickente (Anas crecca) ist gemäß BirdLife Österreich "Vogel des Jahres". Sie ist gesellig und die kleinste Entenart Europas. Der Krickentenerpel fallen mit einem leuchtend bronzefarbenen Kopf mit glänzend grünem Streifen in Augenhöhe auf. Die Weibchen sind unauffällig braun. Mit aktuell weniger als 100 Brutpaaren ist die hierzulande einst sehr verbreitete Schwimmentenart stark gefährdet. Daran sind laut den Vogelschützern vermehrte Freizeitaktivitäten an den Gewässern sowie das Trockenlegen von feuchten Lebensräumen schuld, und dass sie Fischteiche kaum mehr nutzen können. Auch die Klimakrise dürfte den Krickentenbeständen zusetzen.
"Lurch des Jahres" ist der Moorfrosch (Rana arvalis), so die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH). Rund um das Jahr sind Männchen und Weibchen gleichermaßen "in gedeckten Brauntönen" gefärbt, außer zur Laichzeit im zeitigen Frühjahr: Dann laufen die Froschmänner knallblau an, und zwar durch Reflexionseffekte an ihrer Haut. Sie leben in Mooren, Sümpfen und Flussauen. Weil diese schwinden, schwindet auch die Zahl der schlumpfigen Frösche, deshalb sind sie "streng geschützt".
Hierzulande schon länger nicht mehr in der Donau zu finden ist der Europäische Hausen (Huso huso). Der Österreichische Fischereiverband ernannte ihn dennoch zum "Wassertier 2025". Bis in frühe 16. Jahrhundert war er ein beliebter, mit bis zu zwei Tonnen Masse und fünf Metern Länge wohl sehr "ausgiebiger" Speisefisch. Er wurde deshalb "rücksichtslos überfischt" und die Fänge gingen drastisch zurück, so die Experten. Die später errichteten Wasserkraftwerke hinderten den Hausen schließlich, vom Schwarzen Meer die Donau flussaufwärts bis zu 2.000 Kilometer lange Laichwanderungen zu unternehmen, deshalb gibt es ihn in der Oberen und Mittleren Donau nicht mehr. Der Lebensraum dieses imposanten Fisches mit Knochenschildern am Rücken, Bauch und den Flanken ist heute auf die Untere Donau bis zum "Eisernen Tor" zwischen Rumänien und Serbien begrenzt, und er ist vom Aussterben bedroht.
Gewöhnliche Katzenpfötchen Blumen und klumpfüßige Pilze
Das "Gewöhnliche Katzenpfötchen" (Antennaria dioica) gedeiht wie sein naher Verwandter namens Edelweiß in den Alpen und wurde zur "Blume des Jahres" gewählt. Dies geschah durch den Naturschutzbund, den Verein "Flora Austria" und Pflanzenforscher der Universität Wien. Es ist höchstens zwanzig Zentimeter hoch und filzig behaart (wie eine Katzenpfote). Die weiblichen Blüten sind purpurrot bis kräftig rosa, die männlichen blassrosa bis weiß. Während Katzenpfötchen in höheren Lagen ungefährdet wachsen, schwinden sie etwa im Alpenvorland oder sind dort teils schon ausgestorben. Wenn Magerweiden "aufgedüngt" oder "entsteint" und zu Mähwiesen planiert werden, verliert es nämlich seinen Lebensraum, so die Experten.
"Schwarzgrüner Klumpfuß" (Cortinarius atrovirens) heißt der von der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft erkorene "Pilz des Jahres". Er riecht laut Experten "pfeffrig" und schmeckt "unspezifisch". Wenn man ihn von August bis November etwa in Niederösterreich, der Steiermark oder Oberösterreich findet, sollte man aber nicht kosten, denn er gilt als "giftverdächtig". Er wächst normalerweise bei Weißtannen, mit deren Wurzeln er als "Mykorrhizapilz" eine Symbiose (Lebensgemeinschaft zum gegenseitigen Nutzen) eingeht. Die Pilze spendieren den Bäumen etwa Salze und Wasser aus dem Boden und erhalten dafür Zucker, der in den Nadeln der Tannen durch Photosynthese erzeugt wurde.
Wespen parasitierende Wespen und Fischernetzspinnen
Die "Holzwespen-Schlupfwespe" (Rhyssa persuasoria) ist eine Schlupfwespe, deren Larven Holzwespen "parasitieren". Sie wurde von der Österreichische Entomologische Gesellschaft und dem Naturschutzbund Österreich zum "Insekt des Jahres" ernannt. Die Weibchen dieser schwarz-weiß gemusterten Wespen mit orangeroten Beinen besitzen einen langen "Legebohrer", mit dem sie bis zu fünf Zentimeter tief in Holz eindringen, um dort ihre Eier abzulegen. Sie tun dies direkt auf Holzwespen-Larven und injizieren diesen zusätzlich lähmendes Gift. Die geschlüpfte Larve der Schlupfwespe zehrt dann an ihrem Opfer, bis sie sich verpuppt und in eine ausgewachsene "parasitoide" Wespe verwandelt.
Die "Gewöhnliche Fischernetzspinne" (Segestria senoculata) hat für Spinnen ungewöhnlich sechs statt acht Augen und hält beim Lauern auf Beute drei von vier Beinpaare nach vorne, was bei solchen Tieren einzigartig ist, erklären Arachnologen (Spinnenforscher) des Naturhistorischen Museums Wien, der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und European Society of Arachnology (ESA). Sie kürten die nachtaktive, bis einen Zentimeter große, braungrau gemusterte Art zur "Spinne des Jahres 2025". Ihr "Fischernetz" baut diese als "röhrenförmigen Gespinstschlauch" in Ritzen und Spalten. Dann lauert sie auf Beute, deren Ankunft die Vibrationen eigens angelegter "Stolperfäden" ankündigt.
Nässeliebende Moose und Flechten, häufige Nachtfalter
Auch das "Filzige Haarkelchmoos" (Trichocolea tomentella) und die "Wasser-Hautflechte" (Hymenelia lacustris) gehören gemäß Bryologisch-Lichenologischer Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa (BLAM) zur "Natur des Jahres". Beide "lieben die Nähe des Wassers", so die Experten. Sie leben also an sehr feuchten Standorten in Wäldern, wie zum Beispiel bei Quellen, Bachläufen und auf sumpfigem Boden. Das eine bildet lockere, grüne Moosdecken und hat fein zerschlitzte Blättchen. Die andere eine glatte, fest an Gestein gewachsene Kruste von weißer bis rostroter Farbe.
Ein Nachtfalter namens "Wegdornspanner" (Triphosa dubitata) wurden vom Verband Österreichischer Höhlenforscher zum "Höhlentier 2025" bestimmt. Er ist oliv- bis violettbraun und hat rund vier Zentimeter Flügelspannweite. Wegdornspanner überwintern oft in größeren Gruppen an Höhlenwänden, ansonsten besiedeln sie auch Waldränder, Auen, Buschhänge, Gärten und Parks. Die Falter leben in großer Zahl in ganz Österreich bis auf 2.200 Meter Seehöhe.
Eine Zelle im Kalkpanzer und ein Kalkablagerungsmineral
Der "Einzeller des Jahres" heißt "Coleps", hat einen Kalkpanzer und viele Wimpern, so die Gesellschaft für Eukaryotische Mikrobiologie. Er sei "tönnchenförmig", misst nie mehr als 80 Tausendstel Millimeter und lebt in Seen, Tümpeln, Fließgewässern und dem Meeren. Wenn sein Verdauungstrakt leer ist, ist er farblos, ansonsten erscheint er dem Zustand seiner Nahrung entsprechend bunt. "Eine orange-rötliche Färbung zeigt sich, wenn verzehrte Algen während der Verdauung angesäuert werden", so die Experten. Zeitweise lebe er mit Grünalgen in Symbiose, was sich dann auch an seiner Färbung offenbart.
Das "Mineral des Jahres" namens "Aragonit" (Ca[CO3]) ist nicht nur am Steirischen Erzberg zu finden, sondern auch in Schalen von lebenden Schnecken und Muscheln, in deren Perlen, sowie als Kalkablagerungen von hartem Wasser etwa in Teekesseln. Dort bildet es aber nicht so wie in manchen Höhlen bäumchenartige, nadelige oder Korallen-ähnliche geformte Kristalle. Ihr Material ist prinzipiell durchsichtig, Einschlüsse können es aber etwa violett, blau, grün, gelb oder rot färben, so die Experten der Arbeitsgemeinschaft "Mineral des Jahres".
Mausohr und Quellschnecke als Titelverteidiger
Das "Große Mausohr" (Myotis myotis) nimmt gemäß "BatLife Europe" den Titel "Fledermaus des Jahres" den Titel von 2024 nach 2025 mit. Es ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 43 Zentimetern das größte Flattertier Österreichs, schläft in natürlichen Höhlen, Kirchen und Schlössern und ernährt sich von Käfern sowie Spinnen. Laubwälder, Wiesen und Weiden sind sein Lebensraum. Große Mausohr-Fledermausmütter rotten sich zu Kolonien von bis zu 8.000 Tieren zusammen, wo Männchen extremen Seltenheitswert haben. Die Existenz der braun-weißen Batmänner und -frauen ist noch nicht gefährdet, obwohl ihre Futterressourcen und zugängliche Schlafräume schwinden.
Auch die "Quellschnecke" (Bythinella) ist "Weichtier des Jahres 2025" - genau so wie 2024. Sie lebt in Quellen und Bächlein von Hügeln und Bergen. Ihr Haus wird nicht höher als vier Millimeter, ihre Nahrung sind Bakterien und Algen und es gibt Männchen und Weibchen (was etwa bei ihren großen Verwandten, den Weinbergschnecken als Zwitter nicht der Fall ist). Sie ist nicht akut gefährdet aber lokal bedroht, wenn Quellen durch den Klimawandel austrocknen oder wärmeres Wasser zu Tage bringen, denn ihre Fortpflanzungsfähigkeit braucht eine gewisse Kühle.