Rauchverzicht bei Operationen wirkt positiv
Ein auch nur vorübergehender Verzicht auf die Zigarette bedeutet ein 50 Prozent geringeres Komplikationsrisiko bei orthopädischen Operationen. 60 Prozent entsprechend beratene Patienten schaffen – auch mit Nikotinersatzprodukten – diesen Schritt, sagte der Linzer Spezialist Nikolaus Böhler bei den Praevenire Gesundheitstagen (bis 20. Mai) in Seitenstetten (NÖ).
Knochen-, Wundheilungsstörungen und Infektionen sind speziell bei künstlichem Hüft- oder Kniegelenksersatz gefürchtet und können den potenziell sehr positiven Effekt solcher Eingriffe zunichtemachen. Besonders gefährdet sind hier Raucher. "Das hängt mit dem Kohlenmonoxid zusammen. Es stört die Mikrozirkulation und die Sauerstoffversorgung. Cyanwasserstoff aus dem Rauch behindert den Zellstoffwechsel", erklärte der emeritierte Leiter der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie am Kepler Universitätsklinikum in Linz.
In Linz wurde deshalb an der Abteilung ein Programm entwickelt, in dem der Chirurg Patienten in einem persönlichen Gespräch vor geplanten orthopädischen Eingriffen zum Nichtrauchen motiviert. Als Hilfe gibt es auch zum Beispiel Nikotinersatzprodukte. "18 Prozent unserer Patienten sind Raucher", sagte Böhler. Es handle sich also um eine relativ große Patientengruppe.
Deutliche Effekte feststellbar
"Schon ein kurzer Rauchverzicht rund um eine Operationen von vier bis sechs Wochen vor dem Eingriff und sechs Wochen danach bringt bei geplanten orthopädischen Eingriffen eine Verringerung der Komplikationsrate um 50 Prozent. Nach Unfällen sinkt die Komplikationsrate um 40 Prozent. 45 Prozent der Patienten der 60 Prozent, die das Aufhören mit dem Rauchen geschafft haben, verzichten auch danach noch auf die Zigaretten", betonte der Orthopäde.
Insgesamt haben Raucher eine 2,3-fach höhere Infektionshäufigkeit nach künstlichem Hüftgelenks- oder Kniegelenksersatz. Nach Knochenbrüchen oder bei Operationen durchgeführter Durchtrennung von Knochen verzögert sich die Knochenheilung im Durchschnitt um 27 Tage. Bei Vorfußoperationen (Halux valgus) ist die Infektionsrate um den Faktor 4,3 höher. Für Menschen vor Operationen zahlt sich demnach ein Verzicht auf die Zigarette hochgradig aus.
Neue Techniken revolutionieren die Herzchirurgie. Einen Überblick bot Martin Andreas von der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie am Wiener AKH (MedUni Wien). So wurden nahtlose Herzklappen entwickelt, was den Aufwand bei solchen Operationen verringert und eine bessere Haltbarkeit bringt.
Dezellularisierte Herzklappengerüste
Eine völlig neue Entwicklung sind auch Herzklappengerüste von Spendern, die von allen immunologisch relevanten Zellen befreit (dezellularisiert) worden sind. Sie werden Patienten eingesetzt und sollen sich dann mit eigenen Zellen der Betroffenen besiedeln. Gegen solche natürliche Klappen werden keine Antikörper gebildet.
Skeptisch zu dem Projekt von Xenotransplantationen hatte sich bereits Donnerstagvormittag der römische Immunologie Lorenzo (Kinderspital Gesu) geäußert: "Das Immunsystem ist zu komplex." Eine langfristige Verhinderung der Abstoßung zum Beispiel von Schweineherzen beim Menschen werde vorerst nur schwer gelingen.
Der US-Patient des weltweit viel beachteten ersten Versuches einer solchen Transplantation über die Artengrenzen hinweg in Baltimore starb nach 73 Tagen. Der Grund dafür lag laut Martin Andreas eben gerade in einem relativ banalen Grund: Die durch Medikamente verursache Dämpfung des Immunsystem des Patienten wegen der Gefahr einer Abstoßungsreaktion ließ die Aktivierung einer Schweine-Cytomegalievirusinfektion zu. Das überlebte der Patient nicht.