Einhörner und Seifenblasen: Erste Bilanz der Wissenschaftsbotschafter
Der Wissenschaft ein Gesicht geben und junge Menschen dafür begeistern: Mit diesem Impetus wurde im vergangenen Jahr von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) das Projekt "Wissenschaftsbotschafter" vorgestellt. Dabei gehen Forscherinnen und Forscher an Schulen, um über sich und ihr Arbeitsfeld zu berichten. 195 derartige Besuche habe es seit Jahresanfang 2023 österreichweit gegeben, zog Polaschek am Dienstag eine erste Zwischenbilanz.
367 Wissenschafterinnen und Wissenschafter haben sich bis dato zur ehrenamtlichen Teilnahme an dem von der Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD) verantworteten Projekt bereit erklärt, wobei die Hälfte davon aus Wien stammt. Steiermark und Tirol folgen auf den Plätzen. In Summe bietet man 111 vorbereitete Workshopmodule an, deren thematisches Spektrum vom Fälschen mittelalterlicher Urkunden über Demokratie in der EU bis hin zur Geruchsgeschichte reicht. Die am häufigsten gebuchten Blöcke waren allerdings "Seifenblasen und ihre Physik" sowie "Wie fängt man ein Einhorn".
78 der 195 Besuche an 134 Schulen entfielen dabei auf derartige Workshops. Die übrigen Einheiten hingegen wurden von den Schülerinnen und Schülern gemeinsam mit der Lehrkraft und dem Gast aus der Wissenschaft nach konkretem Interesse frei gewählt. Da gehe es dann um konkrete Fragen zur Work-Life-Balance oder zu den einzelnen Schritten im Curriculum, berichtete bei dem Medientermin Wissenschaftsbotschafterin Jagoda Pokryszka von der Medizinischen Universität Wien. Ihr persönlich gehe es bei ihrem Engagement auch darum, Ängste abzubauen: "Man muss dafür kein Genie sein - es gibt ganz wenige Genies in der Wissenschaft. Die meisten sind sehr hart arbeitende, fleißige Menschen."
Auch Johannes Konnerth von der Universität für Bodenkultur Wien engagiert sich in dem Projekt und möchte an Schulen die Begeisterung für Nachhaltigkeit oder Bioökonomie wecken. Beglückend für einen selbst sei dabei die Begegnung mit alles hinterfragenden Jugendlichen: "Man ist in einer anderen Weise didaktisch gefordert als man das von der Uni gewöhnt ist."
Bildungsministerium ist zufrieden
Zufrieden mit der Entwicklung zeigte sich Bildungsminister Polaschek, der erneut die Bedeutung der Vermittlung von Wissenschaft für die Gesellschaft herausstrich: "Wer wissenschaftliche Erkenntnisse anzweifelt, der zweifelt auch ein Stück Wahrheit an." Das berühre die Grundfesten der Demokratie und des Zusammenlebens: "Wenn man die Geschichte betrachtet, dann sieht man, dass Wissenschaftsfeindlichkeit und Anti-Intellektualismus sehr oft mit Menschenfeindlichkeit einhergehen."
Ein Wermutstropfen ist die unterschiedliche Annahme der Angebote in den einzelnen Bundesländern. So zählte man etwa in Wien 50 Besuche der Wissenschaftsbotschafter seit Jahresanfang, in Niederösterreich 41, während man in Vorarlberg lediglich auf zwei kam, in Salzburg und Kärnten auf je vier. Hier wende man sich nun etwa an die Bildungsdirektionen, so Polaschek: "Wir sind gerade dabei, eine kleine Ursachenforschung zu machen."
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