Psychotherapie-Berufsverband für mehr Master-Plätze an Unis
Ab 2026 soll es an den Unis ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie geben, um die Ausbildung leistbarer zu machen und mehr Therapieplätze anbieten zu können. Bis zu 500 Plätze pro Jahr sind geplant. Um den steigenden Bedarf auch nach der anstehenden Pensionierungswelle sicherzustellen, bräuchte es allerdings deutlich mehr Angebot, hieß es am Mittwoch bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP).
Die geplante Reform sieht vor, dass die Psychotherapie-Ausbildung von den privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen an die öffentlichen Unis wandert. Anstelle des zweijährigen Propädeutikums und - je nach Fachrichtung - drei-bis sechsjährigen Fachspezifikums soll man nach einem fachlich passenden Bachelorstudium ein zweijähriges Masterstudium für Psychotherapie an den Unis abschließen. Dritter Ausbildungsteil ist eine postgraduelle psychotherapeutische Fachausbildung bei Psychotherapeutischen Fachgesellschaften, während der man schon unter Supervision therapeutisch arbeiten kann.
Die vorgesehenen 500 Master-Plätze seien "ein erster Schritt", so ÖBPV-Präsidentin Barbara Haid, es müssten aber Jahr für Jahr mehr werden. Susanne Pointner, Vorsitzende des ÖBVP-Ausbildungsforums, ging bei der Pressekonferenz von einem Bedarf von 1.500 Plätzen pro Jahr aus, um nach Abbrüchen auf die benötigten 1.000 Absolventinnen und Absolventen zu kommen.
Der Bedarf an zusätzlichen Therapeuten ist laut Haid nämlich groß. Von den derzeit vorhandenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten könne nur knapp die Hälfte jener Menschen, die gerne eine psychotherapeutische Behandlung in Anspruch nehmen würden, betreut werden. Dazu kommt, dass das Durchschnittsalter bei den rund 11.800 eingetragenen Therapeuten bei knapp 58 Jahren liegt und eine große Pensionswelle ansteht. Mit der neuen Ausbildung, deren Gesetzesentwurf laut Gesundheitsministerium in den kommenden Wochen in den Nationalrat eingebracht werden soll, sei man dafür aber grundsätzlich gut aufgestellt, betonte Haid.
Zugang derzeit "absolut nicht niederschwellig"
Das erwartete auch Andreas Huss, Obmann der österreichischen Gesundheitskasse. Derzeit sei der Zugang zur Psychotherapieausbildung "absolut nicht niederschwellig", die Ausbildung an privaten außeruniversitären Ausbildungseinrichtungen oder Privatunis kostet bis zu 60.000 Euro. Mit der geplanten Reform sei damit zumindest "eine erste Hürde geschafft".
Die zweite Hürde für eine bessere Versorgung sieht Huss bei der Struktur: Derzeit habe die ÖGK zwar Verträge mit 3.500 Psychotherapeuten, doch nicht alle würden Kassentherapie auch in einem relevanten Ausmaß anbieten und stünden damit nur am Papier zur Verfügung. Auch hier sollte die neue Ausbildungsstruktur Verbesserungen bringen. Immerhin würden Psychotherapeuten über die neuen Ausbildung früher in den Beruf einsteigen, so Huss. Außerdem würden derzeit noch viele Psychotherapeuten parallel zu ihren Praxen ihren Quellberuf weiter ausüben, um sich finanziell abzusichern. "Das wird sich mit der neuen Ausbildung ändern", erwartete Pointner.
Die jüngste Kritik der Ärztekammer an der neuen Ausbildung wies Haid am Mittwoch zurück. "Ich möchte mich dagegen verwehren, dass das als Schmalspurausbildung oder Westentaschen-Psychiatrie bezeichnet wird. Das sind wir definitiv nicht." Psychotherapie sei ein gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf, der zur Krankenbehandlung berechtigt sei und dessen fundierte Ausbildung nun endlich auch an den Universitäten ihren Niederschlag finde. Über die Forderung, dass es in der Ausbildung verpflichten Praktika in der Psychiatrie oder psychosomatischen Einheiten geben müsse, zeigt man sich beim ÖBVP gesprächsbereit. Über die Anzahl müsse man aber diskutieren. Die Arbeit im Team in den psychiatrischen Facheinrichtungen sei wichtig, allerdings müssten die Therapeuten in der Ausbildung auch gut auf die spätere Einzeltätigkeit in der Praxis vorbereitet werden.