Der energieeffiziente Bauernhof
Die Landwirtschaft steht unter Strom - und der soll möglichst aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Klima- und energiepolitische Wegweiser der EU zeigen klar in diese Richtung. Doch wie sollen diese hehren Ziele auf den Bauernhöfen konkret in die Tat umgesetzt werden? Wissenschaftliche Expertise mit starkem Praxisbezug bietet dazu ein von der FH Oberösterreich und der HTL Ried angeführtes Projektteam, das auch Partner aus der (Land)Wirtschaft umfasst. Konkret zielt das neue Forschungsprojekt darauf ab, erneuerbare Energien und innovative Technologien in den Agrarbetrieb zu integrieren. Rund um die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen sowie dem Einsatz eines batterieelektrischen Traktors entsteht ein umfassendes Konzept zur Energieoptimierung.
Das Projekt verfolgt zwei Hauptziele: Die Entwicklung eines Energiemanagementsystems für einen landwirtschaftlichen Betrieb und die Integration eines batterieelektrischen Traktors. "Mit diesem innovativen Projekt setzen wir einen Maßstab für nachhaltige Landwirtschaft", ist sich FH-Prof. Claudia Probst PhD, Leiterin des Studiengangs Agrartechnologie und -management an der FH Oberösterreich in Wels, sicher. "Unsere Landwirt*innen werden zu Energiewirt*innen, die nicht nur den Hof bewirtschaften, sondern auch erneuerbare Energiequellen und hochmoderne Technologien nutzen, um die wirtschaftliche Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit ihres Betriebs zu maximieren." Das ist auch ganz im Sinne der oberösterreichischen Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger, die "für eine erfolgreiche Zukunft für bäuerliche Familienbetriebe auf Innovation, Kreislaufwirtschaft und Resilienz" setzt.
Energiemanagementsystem für wettbewerbsfähige Bauernhöfe
Für einen energieoptimierten Bauernhof wird ein maßgeschneidertes Energiemanagementsystem (EMS) ausgearbeitet mit dem Ziel, den effizienten Einsatz von Photovoltaik-Überschüssen zu gewährleisten, die Integration von Messsystemen zur Datenerfassung zu implementieren und eine maßgeschneiderte Verbraucherstruktur zu definieren. Als "Musterbauernhof" dient dem Projekt zunächst ein typischer österreichischer Milchviehbetrieb, eine Ausweitung auf andere Formen der Bewirtschaftung ist angedacht. Ihr Know-how bringt dazu auch die auf Photovoltaikanlagen spezialisierte oberösterreichische Firma ENdorado ein, deren landwirtschaftliche Kunden laut Geschäftsführer Dr. Alexander Rabengruber dringend "ihren selbst erzeugten PV-Strom optimal am Hof nutzen und ihre Energieabhängigkeit verringern" wollen." "Als Komplettanbieter für dachintegrierte PV-Systeme", so Rabengruber weiter, "war es für uns ein logischer Schritt, hier einen Beitrag zu leisten."
E-Traktor als flexibler Speicher für überschüssige Energie
Tragende Säule des Projekts ist die Integration eines elektrischen Traktors in das EMS des landwirtschaftlichen Betriebs. Da der Traktor zu 60 Prozent der Zeit nicht im aktiven Feldeinsatz ist, kann er in diesen Perioden als mobiler Speicher für überschüssige Energie aus den Photovoltaik-Anlagen dienen. Erhoben und ausgewertet werden Betriebsdaten in den "Use-Cases" Innenmechanisierung (Futtermischung), Grünlandbewirtschaftung sowie Ackerbau und Forsteinsatz. Das Forscher*innenteam setzt einen E-Traktor der bayerischen Firma TADUS ein, deren Geschäftsführerin Johanna Baier sich praxisnahe Modelleinsätze wünscht, um die Vorteile von E-Traktoren umfassend belegen und bewerten zu können: "Die Erkenntnisse aus diesem gemeinsamen Projekt werden Landwirt*innen dabei helfen, fundierte Entscheidungen für die Zukunft zu treffen." Co-Projektleiter Dr. Martin Anzengruber von der HTL Ried, der auch an der FH Oberösterreich lehrt, sieht aktuell einen Technologiesprung, der die Vorteile elektrischer Antriebe voll ausschöpft: Höhere Effizienz, geringere Betriebskosten, CO2-Reduktion und eine langfristige Wertschöpfung direkt auf den Bauernhöfen. "Der Traktor der Zukunft darf dabei neu gedacht werden", meint Anzengruber, "er ist weit mehr als nur eine Zugmaschine. Als bidirektionaler Speicher kann er überschüssige Energie aus der betriebseigenen Produktion aufnehmen und flexibel wieder ins System einspeisen. Wir wollen zeigen, dass der energieeffiziente Hof von morgen schon heute machbar ist."
Impulse für wirtschaftliche Innovationen
Weitere Partner in diesem durch den Zukunftsfonds Oberösterreich geförderten und bis Sommer 2026 laufenden Projekt sind Pöttinger Landtechnik, Scherfler Landtechnik sowie die Variowelt. Für Agrarlandesrätin Langer-Weninger ist die gezielte Förderung agrarischer Forschung durch den Zukunftsfonds ein zentraler Bestandteil der Kreislaufstrategie "Gutes kommt zurück". Im Forschungsprojekt zum energieeffizienten Bauernhof erkennt sie auch Grundlegendes: "Man sieht an diesem Beispiel eindrucksvoll, wie gut und effizient moderne Technologie und Landwirtschaft zusammenspielen".
Die Projektpartner um die Verantwortlichen Claudia Probst und Martin Anzengruber erwarten sich danach Impulse für die Landwirtschaft, die Energiewirtschaft und den Maschinenbau, werden die Projektergebnisse aber auch an landwirtschaftliche Bildungsinstitutionen von der Lehre bis zur Hochschule weitergeben, um innovative Akzente in der Ausbildung zu setzen.
Forschung und Lehre als Einheit
Die FH Oberösterreich ist Österreichs mit Abstand führende Fachhochschule im Bereich Forschung & Entwicklung. Für ihren Präsidenten, FH-Prof. DI Dr. Michael Rabl MBA demonstriert das Projekt "Der energieeffiziente Bauernhof" exemplarisch, wie wissenschaftliche Erkenntnisse unmittelbar in die Praxis einfließen und gleichzeitig wertvolle Impulse für die Ausbildung der nächsten Generation von Fachkräften setzen. "Forschung und Lehre", so Rabl, "bilden an der FH Oberösterreich eine Einheit und ermöglichen es so unseren Studierenden, erste wertvolle Forschungserfahrungen zu sammeln. Nur durch diese enge Verzahnung bleibt die Lehre nicht nur aktuell, sondern auch zukunftsweisend."
Über die FH OÖ
Die FH OÖ ist die forschungsstärkste Fachhochschule Österreichs. An unseren vier Standorten werden unterschiedliche Studienschwerpunkte angeboten: Informatik, Kommunikation und Medien am Campus Hagenberg, Medizintechnik und Angewandte Sozialwissenschaften am Campus Linz, Wirtschaft und Management am Campus Steyr sowie Technik und Angewandte Naturwissenschaften am Campus Wels. Mit 75 Bachelor- und Masterstudiengängen, von denen 32 berufsbegleitend studiert werden können, offeriert die FH OÖ ein breitgefächertes Angebot an praxisorientierten und innovativen Studiengängen. Weitere Informationen sind auf der Website zu finden: Fachhochschule Oberösterreich.
Rückfragekontakte: FH-Prof. Dipl.eoc.troph. Claudia Probst Ph.D Studiengangsleiterin und Projektverantwortliche E-Mail: Claudia.Probst@fh-wels.at Tel.: +43 5 0804 44090 Dr. Andreas Berndt Marketingkoordinator FH OÖ Campus Linz E-Mail: Andreas.Berndt@fh-linz.at Tel.: +43 5 0804 54010