Tiroler Expertin sieht Epidemieabstände kürzer, neue Pandemie möglich
Die Leiterin des Instituts für Virologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, Gisa Gerold, ortet immer kürzere Zeitabstände zwischen Epidemien. Grund dafür seien Globalisierung, starke Reisetätigkeit, aber auch höhere Temperaturen, die die Stechmückenpopulation ansteigen ließen. "Die nächste Epidemie, die in eine Pandemie münden kann, kommt also bestimmt", sagte Gerold am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck und schloss eine Vogelgrippe-Pandemie nicht aus.
Auch eine "Influenza-Pandemie" sei aus aktueller Sicht durchaus vorstellbar, erklärte Gerold und betonte, dass weiters unter anderem das Dengue-Virus auf dem Vormarsch sei. Da durch den Klimawandel auch in Österreich künftig Stechmücken mehr und mehr Thema würden - diese lösen als Träger durch einen Stich das Dengue-Fieber bei Menschen aus - müsse dieses Virus unter "besonderer Beobachtung" stehen, so die Direktorin des Instituts für Virologie.
Auch das Vogelgrippe-Virus werde gegenwärtig "engmaschig" in den Blick genommen, führte Gerold aus. Die aktuelle Übertragung auf Säugetiere bereite der Forschung nämlich durchaus Sorgen, betonte sie, schränkte jedoch ein: "Da aktuell noch wenige Menschen davon betroffen sind, gibt es aber im Moment noch keinen Grund dazu, extrem besorgt zu sein." "Wir müssen die Situation aber ganz genau beobachten und für den Fall vorbereitet sein", sagte die seit November 2024 an der Medizinischen Universität Innsbruck tätige Professorin.
Internationale Vernetzung wichtig
Dass ebenjenes Vorbereitet-Sein an sich bereits funktioniere, habe auch die Corona-Pandemie gezeigt, argumentierte Gerold. "Sowohl die internationale Vernetzung der Forschung, als auch die Bereitstellung des Impfstoffes hat sehr gut geklappt", meinte die Virologin. Man könne sich jedenfalls bereits "jetzt vorbereiten", etwa indem man sich exakt ansehe, welche "Virusgruppen künftig eine Rolle spielen werden". Auch gelte es bereits in Prä-Pandemiezeiten "internationale Kooperation" zu forcieren und diese im Ernstfall auch voll zu nützen, betonte Gerold.
Darüber hinaus ließen sich auch ganz handfeste Maßnahmen setzen, um Epidemie- und schließlich Pandemie-Ausbrüche zu verhindern, erklärte die gebürtige Deutsche, die unter anderem an der Rockefeller Universität in New York tätig gewesen war. Gerold nannte ein Beispiel: "Es ist etwa möglich, die Brutstätten von Stechmücken zu begrenzen."
"Evidenzbasierte Wissenschaft"
Bei all diesen Bemühungen und Maßnahmen brauche es jedenfalls "saubere Grundlagenforschung", strich schließlich der Rektor der Medizinischen Universität, Wolfgang Fleischhacker, heraus. Zudem habe sich die "Wichtigkeit der Virologie" vor allem auch in Corona-Zeiten gezeigt: "Evidenzbasierte Wissenschaft ist wichtig in einer Zeit, in der es in Österreich fast acht Millionen Virologie-Experten gibt." Die erfolgte Berufung von Gerold sei auch deshalb hochrelevant: "Wir freuen uns, dass wir sie für uns gewinnen konnten."