Keine Gleichbehandlung bei Herz-Operationen
Über geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Behandlung von Herzinfarkten wurde bereits vielfach berichtet. Ein Team um die Medizinerin Julia Mascherbauer von der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und vom Universitätsklinikum St. Pölten hat sich nun der Datenlage bei Herzklappenerkrankungen gewidmet.
Die Studie, die über 5.200 Patientinnen und Patienten umfasste und an 208 Zentren in Europa - und Nordafrika - durchgeführt wurde, zeigte, dass Frauen bei speziellen Erkrankungen der Herzklappen seltener als Männer nach den in Europa geltenden Empfehlungen behandelt werden und dass die Gründe für das Unterbleiben einer Behandlung bei Männern und Frauen unterschiedlich sind.
Relevante Unterschiede bei Eingriffen
Bei beiden Geschlechtern war am häufigsten eine Verengung der Aortenklappe (Aortenstenose) zu behandeln, am zweithäufigsten eine "Mitralinsuffizienz", also eine eingeschränkte Funktion der Herzklappe zwischen linkem Vorhof und linker Herzkammer. "Als wir uns die konkreten Eingriffe anschauten, die zu Behandlungszwecken durchgeführt wurden, fanden sich relevante Unterschiede zwischen den Geschlechtern", wurde die Erstautorin in einer Aussendung zitiert. Insgesamt sei bei Frauen signifikant seltener eine nach geltenden Richtlinien empfohlene Intervention durchgeführt worden.
Dieser Unterschied beruhe vor allem auf weniger Mitralklappeneingriffen bei Frauen, die aber auch zum Zeitpunkt der Diagnose mit 71,5 Jahren durchschnittlich 2,5 Jahre älter als Männer waren. Neben dem Alter könnten auch die Ablehnung der Patientinnen, Eingriffe durchführen zu lassen, sowie eine Verbesserung der Symptome nach medikamentösen Behandlungen Gründe dafür sein, empfohlene Eingriffe weniger häufig bei Frauen als bei Männern durchzuführen, hieß es. Die Sechs-Monats-Überlebensraten unterschieden sich bei den Geschlechtern nicht.
Service: Publikation im European Heart Journal: https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehae523