MAK zeigt forschend-künstlerisch "Wege in die Kreislaufgesellschaft"
Unter dem Titel "DIGITAL & CIRCULAR" widmet sich das MAK - Museum für Angewandte Kunst im Rahmen seiner "Vienna Biennale for Change" dem bei weitem noch nicht eingeschlagenen Weg in Richtung Neuordnung des Wirtschaftens. Die "Wege in die Kreislaufgesellschaft" können ab Mittwoch (bis 3. Oktober) beschritten werden. Das Zentrum der Schau bildet die künstlerische Umsetzung eines Forschungsprojektes des Sozialökologen Helmut Haberl zu Materialbeständen in Österreich.
Das Team um den am Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien tätigen Forscher erhob im Rahmen eines wissenschaftlichen Projektes die Materialbestände, die in der Bauwirtschaft in Österreich zur Anwendung kommen, in bisher unerreichter Genauigkeit, wie es in den Unterlagen zur Ausstellung heißt. Die Wiener Designbüros EOOS NEXT und Process Studio setzten die Erkenntnisse u.a. in einer raumgreifenden künstlerischen Installation im MAK-Kunstblättersaal um.
Flächenversiegelung in Österreich
Wie sich die Bausubstanz in Österreich regional verteilt, haben die Wissenschafter aus Österreich und Deutschland anhand von Daten aus dem europäischen Satelliten-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus unter Zuhilfenahme von modernen Ansätzen des maschinellen Lernens analysiert. So wurde, "jede Straße und sämtliche andere Infrastrukturen und Gebäude in Österreich dreidimensional erfasst und deren Typ, Masse und Materialzusammensetzung kartiert". Im Verbund zwischen den Wissenschaftern und Designern entstand im Rahmen der Biennale auch das Projekt "Über Bäume und Beton. Flächenversiegelung in Österreich".
"Das Team des MAK hat auf Basis unserer Forschung Installationen gestaltet, die nicht nur künstlerisch wertvoll sind, sondern wichtige Aspekte unseres Ressourcenverbrauchs sinnlich erfahrbar machen", so Haberl am Dienstag in einer Aussendung der Boku. Für die Ausstellung im Kunstblättersaal und der Säulenhalle des MAK entstanden vier Installationen, die sich mit der Datengewinnung für das Forschungsprojekt selbst, auf dieser Basis angefertigten großflächigen Landkarten der die Biomasse übersteigenden Bausubstanz in Österreich oder Darstellungen und Gegenüberstellungen von biologischen Beständen und den von Menschen angehäuften Materialen auseinandersetzen. Die schlussendlich auf den zunehmenden Flächenverbrauch, Umweltschäden und Anhäufung von nicht mehr verwendbaren Materialien aller Art hinauslaufende "lineare Wirtschaft" wird überdies in Form einer Kugelbahn dargestellt.
Wie es um die der herkömmlichen Wirtschaftsweise gegenübergestellte Kreislaufgesellschaft und -wirtschaft bestellt ist, diskutiert am Dienstagabend das "MAK Future Lab" unter der Moderation von MAK-Generaldirektor und Vienna Biennale-Chef Christoph Thun-Hohenstein. Einer der Diskutanten ist Forschungsprojektleiter Helmut Haberl.
Service: Die Diskussionsveranstaltung wird auf https://www.mak.at übertragen; Link zum Forschungsprojekt: http://matstocks.boku.ac.at