Radiologie-Kongress in Wien mit KI-Schwerpunkt
Der europäische Radiologiekongress (ECR) von 28. Februar bis 3. März in Wien steht im Zeichen der Künstlichen Intelligenz (KI). KI habe das Potenzial, die Radiologie zu revolutionieren, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung des Austria Center Vienna, wo die Fachärztinnen und -ärzte tagen werden. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Befundung über mehr Informationen aus bestehenden Daten zu holen, Knochenbrüche vorherzusagen und Lungenkrebs frühzeitig zu erkennen.
"Medizin ist sehr komplex und war schon immer ein Teamsport. Die neuen Technologien - von Chatbots bis hin zu Künstlicher Intelligenz - bieten nun viele neue Möglichkeiten und Chancen für die 'next generation' an Radiologinnen und Radiologen", erläuterte Daniel Pinto dos Santos, Vorstandsmitglied der European Society for Medical Imaging Informatics (EuSoMII).
"KI kann so bei radiologischen Untersuchungen nicht nur einen bestehenden Knochenbruch erkennen, sondern auch helfen, die sogenannte Knochendichte eines Menschen und darüber die Wahrscheinlichkeit für bevorstehende Knochenbrüche abzuschätzen. Mit diesem Wissen könnte eine Behandlung bereits eingeleitet werden, bevor das erwartbare Ereignis - in diesem Fall der Knochenbruch - eintritt", berichtete der Radiologe. Möglich ist dies durch die Fütterung der KI-Systeme mit einer großen Anzahl an radiologischen Bildaufnahmen, die von Patienten im Diagnoseverlauf gemacht werden.
Strukturierte Befundung
Auch beim Lungenkarzinom könnte KI durchaus überlebenswichtig sein. "Um die Datenmengen, die dabei anfallen, nutzbar zu machen, kann eine strukturierte Befundung helfen, die es dann auch einer KI möglich machen würde, diese Daten einfach auszuwerten und für weiteres Training zu nutzen. Und nicht nur das - aufgrund der großen Datenmengen an Krankheitsverlaufsbildern kann die KI zusätzlich Muster in der CT-Aufnahme erkennen, die - möglicherweise ohne Gewebsentnahme - bereits gezielte Hinweise auf die Art des Tumors geben", erklärte Pinto dos Santos.
Auf Basis strukturierter Bild- und Befunddaten erhofft sich der Radiologe innerhalb der nächsten zehn bis 20 Jahre auch die Entwicklung von sogenannten digitalen Zwillingen. "Die Idee dahinter ist, dass die KI die radiologischen Diagnosedaten mit weiteren Biomarkern und medizinischen Diagnosedaten der Patientinnen und Patienten verknüpfen. Damit können sogenannte digitale Zwillinge eines Menschen programmiert werden, bei denen die Wirkung bestimmter Therapien individuell simuliert werden können. So erhält die reale Person dann die, durch den digitalen Zwilling ausgetestete, vielversprechendste Therapie", erklärte der Mediziner.
In der Radiologie der nächsten Generation könnten auch Chatbots bei der Patientenaufklärung und -einwilligung vor radiologischen Untersuchungen unterstützen. "Ein Vorteil dabei ist, dass hier die Patientinnen und Patienten schon im Voraus völlig stressfrei zu Hause die Standardinformationen zur individuellen Untersuchung oder Operation - auch mit Aufklärungsvideos - erhalten und in der Diskussion mit dem Chatbot herausfinden, welche Themen dann beim Gesprächstermin mit dem Arzt oder der Ärztin noch abzuklären sind", sagte Pinto dos Santos.