FHs pochen weiter auf mehr Geld
Ohne Budgeterhöhung für die kommenden Jahre müssen die Fachhochschulen (FH) ihr Angebot zurückfahren, warnt die Präsidentin der Fachhhochschulkonferenz (FHK), Ulrike Prommer. Der Fachhochschulplan sei zwar überarbeitet worden, angesichts der hohen Inflation der vergangenen Monate sei aber mit den vorgesehenen Mitteln die Grundfinanzierung der Studiengänge nicht gesichert, so Prommer im Gespräch mit der APA. Mehr Geld sei "absolut notwendig".
Während das Bildungsressort für die FHs ein Plus von 4,5 Prozent ab Herbst 2024 vorsieht, fordert die FHK jeweils plus 10 Prozent Anfang 2024 sowie 2025. "Wir sind in Gesprächen mit dem Ministerium um zu zeigen, dass da noch Handlungsbedarf ist." Sollte es trotzdem nicht mehr Geld geben, werde es für die FHs nicht nur immer schwieriger, qualifiziertes Personal zu finden, warnte Prommer mit Verweis auf den auch internationalen Wettbewerb. Dann müsse vielmehr jede FH schauen, bei welchen Leistungen gespart werden könne - etwa bei den Öffnungszeiten bei bestimmten Serviceeinrichtungen oder durch größere Gruppen. "Es gibt viele Dinge, die gewollt sind, damit der Student auch in der vorgeschriebenen Zeit fertig werden kann, die aber nicht selbstverständlich sind und ein großes Service der Fachhochschule voraussetzen", so FHK-Generalsekretär Kurt Koleznik.
Eine gute Ausstattung der Fachhochschulen sei dabei auch im Interesse des Staates, betonte Prommer mit Verweis auf eine aktuelle Studie zu den wirtschaftlichen Effekten der FHs, die von der FHK beim Institut für Wirtschaftsforschung Eco Austria in Auftrag gegeben wurde. Demnach sei allein durch die FH-Erstabschlüsse seit 2010 das BIP im heurigen Jahr um 1,8 Mrd. Euro (0,41 Prozent) höher als das ohne diese Höherqualifikationen der Fall wäre. Die FHs seien außerdem nicht nur Arbeitgeber von 16.000 Personen, in den Regionen würden durch diese zusätzlich indirekt 4.200 Arbeitsplätze gesichert. Der steuerliche Rückfluss der FHs und ihrer Beschäftigten samt der mit den Beschäftigungsverhältnissen verbundenen Abgaben sei mit insgesamt 416 Mio. Euro sogar höher als die Studienplatzfinanzierung des heurigen Jahres (383 Mio.).
Der Finanzminister bekomme die Förderung also eigentlich sofort zurück, und das mit dem Bonus höherqualifizierter Arbeitskräfte, so Prommer, die einmal mehr auch eine Forschungsfinanzierung für die FHs einforderte. Überhaupt wäre es sinnvoll, die derzeit auf mehrere Ministerien verteilte Finanzierung der Forschungsagenden in einem Ministerium zu bündeln; immerhin sei der Übergang von Grundlagen- und angewandter Forschung ein fließender.
Ausbau der Studienplätze nicht ausschließlich auf MINT beschränken
Änderungsbedarf ortet die FHK auch beim Fachhochschulgesetz. Dieses sei bei der Gründung des FH-Sektors - im kommenden Jahr feiert er 30-Jahr-Jubiläum - eigentlich recht modern gewesen, allerdings habe man damals auf eine Indexierung der Fördersätze vergessen. Dazu komme, dass diese immer noch stark auf die Förderung nach Studiengängen ziele, es aber an den FHs durch deren Weiterentwicklung auch immer mehr übergreifende Bereiche (etwa für Internationalisierung, Digitalisierung, Diversität etc.) dazugekommen seien. Um diese Weiterentwicklung - etwa auch im Forschungsbereich - sichtbarer zu machen, wollen die FHs weiter die Möglichkeit bekommen, sich künftig in "Hochschulen für Angewandte Wissenschaften" umzubenennen. Hier sei man in guten Gesprächen mit dem Ministerium.
Prommer forderte außerdem, dass beim Ausbau der Studienplätze nicht ausschließlich auf MINT (Mathematik, IT, Naturwissenschaften, Technik) gesetzt wird. "MINT ist für den Wirtschaftsstandort und die Innovationspolitik von Österreich ein ganz wichtiger Bereich, aber man darf die anderen Studienbereiche nicht vergessen." Die Sozialarbeit sei etwa sicher ein Bereich, wo auch ein Ausbau stattfinden sollte. Hier würde die FHK sich mehr Flexibilität bei den Ausschreibungen neuer Plätze wünschen. Außerdem stellt die FHK in Frage, wieso jede Aufstockung von Studienplätzen zwei Mal - zunächst bei einer Akkreditierung und dann beim alle sieben Jahre stattfindenden Audit - geprüft wird. "Das ist nicht mehr zeitgemäß", so Koleznik, das Audit müsse reichen.
Ebenfalls nicht mehr zeitgemäß sei, dass die Fachhochschulen weiter kein Doktorat anbieten dürfen. Bei den European Universities seien die österreichischen FHs die einzigen in den Hochschulallianzen, denen das weiterhin nicht möglich sei. Ohnehin fordere man die Möglichkeit akkreditierter, also qualitätsgesicherter Doktorate nur in einzelnen Themenbereichen, in denen die FHs sehr forschungsstark sind. An den Fachhochschulen würden schon jetzt Doktoranden für die Forschung angestellt, die dort von Professoren betreut werden und auch vor Ort forschen, die das Doktorat selbst aus rechtlichen Gründen aber an den Unis machen müssen. Das sei auch für die Personalentwicklung ein Problem.
Das könnte Sie auch interessieren
Partnermeldung
Quantenwirbel liefern Beleg für Suprafluidität in Suprafestkörper
Partnermeldung
Podiumsveranstaltung "EU-Renaturierungsverordnung: Grüne Zukunft oder bürokratischer Albtraum für die Energiewende?"
News