AIT weitet Forschungsaktivitäten in Bundesländern aus
Das Austrian Institute of Technology (AIT) weitet seine Aktivitäten in den Bundesländern aus: In Niederösterreich wurde das Projekt "d4agrotech" vorgestellt. Durch Kombination landwirtschaftlicher Daten mit Künstlicher Intelligenz (KI) will man eine nachhaltige Lebensmittelproduktion ermöglichen. In Dornbirn gab das AIT die Gründung des überbetrieblichen Forschungszentrums "Digital Factory Vorarlberg" mit Land und FH Vorarlberg bekannt.
Das AIT mit Hauptsitz in Wien ist bereits in mehreren Bundesländern aktiv, etwa in Niederösterreich mit dem alten Standort des Forschungsinstituts in Seibersdorf, weiters in Wiener Neustadt und Tulln. Schon lange betreibt das AIT das Leichtmetallkompetenzzentrum in Ranshofen (OÖ), 2018 wurde zudem die Mehrheit an der oberösterreichischen Ideenschmiede Profactor übernommen. Weiters gibt es Aktivitäten in Leoben, Graz und Klagenfurt sowie in Hall in Tirol. In Tulln sollen nun in dem auf fünf Jahre anberaumten Projekt "d4agrotech" bestehende Aktivitäten des AIT in der Pflanzen- und Mikrobiomforschung durch Know-how über Datenanalyse und Künstliche Intelligenz erweitert werden.
Mit KI zu höheren Erträgen
Landwirte nutzen zunehmend Daten von Feld und Stall sowie weitere Infos wie Wetterdaten, um etwa den Düngemittel- und Pestizidverbrauch einzudämmen. Das Sammeln von Daten alleine reicht aber nicht, es geht auch um deren intelligente Auswertung - und da setzt man nun auf Methoden der Künstlichen Intelligenz. Dies erlaube "verlässliche Prognosen und fundierte Entscheidungsoptionen für eine bedarfsgerechte Bewirtschaftung sowie Optimierungsstrategien für höhere Erträge, gesündere Produkte, bessere Umweltverträglichkeit und eine nachhaltigere Kreislaufwirtschaft", erklärte der wissenschaftliche AIT-Geschäftsführer Wolfgang Knoll in einer Aussendung.
Die Forscher wollen sich dabei vor allem auf zwei Bereiche konzentrieren, die jeweils eng mit der Analyse von "Big Data" durch KI-Methoden verknüpft sind. Einerseits soll das Wissen über das Mikrobiom, das die Vitalität von Pflanzen und ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten und Schädlinge unterstützt, in digitalisierte Modelle einfließen. Davon erhofft man sich Information und Entscheidungshilfen etwa für nachhaltige Pflanzenschutzmethoden, die Entwicklung resistenter Pflanzensorten oder von alternativen, biologischen Methoden zur Düngung.
Einsatz von mobilen Echtzeitsensoren
Andererseits will das AIT sein Know-how zu Geruchssensoren ("elektronische Nasen") nutzbar machen. Durch die kosteneffiziente Herstellung von mobilen Echtzeitsensoren könnte eine engmaschige und flächendeckende Überwachung auf dem Feld, in Gewächshäusern oder in Lagerhallen ermöglicht werden. So könnten etwa Dünger oder Pflanzenschutzmitteln effizienter eingesetzt oder auf Schädlingsbefall früh reagiert werden.
Vom Einsatz der KI versprechen sich die Wissenschafter jedenfalls einen signifikanten Zuwachs in der Treffsicherheit von Prognosen und der Verlässlichkeit von digitalen Entscheidungshilfen für landwirtschaftliche Betriebe. Gemeinsam mit Partnern sollen digitale Systeme entwickelt werden, aus denen konkrete Lösungen für Landwirte abgeleitet werden können, um die Effizienz, Qualität und den Ertrag in der Primärproduktion weiter zu verbessern.
Ausbau der "Digital Factory Vorarlberg GmbH"
Digitalisierung steht auch im Mittelpunkt eines Joint Ventures zwischen der Fachhochschule (FH) Vorarlberg und dem AIT. In den nächsten fünf Jahren investieren sie gemeinsam mit dem Land Vorarlberg rund fünf Mio. Euro in den Auf- und Ausbau der "Digital Factory Vorarlberg GmbH". Ziel sei es, die Ergebnisse der Grundlagenforschung für die regionale Wirtschaft in Form von Produkten, Prozessen oder Dienstleistungen anwendungsorientiert nutzbar zu machen, heißt es in einer Aussendung.
Als Forschungsschwerpunkte der "Digital Factory Vorarlberg" werden Cloud-basierte Fertigungssysteme, Data Science und Künstliche Intelligenz, Funktechnologien und Cyber Security genannt. So soll eine sogenannte Cyber-Range zur Entwicklung und Überprüfung von IT-Sicherheitssystemen für Vorarlberger Betriebe aufgebaut werden, um unter anderem Cyber-Angriffe auf Firmennetzwerke zu simulieren und Mitarbeiter in deren Erkennung und Abwehr zu schulen. Aktivitäten soll es auch im Bereich Funktechnologien und bei der Entwicklung von 5G-basierten Anwendungen geben. Im Vollausbau soll die Forschungseinrichtung eine Basisfinanzierung von jährlich 1,5 Mio. Euro erhalten und rund 30 Mitarbeiter beschäftigen.
"Wissenschaft und Forschung sind ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor", betonte AIT-Aufsichtsratschef Hannes Androsch gegenüber der APA. Als Beispiel nannte er die rasche Entwicklung von Impfstoffen zur Überwindung der Pandemie: So rasche Forschungsergebnisse seien nur möglich, weil auf lange vorauslaufenden disruptiven Durchbrüchen aufgebaut werde. Aus diesem Grund seien mehr Mittel für den Wissenschafts- und Forschungsbereich notwendig. Zudem bedinge die Globalisierung Kooperation auf regionaler Ebene mehr denn je.