Selbst weit entfernte Regionen haben immer ähnlichere Flora
Die Jahrhunderte des intensiven Austausches zwischen den verschiedensten Weltregionen sowie das weltweite Schrumpfen der Artenvielfalt vor allem in den vergangenen Jahrzehnten lässt die Pflanzenwelt immer einheitlicher werden. Selbst in weit voneinander entfernten Gegenden treffe man mittlerweile eine recht ähnliche Flora an, so das Ergebnis einer Studie mit Beteiligung der Universität Wien im Fachmagazin "Nature Communications".
Insgesamt hat sich das Team, dem auch Franz Essl und Bernd Lenzner vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien angehörten, die Zusammensetzung von Pflanzen in 658 Regionen weltweit in Datenbanken über die Zeit hinweg angesehen. So analysierten die Wissenschafter, wie viele Pflanzen in einer Region auch in anderen Gebieten vorkommen. Zudem wurde das Ausmaß der Verwandtschaft der Pflanzenarten an einem bestimmten Ort bestimmt. Weiters schätzte man den Einfluss des Menschen und die natürliche Tendenz zur Vereinheitlichung ab.
Klar sei, dass Pflanzen vor allem in Regionen leichter Fuß fassen, in denen ähnliche Bedingungen herrschen, wie an ihrem angestammten Ort. So etwa, wenn sie von gemäßigten Zonen der nördlichen Heimsphäre in gemäßigte Zonen auf der Südhalbkugel gelangen. Dementsprechend finden sich Zonen mit starken Tendenzen zur "Homogenisierung" vor allem in Australien und Neuseeland, aber auch im südlichen Afrika, Südamerika oder zu einem gewissen Grad auf früher isolierteren Inseln. Besonders empfänglich für solche Neophyten sind Regionen mit einer sehr einzigartigen Flora.
Politische Verbindungen hinterlassen Spuren
Außerdem haben den Forschern zufolge auch frühere und weiter bestehende politische Verbindungen ihre Spuren hinterlassen: So würden etwa frühere Kolonien der Pflanzenwelt der einstigen Kolonialmacht ähnlicher. "Die Kolonialmächte schleppten in ihre ehemaligen Kolonien auch Pflanzenarten ein - entweder absichtlich als Handelsware oder als Nutzpflanze, aber auch unabsichtlich", so Lenzner in einer Aussendung. Aber auch innerhalb von Staatenbünden schreite die Vereinheitlichung mitunter munter voran, wie etwa innerhalb der USA. Intensive politische Verbindungen seien insgesamt ein Treiber der Vereinheitlichung.
Manche Forscher würde davon sprechen, dass sich die Welt mehr oder weniger einem Zustand annähern könnte, der dem entspricht, wie er auf einer Erde mit nur einem Kontinent herrschen würde. Angelehnt an den einstigen Superkontinent Pangea gibt es Befürchtungen, dass die einst sehr verschiedene Pflanzenwelt in eine Art "Neues Pangea" münden könnte. Dafür gebe es der Studie zufolge tatsächlich Hinweise, schreiben die Forscher in ihrer Arbeit.
Die Wissenschafter gehen davon aus, dass sich die beobachteten Effekte in den kommenden Jahrzehnten noch verstärken werden. Die negativen Konsequenzen eines solchen Prozesses seien allerdings noch weitgehend unbekannt. "Wir brauchen effektivere Schutzmaßnahmen gegen die fortschreitende Verschleppung gebietsfremder Pflanzen, um die Einzigartigkeit unserer Lebensräume zu erhalten", so Essl.
Service: https://doi.org/10.1038/s41467-021-27603-y