In einem internationalen Projekt dokumentieren Wissenschafter die Entstehung des österreichischen Bundesverfassungs-Gesetzes (B-VG). Dazu sollen alle relevanten Dokumente digitalisiert, transkribiert und rechtshistorisch kommentiert werden. Die Arbeit wurde bereits im Vorjahr begonnen, die Auftaktveranstaltung mit der Präsentation erster Ergebnisse und einer Website, auf der die Ergebnisse öffentlich zugänglich gemacht werden, findet am Mittwoch (24.1.) in Wien statt.

Das B-VG wurde am 1. Oktober 1920 von der Konstituierenden Nationalversammlung verabschiedet und ist nach mehr als 130 Novellen und über einem Jahrhundert immer noch in Kraft; es trägt nach wie vor die Handschrift des Juristen und Rechtsphilosophen Hans Kelsen (1881-1973). Das Grundgesetz gilt damit als älteste noch bestehende republikanische Verfassung Europas.

"Wir sind zurück ins Archiv gegangen - ins Staatsarchiv, Partei- und Bundesländer-Archive - und haben nach Originalquellen gesucht, nach sämtlichen Entwürfen und Vorentwürfen, vor allem jene von Hans Kelsen, aber auch von anderen Personen, die ihren Beitrag geleistet haben", erklärte Thomas Olechowski vom Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte der Universität Wien gegenüber der APA. Gemeinsam mit Jörg Kammerhofer von der Uni Freiburg, wo die Hans Kelsen-Forschungsstelle angesiedelt ist, und Kollegen des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) will er auf Grundlage der wichtigsten Quellen und Texte die Genese der Bundesverfassung "nach modernen, einwandfreien Kriterien" nachzeichnen.

Der Entstehungsprozess wurde zwar bereits mehrfach dokumentiert und es gibt auch schon mehrere Quelleneditionen. Diese Versuche seien aber "alle mangelhaft gewesen, und schaden mehr als sie nutzen", verweist Olechowski etwa auf vertauschte Reihenfolgen und Autorenschaften, Schreibfehler oder fehlende Angaben darüber, ob ein Entwurf handschriftlich oder gedruckt war.

Die Quellen und Ergebnisse des internationalen und interdisziplinären Projekts sollen auf einer open access-Webseite sukzessive der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zentralen Quellen sind laut Olechowski bereits erfasst und teilweise kommentiert. Die entsprechende Webseite geht am 24. Jänner online (https://b-vg.acdh.oeaw.ac.at).

Service: Auftaktveranstaltung zum Projekt "Die Entstehung des Bundesverfassungs-Gesetzes 1920", 24. Jänner, 12.00 Uhr, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, 1., Minoritenplatz 1, 1010 Wien; Veranstaltung: https://go.apa.at/JIJcnplf; Webseite: https://b-vg.acdh.oeaw.ac.at