Lange Tage schicken Samen von Mittelmeerkraut in den Sommerschlaf
Damit seine Keimlinge nicht in der heißen Mittelmeersonne verdorren, hält das arabische Steintäschelkraut (Aethionema arabicum) auf Zypern im Sommer "Samenruhe". Die Lichtkeimung wird dafür bei mindestens 16 Stunden Tageslicht hormonell eingelullt, berichten die Wiener Forschenden Zsuzsanna Mérai und Liam Dolan. Dies wird durch einen Wachstums-Regulator namens RGL2 bewerkstelligt. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.
Fehlt RGL2, funktioniert das Auslösen des Ruhezustandes nicht, schrieben die Wissenschafter des Gregor-Mendel-Instituts für Molekulare Pflanzenbiologie (GMI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Wien in einer Aussendung. Es kann dann nämlich ein Samenruhe-Hemmhormon namens Gibberellinsäure nicht mehr gehemmt werden, und dieses schickt dann die Keimlinge in den Hitzetod. "Wir fanden heraus, dass auch eine künstliche Verringerung des Gibberellinsäure-Gehalts die Samenruhe auslöst", so Mérai.
Die Tageslänge ist für die Pflanzen wohl der verlässlichste Hinweis, dass Sommerhitze naht, erklärte die Forscherin: "Sie ist eine viel stabilere Bedingung als Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die beide von einem Tag auf den anderen stark schwanken können." Wenn die Bedingungen später wieder günstiger sind, würden die Samen wieder keimen. Die neuen Erkenntnisse könnten dazu dienen, neue Nutzpflanzen zu entwickeln, die besser an wärmeres Klima und die durch die globale Erwärmung ständig steigenden Temperaturen angepasst sind, meinen die Forscher.
Service: Studie online: https://doi.org/10.1016/j.cub.2024.05.043