Satirepreis "Goldenes Brett" an "pseudomedizinisches Wellness-Gerät"
Der Negativpreis für den "größten unwissenschaftlichen Unsinn des Jahres" - das "Goldene Brett vorm Kopf" - geht heuer an das "pseudomedizinische Wellness-Gerät Healy", den "aktuellen Star unter den esoterischen Gadgets". Die Zuerkennung der Auszeichnung, für die auch der im Verfassungsschutzbericht als rechtsextremistisch eingestufte Sender AUF1 TV und die Österreichische Tierärztekammer nominiert waren, wurde am Montagabend bei einer Gala im Wiener Stadtsaal verlautbart.
Insgesamt gingen 160 Nominierungen bei den Wiener Skeptikern (Gesellschaft für kritisches Denken, GkD), die den Preis im Namen der Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) vergeben, ein. Auf dieser Basis wurde in der Folge die "Shortlist" aus drei Namen von einer Jury - unter anderem besetzt mit der Psychologin Sigrid Pilz, dem Ex-Chef der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, oder dem Wissenschaftsvermittler und "Science Buster", Martin Puntigam - nominiert.
Healy werde als Medizinprodukt zur Schmerzbehandlung unter anderem bei chronischen Schmerzen und Migräne sowie zur unterstützenden Behandlung bei psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen mit viel wissenschaftlichem Vokabular angepriesen, erklärten die Organisatoren in einer Aussendung. So messe ein "Quantensensor" die ideale "Frequenz" des Anwenders und bewirke eine "bioenergetische Feldharmonisierung". Allerdings sei der Quantensensor "nichts weiter als eine simple Infrarot-Diode, erhältlich um 20 Cent", heißt es unter Verweis auf "den stolzen Preis von bis zu 4.500 Euro für Healy-Geräte der gehobenen Klasse".
Teils vernichtende Einschätzungen
Mehrere Rechercheplattformen, medizinische Informationsportale und Verbraucherzentralen würden zu teils vernichtenden Einschätzungen kommen. Die Rede sei von "Beschiss mit Bioresonanz", "fragwürdiger Frequenztherapie", für die wissenschaftliche Belege fehlen, und einer "Esoterik-Masche". Den Ausschlag für den Sieg habe neben dem erheblichen kommerziellen Interesse und der weiten Verbreitung auch der Umgang mit Kritikern gegeben, so die Fachjury. Die von Healy und ähnlichen Geräten ausgehende Gefahr bestehe darin, dass Nutzer eine notwendige und medizinisch wirksame Therapie unterlassen könnten, sowie in den finanziellen Risiken.
Als "so etwas wie ein Vorzeige-Modell eines radikalen christlichen Predigers mit einem Hang zu Verschwörungstheorien" wird der Schweizer Ivo Sasek beschrieben, dem das "Goldene Brett fürs Lebenswerk" zugesprochen wurde. Seine Kanäle nutze er dazu, "Verschwörungstheoretiker aller Art sowie seiner selbst gegründeten extrem-evangelikalen und antidemokratischen Sekte Organische Christus-Generation (OCG) eine Plattform zu bieten", heißt es weiter. Die OCG habe bis zu 2.000 Anhänger im deutschen Sprachraum, wobei Sasek absoluten Gehorsam und eine konsequente Absonderung von den uneinsichtigen "Sündern", sprich der Normalgesellschaft, fordere. Drei von Saseks Söhnen hätten den Ausstieg geschafft und würden nun "über den in der OCG herrschenden religiösen Machtmissbrauch, die Wissenschaftsfeindlichkeit und den Antisemitismus aufklären", so die Skeptiker.
(S E R V I C E - Website-Link: https://goldenesbrett.guru; Wiener Skeptiker: https://www.skeptiker.at/)