START-Preise: Je bis zu 1,2 Mio. Euro an acht Nachwuchsforscher
Acht exzellente Forscherinnen und Forscher wurden am Donnerstagabend mit dem "START-Preis" des Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet. Es ist mit einer Fördersumme von je bis zu 1,2 Mio. Euro die höchstdotierte Förderung für Jungwissenschafter in Österreich. Gleich vier Förderpreise gehen an Forscherinnen und Forscher an der Universität Wien, zwei an Wissenschafter von der Uni Linz, je eine Auszeichnung geht an die Technische Universität (TU) Wien und die Uni Salzburg.
Die Preise gehen in diesem Jahr an zwei Frauen und sechs Männer, fachlich dominieren heuer bei den gemeinsam mit dem Wittgenstein-Preis vergebenen Auszeichnungen die Technik- und Naturwissenschaften. Das START-Programm des FWF richtet sich an aufstrebende Forscher, die mindestens zwei Jahre Forschungserfahrung nach dem Doktorat haben. Ihnen soll mit dem Preis die Möglichkeit gegeben werden, "auf längere Sicht und finanziell abgesichert ihre Forschungen zu planen". Die acht Preisträger wurden aus 126 Anträgen ausgewählt.
Das sind die diesjährigen Preisträger:
Wie Mikroorganismen im Wasser das Klima beeinflussen, will Barbara Bayer vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien herausfinden. Sie untersucht die Methanproduktion in Oberflächengewässern und erforscht, welche Mikroorganismen daran beteiligt sind. Ziel der Umweltmikrobiologin ist es, zu verstehen, wie sich die Überdüngung von aquatischen Ökosystemen auf den natürlichen mikrobiellen Methankreislauf auswirkt.
Stephanie J. Ellis, Junior-Gruppenleiterin an den Max Perutz Labs in Wien und Assistenzprofessorin an der Universität Wien, fokussiert auf die Frage, warum manche Hautzellen eines Zellverbandes zugrundegehen, während andere überleben. Die Prinzipien der Qualitätskontrolle, bei der Hautzellen die "Fitness" ihrer Nachbarn überprüfen, um sie gegebenenfalls auszusortieren, sind bisher unbekannt. Die Zell- und Entwicklungsbiologin setzt nun auf den Einsatz neuer Technologien.
Die mathematischen Grundlagen der sogenannten stochastischen partiellen Differentialgleichungen nimmt Máté Gerencsér vom Institute of Analysis and Scientific Computing der TU Wien ins Visier. Noch werden die "verrauschten" Gleichungen und das Verhalten ihrer Lösungen nicht vollständig verstanden. In seinem START-Projekt will der an der University of Edinburgh promovierte Mathematiker Methoden entwickeln, diese Gleichungen effektiv zu simulieren.
Richard Küng vom Institute for Integrated Circuits der Universität Linz will an einer Schwachstelle von Quantencomputern ansetzen und die von ihnen verarbeiteten Daten in ein von normalen Rechnern - oder Menschen - lesbares Format bringen, was aktuell nicht so einfach möglich ist. Mit der Lösung dieses Ausleseproblems könnten Zeit und Ressourcen gespart werden.
Ebenfalls an der Uni Linz will der Sozioökonom Stephan Pühringer Ansätze zur Konzeption von Nachhaltigkeit und sozioökonomischer Transformation in Wissenschaft und Wirtschaft erforschen. Außerdem untersucht der am Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft tätige Wissenschafter mit einem interdisziplinären Ansatz, wie sich ökonomisches Denken in verschiedenen Bereichen auswirkt und welche Player und Machtstrukturen in ökonomische Debatten involviert sind.
Eine neue mathematische Betrachtungsweise für Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie, die beispielsweise zu neuen Erkenntnissen über das Wesen von schwarzen Löchern führen könnte, bringt Clemens Sämann von der Fakultät für Mathematik der Universität Wien ins Spiel. Er will den bisher für die Relativitätstheorie nicht anwendbaren Ansatz der metrischen Geometrie für die Beschreibung der Raumzeit nutzbar machen.
Die Quantenfeldtheorie, eine fundamentale Theorie in der Physik, beleuchtet Marcus Sperling von der Fakultät für Physik der Universität Wien in seinem START-Projekt. Durch neue mathematische Methoden sollen die kompliziertesten Aspekte davon besser verstanden werden. Konkret will der derzeit an der Southeast University in Nanjing in China tätige Wissenschafter Grundzustände und Symmetrien in supersymmetrischen Quantenfeldtheorien in verschiedenen Dimensionen beschreiben.
Wie Gruppendynamik funktioniert, nimmt J. Lukas Thürmer vom Institut für Psychologie der Uni Salzburg genauer unter die Lupe. Er geht der Hypothese nach, dass abweichende Beiträge nur von Personen akzeptiert werden, die klar erkennen lassen, das sie zum Wohle der Gruppe zu handeln. Der Psychologe erforscht nach etlichen internationalen Forschungsaufenthalten nun die Feinheiten von Teamwork und greift dabei auch auf künstliche Intelligenz zurück.
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