Die Auswirkungen von einzelnen Klimaschutzmaßnahmen auf einzelne Bereiche zu betrachten, greift in vielen Fällen zu kurz, ist das AIT Austrian Institute of Technology überzeugt. Im Rahmen des soeben gestarteten EU-Forschungsprojekts "KNOWING" soll daher in den kommenden vier Jahren ein Modell entwickelt werden, das ein "großes Bild" quer über die Sektoren - von Agrar bis Verkehr - ermöglicht und auch Rebound-Effekte oder Wechselwirkungen berücksichtigt.

"Bestehende Modelle betrachten nur einzelne Aspekte oder Sektoren und existieren quasi nebeneinander ohne Vernetzung oder Datenaustausch untereinander", so Projektleiterin Alexandra Millonig, Senior Scientist am Center for Energy des AIT, in einer Aussendung. Diese Lücke soll nun gemeinsam mit 17 internationalen Partnern geschlossen werden. Ziel sei eine "gesamtheitliche, integrative Betrachtung von Aus- und Wechselwirkungen von Klimaschutz- bzw. Anpassungsmaßnahmen". Auf einzelne Sektoren ausgerichtete Modelle würden derzeit "ein verzerrtes oder schlicht unzulängliches Bild erzeugen".

Emissionen durch Hochwasserschutzwände

Neben Maßnahmen gegen die Erderwärmung gibt es zugleich Anpassungsstrategien gegen bereits eingetretene Folgen. Diese könnten aber ebenfalls eine CO2-Belastung darstellen, etwa wenn bei der Produktion von Stahlbeton für Hochwasserschutzwände Emissionen entstehen. Das müsse in die Berechnungen einfließen und berücksichtigt werden. Gelingen soll das durch ein Modell, das beschreibt, was zwischen einzelnen bestehenden Systemen passiert und Daten beziehungsweise Berechnungen verknüpft.

Ein entsprechendes Tool werde letztlich einen konkreten Maßnahmenplan zur Zielerreichung liefern. Potenzielle Anwender sind den Angabe zufolge Städte und Regionen, aber auch Industriebranchen oder Wirtschaftstreibende. Regionen könnten beispielsweise gezielt klimarelevante Aspekte wie eine abwechselnde Fruchtfolgen in Pachtverträgen verankern. Mit den Tools wäre es möglich, die Landwirte zeitgerecht vorzubereiten und zu schulen.