24 Jahre, 1.000 Seiten, sechs Kilo: Erste Jakob Prandtauer-Monografie
Jakob Prandtauer (1660-1726) zählt mit Johann Bernhard Fischer von Erlach und Johann Lucas von Hildebrandt zu den großen österreichischen Barockbaumeistern. Nach "verrückten 24 Jahren Forschungsarbeit" der Kunsthistorikerin Huberta Weigl erscheint diese Woche nun die erste umfassende Monografie über den Erbauer von Stift Melk und vielen anderen Gebäude. In zwei Bänden werden auf fast 1.000 Seiten mit knapp 900 Abbildungen Leben und alle Bauten des Baumeisters vorgestellt.
Schon seit dem zweiten Semester ihres Kunstgeschichte-Studiums an der Universität Wien hat sich Weigl mit Barock-Architektur beschäftigt. 1997 war sie dann auf der Suche nach einem Dissertationsthema und der damalige Ordinarius für Kunstgeschichte, Hellmut Lorenz, schlug ihr Prandtauer dafür vor, erzählt Weigl über die Anfänge ihres Projekts. Sie hat nicht nur Kunstgeschichte, sondern auch Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Marketing und Werbung studiert und begleitete in den vergangenen Jahren ihre Arbeit auch mit einer Website, einem Blog und einem Youtube-Kanal.
Prandtauer-Monografie als teures Hobby
Das Thema "Prandtauer" erwies sich als viel zu umfassend für die Dissertation und sie konzentrierte sich darin auf seine Klosterbauten. Doch der Barockbaumeister ließ Weigl nicht mehr los, auch wenn sie sich zwischenzeitlich anderen Themen zuwandte. Als 2007 ihre befristete Assistentenstelle an der Uni Wien endete und ein Jahr später auch eine Förderung des Landes Niederösterreich auslief, gab es keine Finanzierung mehr für ihre Arbeit. "Das Vorhaben 'Prandtauer-Monografie' wurde zu einem kostenintensiven Hobby", schreibt Weigl im Vorwort.
Dieses "Hobby" betrieb sie dennoch sukzessive über die Jahre hinweg, auch neben ihrer inzwischen selbstständigen Tätigkeit als Schreibtrainerin. Eigentlich sei ein Vorhaben dieser Dimension nichts für eine Einzelperson, so etwas werde üblicherweise in einem Projekt mit ein paar Forschern durchgeführt, die dafür auch bezahlt werden, meint Weigl rückblickend. Sie ließ aber nicht locker, arbeitete weiter, stöberte in Archiven, suchte und besuchte Prandtauers zahlreiche Bauten, dokumentierte und fotografierte diese. Schließlich stellte sie mit Hilfe von Sponsoren und Unterstützern auch noch rund 50.000 Euro für Druckkostenzuschuss und Lektorat auf, die notwendig waren, dass das Werk im Michael Imhof Verlag erscheint.
Auch für Nicht-Wissenschafter verständlich
Herausgekommen ist eine wissenschaftliche Publikation, "aber ich habe mich bemüht, die Inhalte so aufzubereiten, dass sie auch für Nicht-Wissenschafter verständlich sind". Weigl beschreibt in den zwei Bänden alle Bauten Prandtauers, darunter die großen Klosteranlagen, für die er berühmt ist, also etwa Melk, Dürnstein, Herzogenburg, Garsten und Sankt Florian. Sie gibt aber auch vielfältige und lebensnahe Einblicke in die Baupraxis der Barockzeit und das Leben des Baumeisters, etwa warum sich der gebürtige Tiroler in St. Pölten niedergelassen hat, wie er seine Bauprojekte abgewickelt hat, wie die Baustellen organisiert waren, wie Prandtauer gereist ist und wie viel er verdient hat.
Sie geht auch auf die "eigenwilligen Wünsche der Auftraggeber" ein. So sei etwa der Melker Abt Berthold Dietmayr ein Auftraggeber gewesen, "der permanent mitsprach", sagte Weigl zur APA. Er habe Pläne anderer Künstler eingeholt, sie dem Baumeister vorgelegt und verlangt, sie so umzusetzen. "Prandtauer ist gerade bei der Stiftskirche ein Kompilator fremder Planungen. Deshalb trägt die Melker Stiftskirche nicht so klar seine Handschrift, im Gegensatz zur Klosteranlage", so Weigl.
Nicht nur Stifte, sondern auch Brücken und Kasernen
Bemerkenswert findet die Kunsthistorikerin Prandtauers "großes und buntes Oeuvre". Weigl: "Man kennt ihn als Baumeister von Stift Melk, vielleicht auch noch der Stifte Herzogenburg oder Sankt Florian, aber der Mann hat auch Schlösser, Garten- und Lusthäuser, Paläste und Bürgerhäuser, Stiftshöfe, Schüttkästen und Kelleranlagen - ja sogar Brücken und Kasernen gebaut."
Service: Huberta Weigl: "Jakob Prandtauer (1660-1726) - Baumeister des Barock", Michael Imhof Verlag, 928 Seiten in zwei Bänden, 128 Euro, Website zum Buch mit Blog und Link zum Youtube-Kanal: www.jakob-prandtauer.at