Klima-Glossar: Wärmewende
Die Wärmewende ist gemeinsam mit der Verkehrswende und der Stromwende Teil des Jahrhundertprojekts Energiewende. Durch die Energiewende soll es gelingen, den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) in Österreich bis 2040 auf Null zu reduzieren. Das soll dazu beitragen, die Erderwärmung - wie in Paris 2015 völkerrechtlich vereinbart - "deutlich unter" zwei Grad Celsius zu stoppen. Die Wärmewende bedeutet den Ausstieg aus Heizungen, die Öl oder Gas verbrennen.
Das Gesetz, das in Österreich die Wärmewende voranbringen soll, ist das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG). Es wird seit 2022 von den Regierungsparteien ÖVP und Grüne verhandelt und benötigt für einen Beschluss im Nationalrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also auch die Stimmen von SPÖ oder FPÖ. Durch den Ukraine-Krieg und die Abhängigkeit Österreichs von russischem Erdgas erhielt der Ausstieg aus Gasheizungen auch eine geopolitische Dimension.
Wie die Abkehr von fossilen Heizungen aussehen kann, hat in den 1980er-Jahren Dänemark vorzeigt. Das Land beschloss infolge der Ölkrise 1973 ein Wärmeversorgungsgesetz. Es verpflichtete die Städte und Gemeinden zum Ausbau der Nah- und Fernwärme. Zudem sind seit 2013 Öl- und Gasheizungen im Neubau verboten. Seit 2016 gilt ein Verbot, alte Heizkessel gegen neue fossile Heizungen zu tauschen. Das Ergebnis ist, dass heute nur noch 15 Prozent der dänischen Haushalte mit Erdgas heizen und weniger als zehn Prozent mit Öl. In der Hauptstadt Kopenhagen werden 98 Prozent der Häuser mit Fernwärme versorgt, die großteils mit Erneuerbaren Energien erzeugt wird.
In Österreich lag der Gesamtenergieverbrauch 2021 bei 335 Terawattstunden, davon entfielen 169 TWh auf den Bereich Wärme und Kälte, 91 TWh auf den Verkehr und 75 TWh auf die Stromerzeugung. Im Stromsektor haben Erneuerbare einen Anteil von 76,2 Prozent, im Verkehrssektor liegt der Erneuerbaren-Anteil bei 9,4 Prozent und der Wärmesektor ist zu 35,5 Prozent erneuerbar.
Solarthermie und Wärmepumpen
Die Heizung der Zukunft nutzt anstelle von fossilem Öl oder Gas Wärme und Energie, die Sonne, Wind und die Umgebung zur Verfügung stellen. Neben Solarthermieanlagen trifft dies insbesondere auf Wärmepumpen zu. Eine Wärmepumpe nutzt die Wärme, die in der Umgebungsluft oder im Erdboden vorhanden ist, und gewinnt so aus einer Kilowattstunde Strom drei bis fünf Kilowattstunden Wärme. Der Markt für Wärmepumpen verzeichnet seit Jahren zweistellige Wachstumsraten, besonders hohe Zuwächse gab es 2022 in den skandinavischen Ländern Finnland, Norwegen und Schweden. In Österreich wurden 2022 über 50.000 neue Wärmepumpen installiert, ein Plus von 61,6 Prozent gegenüber 2021.
Zudem haben 2022 ungefähr 20.000 österreichische Haushalte von Ölkesseln auf Pelletöfen umgestellt, die als klimaneutral gelten, weil das CO2, dass beim Verbrennen von Holz anfällt - 350 Gramm CO2 pro Kilowattstunde - nicht fossil ist. Zum Treibhauseffekt trägt dieses CO2 dennoch bei. Vor allem Besitzer von älteren Häusern tauschen ihre Ölheizungen gegen Pelletkessel. Das liegt laut dem Verband proPellets auch daran, dass viele es sich nicht leisten können, gleichzeitig die Fassade zu dämmen und die Heizung zu tauschen. Bei einer Wärmepumpe sollten zudem im Idealfall auch die Heizkörper gewechselt und eventuell eine Photovoltaik-Anlage installiert werden.
In Städten kommt der Fernwärme eine große Bedeutung zu. Um diese ökologisch zu machen, gibt es auch in Österreich Projekte. So soll beispielsweise in Wien Fernwärme künftig nicht mehr aus Erdgas erzeugt, sondern die Abwärme der Kläranlage genutzt werden, um mit einer Großwärmepumpe über hunderttausend Wiener Haushalte mit klimaneutraler Wärme zu versorgen. Und auch die OMV soll mithelfen, die Wohnungen der Bundeshauptstadt klimaneutral zu machen. In Aderklaa bohrt die OMV nicht nach Öl und Gas, sondern um 85 Grad Celsius heißes Wasser aus 2.700 Metern Tiefe zu holen. In anderen Städten Österreichs kommt in der Fernwärme vielfach Biomasse zum Einsatz, beispielsweise Hackschnitzel.
Dass sich auch Wohnungen mit Gasthermen auf Wärmepumpen umrüsten lassen, zeigt seit einiger Zeit in Wien die gemeinnützige Sozialbau AG vor. Dabei werden die Gasthermen in den einzelnen Wohnungen in einem ersten Schritt durch eine sogenannte "Gemeinschafttherme" am Dachboden ersetzt, die später entweder durch einen Fernwärme-Anschluss oder eben eine zentrale Wärmepumpe ersetzt wird. Entscheidend beim Umstieg ist Experten zufolge, die Thermen in den einzelnen Wohnungen durch eine zentrale Wärmeversorgung zu ersetzen.