Altrektor Univ.-Prof. Fritz Paschke (1929–2022): Ein Nachruf
Fritz Paschke wurde am 2. März 1929 in Gösting bei Graz geboren, studierte an der TH Graz und an der TH Wien Elektrotechnik/Nachrichtentechnik und graduierte 1953 zum Diplom-Ingenieur. Danach wurde er Assistent am Institut für Hochfrequenztechnik der Technischen Hochschule (TH) Wien bei Prof. H.W. König. Im Jahr 1955 promovierte er zum Doktor der technischen Wissenschaften. Von 1955 bis 1956 war er Konsulent der US-Regierung in New York und trat danach in die Dienste des David-Sarnoff-Research Centers der Radio Corporation of America (RCA) in Princeton ein. Die wissenschaftlichen Arbeiten im Rahmen seiner Tätigkeit schufen die Grundlagen für eine signifikante Verbesserung des Wirkungsgrades von elektrischen Verstärkerröhren und wurden durch die Verleihung des RCA Laboratories Award für "Major Contributions to the Nonlinear Theorie of Electron Beams" gewürdigt.
1961 kehrte er nach Europa zurück und wechselte in den Unternehmensbereich Bauelemente der Siemens AG in München. Er war dort als Entwicklungsleiter der Werke für Röhren in München und Berlin mit dem Sitz in München tätig. Im Jahr 1965 erfolgte seine Berufung zum Ordinarius für Allgemeine Elektrotechnik an die TH Wien. Paschke war über viele Jahre hinweg Vorstand des Instituts "Allgemeine Elektrotechnik und Elektronik" bzw. dessen Nachfolgeinstitute, welche bis zu 300 Mitarbeiter_innen beschäftigten. 1970/71 war Fritz Paschke Dekan der Fakultät für Maschinenwesen und Elektrotechnik und von 1971 bis 1976 war er Prorektor bzw. Rektor der TH Wien. In seine Amtszeit als Rektor fielen die Fertigstellung des neuen Elektrotechnischen Instituts in der Gußhausstraße, der Ankauf und die Adaptierung des ehemaligen Hotels Goldenes Lamm in der Resselgasse als Institutsgebäude, sowie die Einrichtung eines interuniversitären Rechnerverbundes. Im Jahr 1997 emeritierte Fritz Paschke, blieb aber nahezu bis an sein Lebensende wissenschaftlich aktiv.
Professor Paschke war seit 1977 wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Von 1974 bis 1982 war er Vizepräsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung. Die Resultate der zahlreichen Aktivitäten von Fritz Paschke sind auch heute noch deutlich sichtbar. So war er 1985 maßgeblich an der Gründung der Gesellschaft für Mikroelektronik beteiligt. Fritz Paschke konnte die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft von der großen Bedeutung der Halbleiterforschung und Mikroelektronik für Österreich überzeugen und große Förderungsmittel erlangen, was zur Errichtung des Zentrums für Mikro- und Nanostrukturen der TU Wien führte. Fritz Paschke war 1979 auch maßgeblich an der Gründung des Bauelementewerks und Entwicklungszentrums von Siemens (heute Infineon) in Villach beteiligt und setzte sich für eine enge Zusammenarbeit der TU Wien mit dem Werk ein.
In Anerkennung und Würdigung seines großen Beitrags zum Technologie- und Wirtschaftsstandort Kärnten wurde ihm hierfür im Jahre 2008 das Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten verliehen. Eine weitere bedeutende Aktivität war 2004 die Gründung der Forschungsstelle für Integrierte Sensorsysteme, die zuerst mit Förderungsmitteln der Österreichischen Nationalbank an die Österreichische Akademie der Wissenschaften angegliedert war, und 2012 in die Donau-Universität Krems eingegliedert wurde. Das Institut beschäftigt heute an die 40 Forscher_innen in den Querschnittgebieten Sensortechnologie, Sensormaterialien und Sensornetzwerke.
Auch als Unternehmer war Fritz Paschke äußerst erfolgreich. Im Jahr 1989 gründeten Josef Taus, Manfred Leeb, Theobald Ettel und Fritz Paschke die Management Trust Holding (MTH), deren Aufsichtsratsvorsitzender er ab der Gründung bis 2021 war. Die MTH umfasst verschiedene Firmen und beschäftigt aktuell mehr als 6.000 Mitarbeiter_innen. Fritz Paschkes Expertise war in vielen Firmen geschätzt, was zu zahlreichen Aufsichtsratsmandaten und Beratungsverträgen führte.
Fritz Paschke hatte immer besonderes Interesse an der Zusammenarbeit mit Instituten und Firmen im Bereich der Medizintechnik. Nach seiner Emeritierung befasste er sich eingehend mit den theoretischen Grundlagen der fotodynamischen Therapie, welche gemeinsam mit den neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der ultrahellen LEDs die Basis zur Herstellung neuartiger Bestrahlungsgeräte bildeten. Die Umsetzung in die medizinische Praxis, vor allem für Anwendungen als Gewebestrahler bei entzündlichen Erkrankungen der Muskulatur und des Bewegungsapparates, erfolgte in Kooperation mit der Firma REPULS, von welcher heute die Geräte gebaut und sehr erfolgreich vertrieben werden.
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Auszeichnungen und Ehrungen
In Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen verliehen, von denen im Folgenden einige genannt werden. 1974 wurde ihm der Dr.h.c. der Technischen Universität Budapest verliehen. Im Jahr 1977 wurde er mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt er die Wilhelm Exner-Medaille des Österreichischen Gewerbevereins und den Ludwig-Boltzmann-Preis (Österreichischer Staatspreis für Forschungspolitik). In den folgenden Jahren erhielt er das Große Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, den Erwin-Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, den Würdigungspreis der Stadt Wien für Natur- und Technische Wissenschaften und die Prechtl-Medaille der TU Wien. Zu seinen rezenteren Preisen zählt die Verleihung des großen Kardinal-Innitzer-Würdigungspreises für Naturwissenschaften 2020 und die Zuerkennung des Wissenschaftspreises 2020 der Österreichischen Forschungsgemeinschaft (ÖFG). Zu guter Letzt sei noch die Verleihung der "Leonardo da Vinci-Medaille" genannt, welche Fritz Paschke besonders erfreut hat, da es sich hierbei um keinen Wissenschaftspreis handelt, sondern um die höchste Auszeichnung für Ingenieurausbildung in Europa. Sie wird durch die "Société Européenne pour la Formation des Ingénieurs" verliehen.
Es ist die Kombination einer Vielzahl von Eigenschaften, die Fritz Paschke zu dem bemerkenswert erfolgreichen und liebenswerten Menschen machten: Seine positive Lebenseinstellung, das breite Interesse an Technologien und die Fähigkeit anderen Menschen zu vertrauen, zu helfen und letztlich Verantwortung zu geben. Vor allem seine Begabung junge Talente zu erkennen und zu fördern hat viel Gutes bewirkt. Als herausragendes Beispiel sei die Förderung der damals jungen Forscherin Ingeborg Hochmair-Desoyer genannt. Sie erhielt die Möglichkeit an seinem Institut die ersten Prototypen eines Cochleaimplantates zu entwickeln, aus welcher später die Firma MED-EL mit Sitz in Innsbruck hervorging, der sie als Geschäftsführerin vorsteht. MED-EL gehört zu den Weltmarktführern in der Entwicklung und Produktion von implantierbaren Hörsystemen und beschäftigt weltweit etwa 2.200 Mitarbeiter_innen.
Fritz Paschke betonte immer, dass seine Erfolge ohne die Unterstützung seiner Familie, die für ihn über allem stand, niemals möglich gewesen wären. Besonders seine Frau, eine promovierte Biologin, mit der er fast 67 Jahre verheiratet sein durfte, war ein verlässlicher Ruhepol und eine Konstante in seinem Leben, die ihm stets zur Seite stand und ihm die notwendige Kraft und den Rückhalt gab. Seine geliebte Frau verstarb nur zwei Tage nach ihm im 97. Lebensjahr.
Mit Professor Fritz Paschke verliert die Technische Universität Wien einen exzellenten Lehrer und Wissenschaftler, und das Institut für Sensor- und Aktuatorsysteme einen lieben Kollegen mit hohen menschlichen Qualitäten. Unser Mitgefühl gilt besonders seiner Familie.
Rückfragehinweis: Univ.Prof.i.R. Dipl.-Ing. Dr.techn. Rupert Chabicovsky rupert.chabicovsky@tuwien.ac.at
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