Zwischen Wissen und Ästhetik: ISTA zeigt "Scientific Images"
Unter dem Titel "Human - Model - World. A collection of scientific images" lädt das Institute of Science and Technology Austria (ISTA) Interessierte ab 9. Juni ein, die Welt der wissenschaftlichen Bilder zu erkunden. Neben einem exklusiven sowie niederschwelligen Zugang zu aktuellen Vorgängen in Laboren verschwimmen dabei manchmal die Grenzen zwischen Forschung und Kunst, erklärten Kuratorin Mia Meus und ISTA-Forschungsgruppenleiter und Physiker Georgios Katsaros gegenüber APA-Science.
Die Grenzen der Sinne zu überschreiten, ob in Richtung winziger Nanometer-Skalen oder hin zu Objekten, die unvorstellbar weit weg sind, ist eine der Hauptfunktionen wissenschaftlicher Bildgebungsverfahren. Das spiegelt auch der Bogen, der anhand des Arrangements der Ausstellung gespannt wird, wider: "Sie startet mit der Abbildung eines winzigen menschlichen Organoids und endet mit einer großen Aufnahme, die mithilfe des James-Webb-Teleskops gemacht wurde und eine Region mit über 16.000 Objekten zeigt, die nahe am Rand des beobachtbaren Universums liegt", sagte Meus.
Wissenschaftliche Bilder im Forschungsalltag
"Alle wissenschaftlichen Disziplinen haben von bildgebenden Verfahren und deren Verbesserung in den vergangenen Jahrzehnten profitiert", so Katsaros: "Dass die Life Sciences etwa solche Fortschritte machen konnten, liegt meiner Ansicht nach unter anderem an den dramatischen Entwicklungen bei experimentellen bildgebenden Verfahren." Auch in seiner eigenen Forschungsdisziplin, der Experimentalphysik, sind sie unverzichtbar: Dort arbeite man beispielsweise mit winzigen Transistoren, also elektronischen Schaltelementen, die circa tausendmal kleiner als ein menschliches Haar und mit freiem Auge, aber auch mit einfachen Mikroskopen nicht erkennbar sind. Die durch moderne und hochkomplexe Technologien kreierten Bilder erlauben es Forschenden in vielen Fällen überhaupt erst zu verstehen, wieso Experimente funktioniert haben oder fehlgeschlagen sind.
Dabei gibt es laut Katsaros viele unterschiedliche Arten, wie und wozu Wissenschafterinnen und Wissenschafter in der Praxis Bilder nutzen: Manchmal gebe ihnen eine Aufnahme etwa unmittelbar die Antwort auf eine Frage, während sie in anderen Fällen am Beginn eines langen Forschungsprozesses steht. "Und sogar, wenn ein Experiment mal komplett schiefgeht, aber dabei ein visuell ansprechendes Bild entsteht, freuen sich Forschende zumindest darüber", schmunzelte der Physiker. "Die ästhetisch ansprechendsten Bilder entspringen oft so einem Missgeschick."
Komplexe Inhalte greifbar machen
Neben der Überbrückung von Distanzen und der Erweiterung der Sinne zählen auch die Archivierung von Wissen, Visualisierungen von wissenschaftlichen Konzepten und letztendlich die Wissenschaftskommunikation zu den vielfältigen Gründen, die die Bilder zu spannenden Ausstellungsobjekten machen. "Die Motive helfen auch, Geschichten zu erzählen, die sonst sehr abstrakt und komplex wären", sagte Meus.
So könne man Grundlagenforschung greifbar machen: Bei der Ausstellung wird beispielsweise eine Technik der Genanalyse zu sehen sein, die erst kürzlich verwendet wurde, um eine Frau vor einem falschen Schuldspruch wegen Kindsmordes zu bewahren. Mit dem Verfahren konnte bewiesen werden, dass ihre Kinder tatsächlich an einem seltenen Gendefekt verstorben sind, erklärte die Kuratorin.
Gesammelt wurden die Exponate von Forschenden unterschiedlichster Disziplinen der Mitgliedsinstitute des BRIDGE-Netzwerks anlässlich seines fünften Jahrestages. Das Netzwerk ist eine informelle Plattform zum Austausch von Ressourcen und Wissen in der Grundlagenforschung, der auch das ISTA in Klosterneuburg angehört.. Dabei gab es keine allzu strengen Vorgaben: Die Bilder sollten entweder eine fantastische Geschichte erzählen, ästhetisch ansprechend oder in ihrer Entstehung mit hohem technologischem Fortschritt verbunden sein.
"Wahnsinnig große Bandbreite" von Material
"Die Strukturierung in 'Human - Model - World' ist dann aus der wahnsinnig großen Bandbreite an Material vor dem Gedanken entstanden, dass wir in der Wissenschaft versuchen, uns selbst und die Welt zu verstehen. Für alles, was nicht an uns oder der Welt testbar ist, müssen wir stellvertretend Modelle bauen", sagte Meus. Dieses Hin und Her zwischen uns und den großen und kleinen Objekten "da draußen" bilde auch den roten Faden der Ausstellung.
Ganz ohne Hintergrundwissen würden sich viele Motive in ihrer Bildsprache und den hervorgerufenen Emotionen an der Grenze zur modernen Kunst bewegen, vermutete Katsaros. Ob Interesse an den durch Aufnahmen vermittelten Informationen und Geschichten besteht, oder an den durch sie ausgelösten emotionalen Reaktionen, hänge letztendlich von den jeweiligen Besucherinnen und Besuchern ab. Seine Empfehlung lautet jedenfalls: "Lassen Sie sich überraschen!"
Service: https://ista.ac.at/de/news-events/event/?eid=5029; Online-Galerie mit erstem Einblick: https://images-of-science.pages.ista.ac.at/; Termine: 9.6. im Rahmen des ISTA Open Campus; 11.6. 17:00-20:00; 1.7. 17:00-18:00; 5.7. 15:00-16:00 - Für den 1. und 5.7. wird um Voranmeldung unter science.education@ista.ac.at gebeten; Für Gruppen ab 15 Personen besteht die Möglichkeit, einen zusätzlichen Termin anzufragen.
(Diese Meldung ist Teil einer Medienkooperation mit dem Institute of Science and Technology Austria.)