Wasserversorgung: TU Graz entwickelte Planungstool mit Gaming-Aspekt
Der Klimawandel aber auch die Zunahme der Bevölkerung werden in Zukunft wesentlichen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit der Wasserversorgung in Österreich haben. Mit einem neuen, an der Technischen Universität Graz entwickelten Planungstool können Wasserversorger herausfinden, wie gut ihre Systeme für die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte vorbereitet sind, teilte die TU Graz mit.
Österreich ist ein wasserreiches Land, die Grundwasserressourcen sind jedoch unterschiedlich verteilt. Trockenperioden führten bereits in den vergangenen Jahren regional und saisonal vereinzelt zu Engpässen. Durch die Auswirkungen des Klimawandels, wie etwa Niederschlagsänderungen, Temperaturanstieg oder erhöhte Verdunstung können derartige Gegebenheiten zukünftig vermehrt auftreten. "Der Einfluss des Klimawandels auf die Nutzung und Verfügbarkeit von Wasser im 'Wasserland' Österreich wird immer größer", hob Daniela Fuchs-Hanusch vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft und Landschaftswasserbau hervor.
Der "Wasserschatz Österreich" schrumpft
Laut der im Jahr 2021 veröffentlichten Studie "Wasserschatz Österreich" im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus könnten die österreichischen Grundwasserressourcen bis 2050 um bis zu 23 Prozent von derzeit 5,1 Milliarden Kubikmeter auf 3,9 Milliarden Kubikmeter schrumpfen. Gleichzeitig dürfte der Wasserbedarf um elf bis 15 Prozent steigen. Das würde einen Wasserbedarf von 830 bis 850 Millionen Kubikmeter jährlich bedeuten, wobei dieser in einzelnen Gemeinden je nach Bevölkerungszunahmen bis zu 50 Prozent steigen könnte. Auch in der Landwirtschaft könnte sich der Bedarf laut Studie regional und saisonal bis 2050 beinahe verdoppeln. Hier gilt es also klug vorauszuplanen.
Gängige Planungssysteme konnten bisher keine abgestufte Prognose der Leistungsfähigkeit bestehender Versorgungssysteme bieten. Das Forscherteam um Fuchs-Hanusch hat eine Lösung vorgelegt: Mit dem kostenlosen Web-Tool EWA (Entscheidungshilfe in der Wasserversorgung unter Einbeziehung von Wandelfaktoren) können Wasserversorger Planungsalternativen für verschiedenste Klima-, Ressourcen- und Verbrauchsszenarien bis zum Jahr 2055 "durchspielen".
Dazu haben die Forschenden - basierend auf den Daten der "Wasserschatz Österreichs"-Studie und anhand punktueller Wasserversorgungsdaten und -bedarfsprognosen - erst einmal Leistungsindikatoren und Parameter ermittelt, die ein Wasserversorgungssystem erfüllen muss. Diese wurden mit einer Software für hydraulische Simulation verbunden. Auch kleineren Wasserversorgern soll es damit möglich werden, die Tauglichkeit des eigenen Netzes für unterschiedliche Zehnjahres-Szenarien zu bewerten. So soll sich zeigen, ob die vorgesehenen Maßnahmen ausreichen, oder ob weitere Schritte darüber hinaus gesetzt werden müssten.
Mit dem Tool lassen sich verschiedene Entwicklungen bis hin zu Störfällen durchspielen. Etwa, wenn in zwei Gemeinden aufgrund des Einwohner- und Besucherzuwachses im Jahr 2045 die Wasserversorgung nicht mehr funktioniert und es im Brand- oder Störfall zu gröberen Engpässen kommt. Die Umsetzung der gamifizierten Aspekte des Tools haben Johanna Pirker, Valentin Adler und Georg Arbesser-Rastburg vom Institute of Interactive Systems and Data Science übernommen.
Service: Das EWA-Tool ist allen Interessierten zugänglich, aus Sicherheits- und Datenschutzgründen muss dafür allerdings ein TU Graz-Account angelegt werden. https://sww-ewa.tugraz.at/