Kroatentreffen in Bleiburg: Stadt ruft Dialogtage ins Leben
Angesichts des sogenannten Kroatenteffens in Bleiburg, das in den vergangenen Jahren auch immer wieder rechtsextreme Teilnehmer angezogen hatte, ruft die Stadt die Bleiburger "Dialogtage" ins Leben. Wie die Verantwortlichen am Freitag bei einer Pressekonferenz sagten, soll dabei beleuchtet werden, wie man geschichtliche Ereignisse aufarbeitet, ohne sich politisch vereinnahmen zu lassen. Die dreitägige Veranstaltung soll im Spätsommer stattfinden.
Bleiburg sei durch das Kroatentreffen über Jahre hinweg ins rechte Eck gerückt worden, meinte der Bürgermeister der Stadt an der Grenze zu Slowenien, Stefan Visotschnig (SPÖ): "Aber wir leben etwas Anderes!" Nun wolle man beleuchten, wofür Bleiburg steht: "Für eine friedliche Zusammenarbeit." Der Historiker Raimund Grilc brachte in diesem Zusammenhang auf den Punkt, welchen Schwerpunkt die Dialogtage haben sollen: "Die Ereignisse sollen aufgearbeitet werden, ohne dass man sich politisch vereinnahmen lässt", sagte der frühere ÖVP-Landtagsabgeordnete und Amtsvorgänger Visotschnigs. Außerdem will man den nächsten Generationen eine Perspektive im Hinblick auf ein friedliches Zusammenleben geben.
Als Musiker sei er gewöhnt, anderen zuzuhören, erklärte Arthur Ottowitz, der die Dialogtage im Hinblick auf die Kärntner Veranstaltungsreihe "Carinthija2020" koordinierte: "Dieser Zugang ist auch wichtig, wenn es um politische Diskurse geht." Ihm tue es weh, wenn Bleiburg im Zusammenhang mit Bezeichnungen, wie "größtes Faschistentreffen" Europas genannt wird: "Das sind nicht wir." Die Dialogtage sollen keine einmalige Veranstaltung sein, sie können in den kommenden Jahren auch zu anderen Themen stattfinden.
Sieben Vortragende
Bei den Dialogtagen selbst sollen sieben Vortragende auftreten - wenn möglich, dann auch schon vor Publikum, die Veranstaltung soll aber auch live übertragen werden. Ans Rednerpult treten werden etwa Anja Grebe (Universitätsprofessorin für Kulturgeschichte an der Donau-Universität Krems), die über Ausstellungen und Gedenkkultur referieren wird, oder Universitätsprofessor Friedrich Glasl, sein Thema werden die Schwellen beim Eskalieren und Deeskalieren von Konflikten sein. Über die Entwicklung und Veränderung von Erinnerung spricht Professor Hans J. Markowitsch von der Universität Bielefeld.
In Bleiburg waren nach dem Zweiten Weltkrieg rund 40.000 Ustascha-Soldaten und ihre Angehörigen von der britischen Armee an jugoslawische Einheiten übergeben worden. Tausende wurden daraufhin ermordet. Jedes Jahr im Mai fand deshalb lange Zeit das umstrittene Treffen in Bleiburg statt, zu dem mehrere tausend Teilnehmer kamen. Vergangenes Jahr gab es wegen der Corona-Pandemie kein Treffen, und auch für heuer - Termin wäre der 16. Mai - war noch keine Veranstaltung angemeldet.
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