Weltwassertag 2019
Im Gegensatz zu anderen Weltregionen hat der Großteil der EU-Bevölkerung gesicherten Zugang zu qualitativ hochwertigem Trinkwasser. Durch umfassende Überwachung ist ein hohes Schutzniveau für die Bevölkerung gewährleistet.
Die Untersuchung und Begutachtung von Trinkwasser sowie die Überwachung von Wasserversorgungsanlagen in Österreich darf nur von berechtigten Personen bzw. Instituten wie z. B. der AGES durchgeführt werden. Die AGES untersucht österreichweit Wasser aus kommunalen Wasserversorgungsanlagen und von privaten Brunnenbesitzern und Lebensmittelbetrieben. Pro Jahr werden von der AGES über 10.000 Trinkwasserproben auf chemische, physikalische und mikrobiologische Parameter untersucht. Die derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Parameter für die Trinkwasseruntersuchung sind im Österreichischen Lebensmittelbuch aufgelistet. Ergebnisse über die Wasserqualität sind online auf Gemeindeebene auf der Österreichischen Trinkwasserdatenbank einsehbar.
EU: Trinkwasserrichtlinie wird überarbeitet
Das Konzept der Qualitätsüberwachung von Trinkwasser in der EU orientiert sich an Parametern, die schon vor über 20 Jahren festgelegt wurden. Im aktuellen Entwurf zur EU-Trinkwasserrichtlinie werden daher Parameter aktualisiert bzw. kommen neue Parameter dazu: Diese basieren auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO und berücksichtigen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse: So ist z. B. die Untersuchung ausgewählter endokriner Disruptoren vorgesehen. Darunter versteht man Chemikalien, die Wirkung auf die Funktion des Hormonsystems und damit auf die Entwicklung, das Wachstum, die Fortpflanzung und das Verhalten von Menschen und Tieren haben.
Endokrin wirksame Chemikalien in Trink-, Grund- und Oberflächenwasser
Der Eintrag von potentiell endokrin wirksamen Substanzen ist vielfach auf Beeinflussung durch Abwasser und Oberflächenwasser zurückzuführen. Im Jahr 2017/18 haben AGES und Umweltbundesamt in einem Forschungsprojekt stichprobenartig erhoben, welche ausgewählten endokrin disruptiven Chemikalien in Grund-, Trink- und Oberflächenwasser nachgewiesen werden können. In 39 von 54 Proben wurde mindestens ein endokriner oder potenziell endokriner Disruptor gefunden. Die ermittelten Konzentrationen lagen großteils im Bereich von Nanogramm pro Liter. Ein Nanogramm (ng) ist ein Milliardstel Gramm. Auch wenn derartig niedrige Konzentrationen keinen unmittelbaren Anlass zur Sorge geben, sollte Wasser frei von derartigen Chemikalien sein. In Zukunft sollte Trinkwasser regelmäßig auf das Vorhandensein derartiger Substanzen untersucht werden.
Pharmazeutika und Abwasserindikatoren in Grund- und Trinkwasser
Spätestens seit Anfang der 1990er-Jahre werden Arzneimittelrückstände (ebenso wie Pestizid-Rückstände) einschließlich ihrer Abbauprodukte im Grundwasser nachgewiesen. Das gilt auch für so genannte "Abwasserindikatoren" wie Zuckerersatzstoffe oder Industriechemikalien, die in der Regel im kommunalen Abwasser vorkommen. Ein Forschungsprojekt von AGES und Umweltbundesamt hat im Jahr 2014 das Vorkommen von Antibiotika, Pharmazeutika und Abwasserindikatoren im Grund- und Trinkwasser untersucht (54 Grundwassermessstellen, 50 Trinkwassermessstellen). Insgesamt wurden die Wasser-Proben auf 37 Antibiotika-Wirkstoffe und acht Leitsubstanzen (Zuckerersatzstoffe, Industriechemikalien, Pharmazeutika) untersucht. An sieben Grundwassermessstellen (13 %) und fünf Trinkwassermessstellen (10 %) wurden bei zumindest einem Analyse-Durchgang Antibiotikawirkstoffe festgestellt. Die dabei ermittelten Konzentrationen lagen großteils im Bereich von wenigen Nanogramm pro Liter. Die festgestellten Antibiotikagehalte lagen in Konzentrationsbereichen, die keine toxikologischen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben. Allerdings kann die Anwesenheit von Pharmazeutika und Industriechemikalien im Trinkwasser auch bei niedrigsten Dosen immer noch ein Risiko bezüglich unerwünschter Synergieeffekte darstellen. Somit sind bei Vorhandensein derartiger Substanzen die Ursachen abzuklären, Eintragsquellen zu identifizieren und Maßnahmen zu setzen, um ihr Auftreten im Trinkwasser zu minimieren oder zu eliminieren.
Quelle: AGES