Neues geophysikalisches Testgelände als "Untergrund-Labor"
Die Geologische Bundesanstalt (GBA) errichtet derzeit in der Nähe von Melk (NÖ) ein geophysikalisches Testgelände. Das drei Hektar große Areal ist weitgehend ungestört von Einflüssen wie Stromleitungen, Bahnlinien und Gebäuden in der Nähe und soll helfen, verschiedene geophysikalische Methoden, mit denen die Forscher in den Boden "blicken" können, zu testen, zu vergleichen und weiterzuentwickeln. Dazu wurden in dem "Untergrund-Labor" auch verschiedene Testobjekte vergraben.
Bei der Suche nach einem geeigneten Testgelände wurden die Experten der GBA in Pöverding (Bezirk Melk) fündig. Es handelt sich um ein aufgelassenes Tagbaugebiet für Quarzsande der Quarzwerke Österreich, das teilweise wieder aufgefüllt und renaturiert wurde. "Das ist jetzt unsere Spielwiese, wo wir uns austoben können", erklärte Projektleiter Stefan Pfeiler von der GBA gegenüber der APA. Finanziert wird das dreijährige Projekt "Geotest" vom Bildungsministerium im Rahmen des Vollzugs des Lagerstättengesetzes.
Noch besser in den Boden "blicken"
Die Wissenschafter haben das Areal bereits durch umfangreiche Messungen - u.a. mittels Geoelektrik, Radiometrie, Georadar und Geochemie - charakterisiert, um den ungestörten Zustand des Untergrundes bestmöglich zu erfassen. Zudem wird ein 3D-Modell von dem Gebiet erstellt. Dann wurden verschiedene Testkörper am Gelände vergraben, um in kommenden Untersuchungen deren Einflüsse auf unterschiedliche Methoden zu ermitteln und "Schärfe und Genauigkeit unserer Methoden zu verbessern". So wurden etwa Stahlplatten, ein salzwasser-gefülltes Edelstahlfass sowie Kabel eingegraben.
"Uns geht es vor allem darum, unsere Methoden zu vergleichen, zu verifizieren und zu bestätigen, auch im Hinblick auf eventuelle Methodenentwicklungen und Neuanschaffungen", sagte Pfeiler. Ohne entsprechende Möglichkeiten zur Kalibrierung der verwendeten Messinstrumente sei ein Vergleich der angewandten Methoden und somit eine möglichst exakte Aussage über den Untergrund nur bedingt möglich. Auch bei neuen Messgeräten müssten Vergleichsmessungen unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt werden, um deren Resultate mit früheren Messergebnissen vergleichen zu können.
Radioaktivität am Testgelände gemessen
Mittels Radiometrie wurde auch der Kalium-, Uran- und Thoriumgehalt - und damit die Radioaktivität - der oberflächennahen Schichten am Testgelände gemessen. Ziel sei es, an einem Ort eine kontinuierliche Zeitreihe dieser Daten zu erhalten, auch im Hinblick auf zurückliegende Reaktorkatastrophen wie Tschernobyl oder Fukushima, so Pfeiler. Ebenso sollen langfristige Zeitreihen über saisonale Effekte auf den Untergrund wie Niederschläge und Temperatur erstellt werden. Dies ist ein Beitrag zum Geomonitoring-Zentrum der GBA, das sich mit Naturgefahren wie Hangrutschungen, Vermurungen, etc. befasst.
In einem weiteren Schritt soll das Testgelände auch externen in- und ausländischen Institutionen wie z.B. der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) oder der in Wien ansässigen Atomteststopp-Organisation CTBTO (Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty) zugänglich gemacht werden.
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