Gentechnisch veränderte Pflanzen für die Lebensmittelproduktion sind in Österreich seit jeher ein kontroverses Thema. Die Debatte ist mit den im Juli vorgestellten Plänen der EU-Kommission, den Umgang mit Neuer Gentechnik (NGT) in der Landwirtschaft zu lockern, neu entfacht.
Damit sollen bestimmte gentechnisch veränderte Pflanzen von den strengen EU-Gentechnikregeln ausgenommen werden, also neue Mutationsverfahren künftig einfacher eingesetzt und damit bearbeitete Pflanzen nicht mehr als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden.
Die EU-Pläne stoßen aber besonders in Österreich bei Politik und vielen Interessensvertretungen auf weitgehende Ablehnung. Österreichische Forschungsinstitutionen sprachen sich hingegen in einem Offenen Brief für eine vorurteilsfreie, aufgeschlossene Debatte zur Neuen Gentechnik auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz aus.
Ziel des EU-Vorstoßes ist es unter anderem, Nutzpflanzen mit verbesserter Resistenz, Qualität oder höherem Ertrag schneller und präziser züchten zu können. Das soll die Nachhaltigkeit und Resilienz unseres Lebensmittelsystems verbessern und zu den Zielen des Europäischen „Green Deal“ und zur Farm-to-Fork-Strategie, dem Aktionsplan für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion, beitragen.
>> EU will Neue Gentechnik als Werkzeug für „Green Deal“ nutzen
Die Ablehnung der Gentechnik hat auch in Europa eine gewisse Tradition. Jüngste Umfragen und EU-Ratsdiskussionen zur Anpassung der EU-Gesetzgebung lassen aber einen Wandel in der gesellschaftlichen Akzeptanz als möglich erscheinen, schreibt Armin Spök von der Technischen Universität Graz in einem Gastbeitrag. Als Gründe macht er z.B. den durch Extremwetterlagen und den schrittweisen Ausstieg aus Pestiziden erhöhten Druck auf Züchter und landwirtschaftliche Betriebe, nach neuen Instrumenten zur Sicherstellung der Ertrags- und Versorgungssicherheit zu suchen, aus. Auch die gegenwärtigen Krisen würden Konsumenten und Konsumentinnen wohl eher zu einem Umdenken bewegen.
Die Debatte um Gentechnik ist mit den im Juli 2023 vorgestellten Plänen der EU, den Umgang mit Neuer Gentechnik (NGT) in der Landwirtschaft zu lockern, neu entfacht. Die neuen Verfahren erfordern eine aufgeschlossene Neubewertung der Gentechnik, sagen Experten zu APA-Science – auch in Österreich.