"Mit der Studienwahl die eigene Zukunft gestalten"
Mit der Geschwindigkeit der Wissensvermehrung in unserer Gesellschaft verändern sich auch die Rahmenbedingungen immer schneller, unter denen Ausbildungen und Berufskarrieren stattfinden. Diese kontinuierlichen Veränderungen bedingen auch Wechsel und Brüche in den individuellen Bildungsverläufen. Das klassische Lebenszyklus- und Berufslaufbahnmodell gilt nicht mehr. Wer eine bestimmte Berufsausbildung absolviert hat, erwirbt damit nicht mehr automatisch eine Eintrittskarte in eine bestimmte Berufslaufbahn. Ebenso kann man nicht mehr erwarten, in ein und derselben Institution bis zur Pensionierung tätig zu sein.
Was bedeutet dies nun für die Wahl eines Studiums? Da die Studieninteressierten sehr heterogen sind, kann es hier keine simple Antwort geben. Manche wissen schon ganz genau, was sie studieren und welchen konkreten Beruf sie ergreifen wollen; andere haben ganz viele Interessen und können sich nicht entscheiden; wieder andere wissen nur die globale Richtung (z.B. etwas Naturwissenschaftliches), aber nicht welches konkrete Fach sie studieren wollen, und schließlich gibt es manche, die schlicht gar keine Idee haben, für welches Studium sie sich entscheiden sollen. Zur Unterstützung bei solchen Entscheidungsschwierigkeiten werden Studienberatungen, Interessenstests etc. angeboten, auf die hier nicht weiter eingegangen wird.
Was jedoch viele nicht berücksichtigen bei ihrer Entscheidung für ein bestimmtes Studium, sind folgende Fragen: Für welche Berufstätigkeit qualifiziert mich das Studium? Wie soll mein Berufsalltag aussehen? Bin ich jemand, der gerne in Teams arbeitet und Kontakt mit vielen Menschen hat, oder arbeite ich lieber alleine? Bin ich jemand, der gerne Verantwortung übernimmt und andere anleiten kann und will, oder habe ich es lieber, wenn ich Aufträge erhalte und ausführe? Will ich gerne selbstständig sein, oder würde mich das zu sehr stressen? Mag ich einen geregelten Arbeitstag mit festgelegten Beginn- und Endzeiten, oder arbeite ich gerne quasi rund um die Uhr?
Sich mit solchen Fragen bereits bei der Studienwahl auseinanderzusetzen verhindert, dass man nach Studienabschluss feststellt, dass die erworbenen Qualifikationen am Arbeitsmarkt nicht gefragt sind und man nur einen Job findet, der nichts mit dem Studium zu tun hat und hinsichtlich Bezahlung und Status auch nicht wirklich passt. Insbesondere ist es wichtig, seinen eigenen Arbeitsstil zu kennen, und im Blick zu haben, ob es relativ leicht ist, mit dem gewählten Studium nachher eine Berufstätigkeit zu erreichen, die diesem Arbeitsstil entspricht. Auch Wechsel in der Berufstätigkeit fallen leichter, wenn man weiß, was einem liegt, wie man gut und gerne arbeitet.
Und schließlich sollte man sich bei der Studienwahl auch fragen, ob man die notwendige Ausdauer und Lernbereitschaft für die Anforderungen im Studium mitbringt, plus der Kompetenzen, die Studienmotivation auch erfolgreich umsetzen zu können; d.h. insbesondere, ob man selbstreguliert und selbstverantwortlich lernen und arbeiten kann. Denn jedes Studium stellt eine Herausforderung dar. Herausforderungen sind leichter zu bewältigen, wenn man sie gut abschätzen kann – d.h. Studienaufbau und Anforderungen genau ansehen – und wenn man seine eigenen Kompetenzen gut und damit auch die Passung dieser zu den Studienanforderungen gut kennt.
Die Studienwahl ist eine wichtige Entscheidung. Sie sollte daher begründet getroffen werden, denn mit ihr gestaltet man die eigene Zukunft. Wenn man sich nun nicht so sicher ist, ob es auch wirklich die richtige Entscheidung war, dann ist es hilfreich, wenn man mit sich selbst ein Probesemester oder Probejahr vereinbart und nachher resümiert, ob ein Studienwechsel sinnvoll wäre, oder ob es passt. Damit ist ein Studienwechsel oder auch ein Studienabbruch kein Misserfolg, sondern eine begründete Entscheidung für die eigene Zukunft.