Fingerschweiß erlaubt tiefe Einsichten in Stoffwechselprozesse
Aus dem menschlichen Schweiß lassen sich viele Informationen über Abbauprozesse im Körper herauslesen. Das erklären Forscher der Uni Wien in einer im Fachmagazin "Nature Communications" erschienenen Arbeit. Das neue Verfahren, bei dem spezielles Filterpapier zwischen Daumen- und Zeigefinger gehalten wird, erlaube Rückschlüsse auf den individuellen Stoffwechsel. Es könnte aber auch verwendet werden, um etwa nachzuprüfen, ob Medikamente eingenommen werden.
Im Rahmen der Studie tranken Versuchspersonen Kaffee oder nahmen eine Koffeintablette ein. Fünf Minuten danach wuschen sie sich für zwei Minuten die Hände, um dann das Filterpapier eine Minute lang zwischen den Fingern zu halten. Den auf diese Weise gewonnenen Schweiß analysierte das Team um Christopher Gerner von der Fakultät für Chemie der Universität Wien mittels Massenspektrometrie.
Es zeigte sich, dass sich so sich Rückschlüsse auf den Stoffwechsel der Versuchspersonen ziehen lassen, ohne dafür Blut- oder Urinproben nehmen zu müssen, heißt es am Dienstag in einer Aussendung der Uni Wien. Die Wissenschafter wiederholten diesen Vorgang mehrfach und konnten mit der Einnahme von Koffein verbundene Stoffwechselprodukte im Körper über die Zeit hinweg nachverfolgen. Das erlaubte ihnen darzustellen, wie die Personen die Verbindung aufnahmen und weiterverarbeiten. Auf Basis der Daten konnte mittels mathematischer Netzwerkanalysen sogar darauf geschlossen werden, wie aktiv Enzyme in der Leber der jeweiligen Test-Teilnehmer waren, so die Forscher.
"Das Verfahren hat sich als hochempfindlich erwiesen und zeigt neue Möglichkeiten auf, individuelle Stoffwechselprozesse sichtbar zu machen", so Gerner. Er hat mit Kollegen schon in einer früheren Studie gezeigt, dass sich so auch nachverfolgen lässt, was Menschen gegessen haben und ob das Lebensmittel etwa mit Pestiziden belastet war. Die Wissenschafter sind davon überzeugt, dass sich mit ihrer Herangehensweise noch viele weitere Stoffe verlässlich nachweisen ließen. Das erlaube es dann etwa im Rahmen von klinischen Studien nachzuprüfen, ob Personen Medikamente im vorgesehenen Ausmaß einnehmen, es ließen sich aber auch Hinweise darüber sammeln, welche Therapien für bestimmte Menschen am besten geeignet sind.
Service: https://dx.doi.org/10.1038/s41467-021-26245-4