Mikro-Ultraschall erleichterte Abklärung von Prostatakrebs-Verdacht
Fortschritte in Diagnose und Therapie sollen Heilungschancen und Lebensqualität von Männern mit Prostatakrebs verbessern. Ein Mikro-Ultraschallsystem für genauere Biopsien hat ein internationales Wissenschafterteam mit Beteiligung Linzer Urologen getestet. Ein Schnellschnittverfahren während der Operation verbessert Potenz und Kontinenz nach der chirurgischen Entfernung der Prostata.
Mit rund 7.500 Neudiagnosen pro Jahr und etwas mehr als 1.400 Todesfällen stellt Prostatakrebs in Österreich die häufigste Karzinomerkrankung des Mannes dar. Seit Jahrzehnten geht es darum, die Diagnose gefährlicher Verlaufsformen möglichst früh sicherzustellen und im Falle der notwendigen chirurgischen Entfernung des befallenen Organs möglichst schonend vorzugehen. Neueste Studien, eine davon mit Beteiligung von Linzer Urologen, könnten deutliche Fortschritte bringen.
In den vergangenen Jahren hat sich bei Abklärung eines Prostatakarzinom-Verdachtsfalles die Biopsie mit Unterstützung von Ultraschall und/oder Magnetresonanz zur Erhöhung der Genauigkeit der Gewebeentnahme für die anschließende Begutachtung durch Pathologen etabliert. Einen weiteren Fortschritt könnten Mikro-Ultraschall-Verfahren darstellen. Mit solchen Systemen können Strukturen mit einer Auflösung von bis zu 0,07 Millimetern dargestellt werden. "Das ist eine Verbesserung um 300 Prozent gegenüber konventioneller Ultraschalluntersuchung", schrieben jetzt Adam Kinnard (Universitätsklinik für Urologie der Universität von Alberta/Kanada) und seine Co-Autoren, unter ihnen Ferdinand Luger (Urologie/Ordensklinikum der Elisabethinen/Linz) in der Zeitschrift der amerikanischen Ärztegesellschaft (JAMA Online; doi:10.1001/jama.2025.3579).
Vergleichsuntersuchung zum besten Standard
Die Publikation erfolgte zeitgleich mit der Vorstellung der zugrundeliegenden wissenschaftlichen Untersuchung beim Jahreskongress des Europäischen Urologie-Verbandes (EAU25) in der spanischen Hauptstadt Madrid (21. bis 24. März). Den Wissenschaftern ging es um den Vergleich von Magnetresonanz-Untersuchung (MRI) und des Mikro-Ultraschallverfahrens als bildgebende Methoden zur Unterstützung im Verdachtsfall notwendiger Gewebebiopsien. Bei der MRI erfolgt die Bildgebung getrennt von der Biopsie beim Urologen. Das macht den Ablauf kompliziert und erfordert auch Vorhandensein bzw. Verfügbarkeit von Magnetresonanztomografen, was bei weitem nicht überall der Fall ist. Der Ultraschall kann prinzipiell in jeder Arztpraxis zur Verfügung stehen.
Insgesamt wurden in die wissenschaftliche Untersuchung an 20 Urologie-Zentren in acht Ländern 802 Männer im Alter über 18 Jahren und mit Verdacht auf ein Prostatakarzinom aufgenommen. 102 von ihnen bekamen eine Biopsie ausschließlich mit Mikro-Ultraschall-Unterstützung in der Bildgebung, bei 262 Studienteilnehmern erfolgte die Biopsie mit MRI und Mikro-Ultraschall, bei 331 Patienten führte man die Biopsie mit Unterstützung per MRI und konventionellem Ultraschall durch.
Die Ergebnisse sprechen für eine in Zukunft breitere Anwendung von per Mikro-Ultraschall unterstützten Biopsien zur Abklärung eines Prostatakarzinomverdachts: Bei 46,1 Prozent der Untersuchten wurde ein klinisch signifikantes Karzinom entdeckt. Unter Verwendung der herkömmlichen besten Verfahrenskombination aus konventionellem Ultraschall und MRI war das bei 42,6 Prozent der Untersuchten der Fall. Der Unterschied bedeutete kein signifikant besseres bzw. schlechteres Resultat. Damit könnte der Mikro-Ultraschall eine gute und vergleichsweise einfache Alternative zur Magnetresonanz darstellen, betonten die Fachleute. Am wichtigsten aber bleibt die Früherkennung. Laut Österreichischer Krebshilfe sollte jeder Mann ab 45 Jahren regelmäßig zu einer Vorsorgeuntersuchung zum Arzt gehen.
Schonende Chirurgie
Ebenfalls in den vergangenen Tagen beim EAU25-Kongress in Madrid vorgestellt, gleichzeitig mit der Publikation der Ergebnisse im Fachblatt "Lancet", wurde eine Studie vor allem britischer Urologen um Eoin Dinneen (University College London; DOI:10.1016/S1470-2045(25)00091-9). Untersucht wurde, ob bei einer Roboter-unterstützten Entfernung der Prostata durch eine schnelle pathologische Untersuchung eines Gewebe-Gefrierschnitts noch während der Operation ein besseres Ergebnis bezüglich Harnkontinenz und erektiler Funktion erzielt werden kann.
Mit der "NeuroSAFE"-Strategie soll bei radikaler Entfernung der Prostata noch während des chirurgischen Eingriffs per Gewebe-Gefrierschnitt abgeklärt werden, ob jene Nervenbündel, welche die erektile Funktion steuern, noch besser geschützt werden können. Auch sprachen die Resultate für die neue Strategie mit zusätzlicher pathologischer Untersuchung während des chirurgischen Eingriffs. Bereits kurzfristig nach der Operation war die Kontinenzrate der Patienten höher. Nach einem Jahr berichteten die Betroffenen auch von einer besseren erektilen Funktion.