Italienischer Philosoph Gianni Vattimo gestorben
Der italienische Philosoph, Autor und Politiker Gianni Vattimo ist am Dienstagabend im Alter von 87 Jahren gestorben. Dies teilte sein Lebensgefährte Simone Caminada mit. Der gebürtiger Turiner wurde in den 1980er-Jahren als Theoretiker des "schwachen Denkens" international bekannt.
Vattimo promovierte 1961 in Philosophie über Aristoteles. Nach einem Forschungsstipendium in Heidelberg, wo er bei Karl Löwith und Hans-Georg Gadamer studierte, wurde er 1964 Professor für Ästhetik an der Universität Turin. 1982 übernahm er den Lehrstuhl für Theoretische Philosophie. In den 1970er- und 1980er-Jahren war er auch Gastprofessor an verschiedenen Universitäten in den USA.
Gianni Vattimo setzte sich für die Rechte gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ein. Er war homosexuell und bezeichnete sich selbst als Katholik, glaubte jedoch nicht an Gott. 1992 erhielt er gemeinsam mit Wolfgang Welsch den Max-Planck-Forschungspreis. Im Jahr 2000 war er Fellow des Kollegs Friedrich Nietzsche. 2002 wurde er mit dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken ausgezeichnet.
Von 1999 bis 2004 war er für die italienischen Linksdemokraten Abgeordneter im Europaparlament. 2009 zog Vattimo erneut ins Europaparlament ein. In der Legislaturperiode 2014 saß er in der liberalen ALDE-Fraktion. In seinen zahlreichen Werken beschäftigte er sich mit Ontologie und Nihilismus und sprach in diesem Zusammenhang vom "Schwachen Denken". Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit war die Beschäftigung mit der Philosophie Friedrich Nietzsches und Martin Heideggers. Vattimo übersetzte auch mehrere Werke Heideggers ins Italienische, vor allem aber Hans-Georg Gadamers "Wahrheit und Methode".
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