Angewandte Forschung ist Schlüssel für die Zukunft
Gastbeitrag --- Bildung, Gesundheit und Klima sind wesentliche Grundlagen für den Wohlstand in unserer Gesellschaft. Ein Wohlstand der zur Gänze auf Wissenschaft beruht. Wir leben in einer modernen Zeit, die geprägt ist von Skepsis und Forschung, im Gegensatz zum Mittelalter, welches von Furcht und Glauben geprägt war. Die Krisen unserer Zeit bergen durchaus die Gefahr von Verdruss und Gleichgültigkeit.
Für eine Regierung der Zukunft muss daher Wissenschaft in und für die Gesellschaft eine hohe Priorität einnehmen. Forschung und Bildung bieten eindeutige Antworten auf die Fragen der Zukunft. Ein besonderes Augenmerk kommt der wissenschaftlichen Innovation und dem Transfer in unsere Gesellschaft zu. Angewandte Forschung und Entwicklung für und mit der Gesellschaft zu betreiben, halte ich demnach für ethisch geboten.
Aus Perspektive der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind daher die Rahmenbedingungen an die internationalen Standards, wie beispielsweise in Deutschland, anzupassen, um den Anschluss im Wettbewerb um die besten und klügsten Köpfe nicht zu verlieren:
1. Es braucht in Hinkunft eine Finanzierung, die neben der Lehre auch die Forschung und den Wissenstransfer miteinschließt und im Wert laufend angepasst wird.
2. Um die Dynamik und Wettbewerbsfähigkeit unserer Hochschulen zu erhalten, muss der überbordenden Bürokratie ein Ende gesetzt werden. Jahrelange Akkreditierungsverfahren verhindern das rasche Antworten auf dringende Bedürfnisse am Arbeitsmarkt.
3. Es muss nach langen Diskussionen jetzt endlich möglich sein, akkreditierte Doktoratsprogramme an HAW einzurichten. Die EU empfiehlt, dass die Promotion nicht nur auf reine Forschungstätigkeit, sondern auch auf komplexe Tätigkeiten im Bereich gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und technologischer Innovation vorbereiten solle. Eine neue Regierung muss hier rasch handeln, sonst wird wissenschaftliches Personal und Kapital ins benachbarte Deutschland abwandern, wo die Promotionsmöglichkeit bereits gegeben ist.
Es gibt aber auch noch eine Reihe anderer Faktoren, die außerhalb des Wirkungsbereiches der HAW liegen, die jedoch für unseren Wohlstandsstandort entscheidend sind. Die Begeisterung fürs Neue, für die Forschung und Fragen der Wissenschaften müssen bis in die Volksschule hinuntergetragen werden. Es braucht hier besondere Persönlichkeiten, Spezialistinnen und Spezialisten im Handwerk der Pädagogik und des Lehrens. Der Lehrerin, dem Lehrer, der Pädagogin, dem Pädagogen wird in Zukunft eine ganz neue Bedeutung zukommen, denn die Schule muss ein Ort des Spielens und des Probierens werden und viel weniger ein Ort an dem lexikalisches Wissen antrainiert wird.
Zur Person:
Kurt Koleznik, geb. 1962, ist seit Jänner 2006 Generalsekretär der Österreichischen Fachhochschul-Konferenz (FHK). In dieser Funktion vertritt er die gemeinsamen Anliegen der Fachhochschulen in unterschiedlichen nationalen und internationalen Gremien. Er ist Mitglied des Aufsichtsrats der OeAD GmbH seit ihrer Gründung, seit 2013 Mitglied des Stiftungsrats der Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA). Von 2000-2005 war er Geschäftsführer der Fachhochschule Vorarlberg.
Davor sammelte er sechs Jahre Erfahrung in der Automobilzulieferindustrie als Assistent der Geschäftsführung und Personalleiter. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck und war nach dem Studium Vertragsbediensteter und Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie.
Service: Dieser Gastbeitrag ist Teil der Rubrik "Nachgefragt" auf APA-Science. Die inhaltliche Verantwortung liegt beim Autor/der Autorin.