Ferenc Krausz: Pionier auf dem Gebiet der Attosekundenphysik
Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz ist ein Pionier auf dem Gebiet der Attosekundenphysik. Dabei werden extrem kurze Lichtblitze erzeugt, die es ermöglichen, die ultraschnellen Bewegungen von Elektronen sichtbar zu machen. Relevant ist das etwa für das Verständnis chemischer Reaktionen. Der 61-Jährige, der die ungarische und österreichische Staatsbürgerschaft besitzt und seit 2003 in München arbeitet, hat die der Auszeichnung zugrundliegenden Arbeiten in Wien durchgeführt.
Gemeinsam mit seinem in den USA tätigen Kollegen Pierre Agostini und der in Schweden arbeitenden Physikerin Anne L'Huillier erhält Krausz den Physik-Nobelpreis 2023. Sie werden "für experimentelle Methoden zur Erzeugung von Attosekunden-Lichtpulsen zur Untersuchung der Dynamik von Elektronen in der Materie" geehrt.
Krausz, geboren am 17. Mai 1962 in Mor (Ungarn), studierte Theoretische Physik an der Eötvös Loránd Universität Budapest und Elektrotechnik an der Technischen Universität Budapest - letzteres Studium schloss er 1985 mit dem Diplom ab. Nach Aufnahme seines Doktoratsstudiums in Budapest wechselte er 1988 an die Technische Universität (TU) Wien, wo er 1991 beim Physiker und damaligen Präsidenten des Wissenschaftsfonds FWF, Arnold Schmidt, in Laserphysik promovierte. Krausz blieb an der TU Wien, habilitierte sich 1993 und wurde 1999 ordentlicher Professor. Der FWF zeichnete ihn 1996 mit dem Start-Preis und 2002 mit dem Wittgenstein-Preis, der höchstdotierten Wissenschaftsauszeichnung in Österreich, aus. Er war damals mit 40 Jahren der jüngste Wittgenstein-Preisträger.
2001 gelang es Ferenc Krausz und seinem Team an der TU Wien erstmals, aus extrem ultraviolettem Licht einzelne Lichtblitze im Attosekundenbereich zu erzeugen und zu messen. Diese nur wenige Milliardstel einer Milliardstel Sekunde kurzen Laserpulse ermöglichten es erstmals, die ultraschnellen Bewegungen von Elektronen sichtbar zu machen. Konkret gelang dies Krausz und seinem Team erstmals 2002 - was ihm eine Nennung in der "Breakthrough of the Year"-Liste des Fachjournals "Science" einbrachte. Ein Jahr später konnte er mit einem ultrakurzen Laserpuls ein einzelnes Elektron gezielt bewegen und in weiterer Folge zahlreiche Echtzeit-Filmaufnahmen der Bewegung von Elektronen in Molekülen und Atomen aufnehmen.
Nach der Nobelpreis-Bekanntgabe bezeichnete Krausz seine Arbeit in Wien als "wunderbare Zeit" und "eigentlich die schönsten und gewissermaßen auch produktivsten Jahre meiner wissenschaftlichen Karriere". Dank der Unterstützung durch den Wissenschaftsfonds FWF habe er nahezu ideale Bedingungen zur Entfaltung seiner Aktivitäten gehabt. Auch bei seinem Mentor Arnold Schmidt bedankte er sich explizit, der ihm alle Freiheiten für seine Arbeit eröffnet habe.
Überzeugter Europäer
Krausz machte gleichzeitig seine europäische Gesinnung deutlich: "Wir sollten hier in Europa alle Europäer sein. Und ich bin sehr stolz darauf, von gleich drei Ländern sehr viel bekommen zu haben", Ungarn, Österreich und Deutschland hätten ihm in verschiedenen Phasen seiner Karriere gleichermaßen wichtige Impulse gegeben.
In Deutschland arbeitet er seit 2003, als er Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching wurde. 2004 folgte eine Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Krausz ist nach wie vor als Honorarprofessor an der TU Wien tätig und arbeitet noch immer mit den Wiener Gruppen zusammen.
2004 wurde er zum Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gewählt. 2015 gründete er das Centre for Advanced Laser Applications (CALA) an der LMU und leitet es seither, seit 2019 ist Krausz auch Co-Gründer und Direktor des Center for Molecular Fingerprinting Research in Budapest.
Der Vater zweier erwachsener Töchter, der seine "spärliche" Freizeit gerne mit Sport, Lesen und seiner Familie verbringt, wurde bereits 2015 vom Informationskonzern Thomson Reuters als Nobelpreis-Favorit gehandelt. Im Vorjahr wurde er für seine Beiträge zur Attosekundenphysik gemeinsam mit seiner Co-Nobelpreisträgerin Anne L'Huillier von der Universität Lund (Schweden) sowie mit Paul Corkum von der Universität von Ottawa (Kanada) mit dem renommierten Wolf-Preis in Physik ausgezeichnet. Zu weiteren Ehrungen zählen der deutsche Leibniz-Preis (2006), der König-Faisal-Preis für Wissenschaft (2013) sowie die 2019 erstmals verliehene Wladilen Letochow Medaille der Europäischen Physikalischen Gesellschaft.
LEBENSSTATIONEN VON FERENC KRAUSZ:
- 17. Mai 1962 in Mor (Ungarn) geboren
- 1991 Promotion an der TU Wien
- 1993 Habilitation an der TU Wien
- 1999-2004 Professor an der TU Wien
- 2001 erstmalige Erzeugung einzelner Laserpulse im Attosekundenbereich an der TU Wien
- 2002 Auszeichnung mit dem Wittgenstein-Preis
- 2003 Wechsel nach München als Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik
- seit 2004 Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- seit 2015 Gründungsdirektor des Centre for Advanced Laser Applications (CALA) München
- seit 2019 Co-Gründer und Direktor des Center for Molecular Fingerprinting Research Budapest
- 2022 Auszeichnung mit dem Wolf-Preis
- 2023 Auszeichnung mit dem Physik-Nobelpreis
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