Haarfärbemittel: Forscher identifizierten die häufigsten Allergene
Haarfärbemittel können leicht Kontaktallergien auslösen. Im einem groß angelegten Projekt hat der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) untersucht, welche Substanzen am häufigsten daran beteiligt sind. Die Bedeutung von Haarfärbemitteln für Allergien sei damit evident. Sicherheit am Arbeitsplatz und Produktsicherheit sollten verbessert werden, schrieben die beteiligten Wissenschafter jetzt in ihrer Studie.
Wolfgang Uter, Epidemiologe der Universität Erlangen-Nürnberg, und Co-Autoren der Untersuchung, unter ihnen Kränke Birger von der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Graz, schrieben jetzt in der Fachzeitschrift "Contact Dermititis" (online; doi: 10.1111/cod.14363): "Haarkosmetikprodukte beinhalten mehrere, teilweise starke Kontaktallergene inklusive Konservierungsstoffe. Friseure und Friseurinnen haben oft eine Handdermatitis, Konsumenten (Kundinnen und Kunden sowie Selbstanwender zu Hause; Anm.) können auch eine schwere Dermatitis der Kopfhaut oder im Gesicht entwickeln."
Langer Untersuchungszeitraum
Um die häufigsten Ursachen dafür herauszufinden, analysierten die Experten die Ergebnisse von Haut-Patch-Tests und klinische Informationen von professionell mit Haarfärbemitteln in Kontakt kommenden Personen und von Konsumenten im Zeitraum zwischen Anfang 2013 und Ende 2020. Die Informationen wurden im Rahmen des Informationsverbundes der Hautkliniken (IVDK) mit Sitz in Göttingen gesammelt. Es gab Daten von 920 Friseurinnen und Friseuren im Durchschnittsalter von 28 Jahren, die zu 84 Prozent Entzündungen an den Händen aufwiesen, und von 2.321 Konsumenten (mittleres Alter: 49 Jahre), die zu knapp 72 Prozent eine Kontaktdermatitis am Kopf oder im Gesicht entwickelt hatten.
Am häufigsten wurden die Kontaktekzeme offenbar durch P-Phenylendiamin (PPD; bei 19,7 Prozent der betroffenen Friseurinnen und Friseure und bei 31,6 Prozent der Kundinnen und Kunden) und durch Toluen-2,5-Diamin (20 Prozent bei betroffenen professionellen Anwender, 30,8 Prozent bei Kunden) ausgelöst. Häufiger als die Kunden waren die professionellen Anwender hingegen auf Substanzen wie Ammonium-Persulfat und Glyceryl-Thioglycolat allergisch. Bei allen Substanzen handelt es sich um oxidativ wirkende Stoffe, die zur permanenten Haarfärbung eingesetzt werden.
PPD steht zum Beispiel seit langem an oberer Stelle in der Häufigkeit der Auslöser von Kontaktallergien. Aus dem Friseurberuf wurde von Sensibilisierungsraten von 40 bis 50 Prozent berichtet. Die Substanz ist laut einer Diplomarbeit von der Universitäts-Hautklinik in Graz aus dem Jahr 2020 in rund hundert Haarfärbeprodukten enthalten.
Sicherheit am Arbeitsplatz soll verbessert werden
Kontaktallergien sind insgesamt häufig. Aus allen möglichen Ursachen dürften etwa fünf Prozent der Männer und elf Prozent der Frauen innerhalb eines Jahres eine solche Episode erleben. Wenn möglich, sollte die Ursache aber natürlich vermieden werden. Das gilt im Zweifelsfall auch für die Substanzen aus den oxidativen Haarfärbemitteln. "Haarfarben waren die häufigsten sensibilisierenden Substanzen sowohl bei Friseurinnen und Friseuren als auch den Konsumenten. Die Bedeutung von Allergien durch Haarfärbemittel ist evident und oft auch durch Kreuzallergien charakterisiert. Die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Produktsicherheit sollten weiter verbessert werden", schrieben die Wissenschafter.
Der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) mit Dutzenden auf Allergien spezialisierten Klinikabteilungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz als Mitglieder will als Überwachungssystem für potenzielle Auslöser solcher Gesundheitsprobleme wirken. Ausgewertet werden die anonymisierten Daten von Patienten, um daraus Schlüsse über die Verbreitung und für die mögliche Prävention von durch Umwelteinflüsse ausgelösten Kontaktallergien ziehen zu können.
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