Porzellane Loosdorf: COMEBACK - for more!
Das PEEK-Forschungsprojekt "Broken Collection" widmet sich der Geschichte der zerbrochenen Porzellansammlung von Schloss Loosdorf und dem Spannungsfeld zwischen Erhaltung und Zerstörung - die erste Ausstellung dazu "COMEBACK - for more" wurde am 20. Mai eröffnet.
Die Scherbensammlung von Schloss Loosdorf mit wertvollen - im Zuge des Zweiten Weltkriegs zerstörten - Porzellanstücken aus drei Jahrhunderten aus Europa und Asien kommt in Bewegung: 2023 ist nicht nur das Jahr der vollständigen Rückkehr von Objekten nach einer Ausstellungstour durch Japan, sondern auch der Start des Forschungsprojekts "Broken Collection", durchgeführt vom Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien unter der Leitung von Gabriela Krist. Das Projekt startet mit der Ausstellung "COMEBACK - for more". Die Schau zeigt die aus Japan zurückgekehrten Porzellane, gibt Auskunft zum Projekt und erlaubt Besuchenden Einblicke in die konservierungswissenschaftliche Forschung und Restaurierung an den Scherben zu erhalten.
Wedgwood, Meissen, Wiener Porzellanmanufaktur, Augarten, Royal Copenhagen, japanische Imari Porzellane und Stücke aus China: Die ca. 1760 gegründete Sammlung der Familie Piatti in Schloss Loosdorf ist ein geographischer und zeitlicher Querschnitt durch die Geschichte des Porzellans. Im Zuge des Zweiten Weltkriegs zerstört, sind die Objekte überwiegend nur mehr in Scherben vorhanden.
Die im März nach Loosdorf zurückgekehrten japanischen Objekte zeigen in ihrem teils fragmentarischem, teils restauriertem Zustand die Resultate der Arbeit der Organisation ROIP - Reviving old Imari Project at Loosdorf Castle, die von Verena Piatti, Machiko Hochina und Professor Masaaki Arakawa, Gakushuin University, ins Leben gerufen wurde. Hier wurde wertvolle Grundlagenarbeit geleistet, um die Scherben zu ordnen und zu datieren und auch zu restaurieren. Von 2020 bis 2022 konnte so eine Sonderausstellung im Okura Museum of Art in Tokyo mit dem Titel "The Tragedy of Loosdorf Castle" und weitere Ausstellungen im Kyushu, Hagi und Aichi Museum stattfinden, in denen ausgewählte Objekte der Sammlung erstmals international zu sehen waren.
Grenzen und Möglichkeiten erkunden
Nun sind die Stücke von ihrer Reise nach Japan zurückgekehrt und werden wie die gesamte Sammlung weiter Gegenstand eines Forschungsprojekts sein: dem im Dezember 2022 gestarteten Projekts "Broken Collection" des Instituts für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst, Leitung Univ.-Prof. Gabriela Krist, gefördert durch den Wissenschaftsfonds im Rahmen des PEEK-Programms (Programm zur Entwicklung und Erschließung der Künste). Krist: "Fragmentierte Sammlungen wie diese auf Schloss Loosdorf sind eine große Herausforderung für die Forschung, Erhaltung und Präsentation. Mit dem PEEK-Projekt haben wir jetzt die Möglichkeit, Erkenntnisse durch transdisziplinäre Forschung und Kooperation zu gewinnen, die uns helfen, solchen Herausforderungen besser begegnen zu können."
Ziel des Projekts ist es, die Grenzen und Möglichkeiten der Konservierung und der Kunstgeschichte zu erkunden. Ausgehend von der Frage, wie die Geschichte der zerbrochenen Sammlung erzählt und in ihrem Zustand erlebbar gemacht werden kann, eröffnet sich ein Spannungsfeld zwischen Zerbrochenem und Vollständigem, Erhaltung und Zerstörung. Universitätsassistentin Johanna Runkel: "Wann ist etwas "kaputt", wann ist es "heil"? Was macht Gegenstände wertvoll? Verstellen Brüche und fehlende Stücke den Blick auf die Dinge oder ermöglichen sie neue Wahrnehmungen? Diesen Fragen wird sich das Projektteam in den kommenden Jahren widmen."
Gabriel Piatti: "Die Familie Piatti freut sich über die zustande gekommene Kooperation mit der Restaurierung der Wiener Angewandten. Dank des großen Engagements und Einsatzes des Instituts wird nun auch die Aufarbeitung des in Schloss Loosdorf verbliebenen Teils der Scherbensammlung möglich. Ich sehe einem interessanten Projekt und einer spannenden Ausstellung entgegen."
"Biografie" der Porzellane und Workshops
Einerseits wird das Forschungsprojekt eine Wissensgrundlage legen. Die Geschichte - die "Biographie" - der Objekte wird nachvollzogen, etwa in Hinblick auf die Interaktion zwischen Mensch und Gegenstand, von der Herstellung, über das Sammeln bis hin zur Bewahrung und Zerstörung. Das Projektteam will unter anderem klären und erforschen, welche Scherbenkonvolute vollständig vorliegen und wieder zusammengesetzt werden können. Andererseits hat das Projekt einen praktischen, experimentellen Zugang. In jährlichen Workshops in Zusammenarbeit mit dem Keramikstudio der Universität für angewandte Kunst Wien (Leitung Sascha Alexandra Zaitseva) kommen das Projektteam und internationale Projektpartner*innen aus Kunst, KonservierungRestaurierung und Kunstgeschichte in Schloss Loosdorf und an der Angewandten in Wien zusammen und bearbeiten gemeinsam mit den Scherben verknüpfte Themenkreise.
Resultat des Projekts wird neben den gewonnenen Erkenntnissen im Jahr 2026 eine Ausstellung in Schloss Loosdorf sein, in die restaurierten historischen Objekte, Scherben und zeitgenössische Kunstobjekte im Dialog stehen.
Rückkehr und Projekt im Ausstellungsfokus
Diese erste, ab 20. Mai 2023 zugängliche Ausstellung mit dem Titel "COMEBACK - for more" zeigt nun einerseits die Scherben und die aus Japan zurückgekehrten ersten "wieder zusammengesetzten Objekte" und erzählt wie diese den weiten Weg in komplexen Transportboxen auf sich genommen haben. Zum anderen gibt sie einen Einblick in das vor Kurzem gestartete Forschungsprojekt.
Ausstellungseröffnung COMEBACK - for more!
Schloss Loosdorf (Bezirk Mistelbach)
Ausstellungsdauer: 20. Mai bis 25. August 2023
Nähere Details zu den Besuchsmöglichkeiten auf www.piatti.at
Konzipiert vom Institut für Konservierung und Restaurierung, Universität für angewandte Kunst Wien
Unterstützt von Familie Piatti und ROIP - Reviving old Imari Project at Loosdorf Castle.
Weitere Informationen:
Projekt ROIP: www.roip.jp/koimari?lang=en
Institut für Konservierung und Restaurierung: https://konservierung-restaurierung.uni-ak.ac.at/
Schloss Loosdorf: www.piatti.at
Rückfragehinweis: Univ.-Ass.in Dr.in Johanna Runkel Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien E-Mail: johanna.runkel@uni-ak.ac.at Tel.: +43 650 7154631 Dr. Roman Tronner Pressearbeit für das Institut E-Mail: tronner@tronncom.at Tel.: +43 699 16413195