Summit Bildungsforschung Premiere: Innovation ins Klassenzimmer durch Hochschulvernetzung
Beim ersten Summit Bildungsforschung in Wien wurden am Montag die neun Doktoratsprogramme aus dem Fördercall "Bildungsinnovation durch Bildungsforschung" präsentiert, in denen Pädagogische Hochschulen und Universitäten österreichweit miteinander kooperieren. Binnen drei Jahren sollen sie Innovationen zu brennenden Bildungsthemen in die Klassenzimmer bringen.
Früher Schulabbruch, Quereinstieg im Klassenzimmer, Leseförderung, Digitalisierung und Resilienz. Themen wie diese werden in den kommenden drei Jahren in neun neuen Doktoratsprogrammen für Bildungsforschung angegangen. Präsentiert wurden sie auf dem ersten Summit Bildungsforschung am Montag in Wien. Ob die angewandte Forschung zu brennenden Bildungsthemen nun zu spät oder gerade rechtzeitig kommt, darauf konnten sich die vier Gäste der abschließenden Podiumsdiskussion nicht einigen. Wichtig sei vielmehr, dass Doktorandinnen und Doktoranden, je sechs pro Projekt, getragen von je einer Pädagogischen Hochschule (PH) und einer Universität, gemeinsam forschen, (vorhandene) Daten auswerten und geeignete Maßnahmen ableiten.
Im Herbst 2022 wurde auf Initiative von Bildungsminister Martin Polaschek der Fördercall "Bildungsinnovation durch Bildungsforschung" ausgeschrieben und im Herbst 2023 abgeschlossen. Dazu der Bildungsminister auf dem Summit am Montag: "Bildung und Unterricht brauchen wissenschaftliche und pädagogische Evidenz, auf der in unseren Bildungseinrichtungen aufgebaut werden kann. Um in Zukunft diese Bildungsforschung noch besser vorantreiben zu können, habe ich entschieden, dass wir weitere 20 Millionen Euro in die Hand nehmen werden. Jeder Euro ist dort besonders gut investiert, denn so schaffen wir die Grundlage für alle Maßnahmen, mit denen wir den Unterricht verbessern und weiterentwickeln können."
Diskussion: Bildungsforschung quo vadis?
Robert Klinglmair, Direktor des Instituts des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen (IQS), will Evidenzen bereitstellen: "Innovation braucht Daten. Nicht nur neue, auch Sekundärdaten sind eine wertvolle Quelle, um das System weiterzubringen. Damit alleine ist es aber nicht getan. Wir müssen sie übersetzen und Maßnahmen ableiten." Das IQS ist u.a. für (inter)nationale Kompetenzmessungen wie PISA, ICILS, IKM+ und PIRLS zuständig, alles wertvolle Datenschätze, die in den Schulen und für die Unterrichtsentwicklung genutzt werden können. An den neuen Programmen gefällt Klinglmair die Praxisorientierung - z.B. von bekannten Risikofaktoren für frühen Schulabbruch zu präventiven Maßnahmen.
Für Teresa Torzicky, Leiterin der Geschäftsstelle der Innovationsstiftung für Bildung, muss das "Beginnen und nicht zu Ende führen" in der heimischen Bildungspolitik- und -verwaltung aufhören: "Es ist es an der Zeit mit viel gesellschaftlichen Nachdruck Pläne langfristig zu verfolgen. Das Bildungssystem in Österreich muss gemeinsam forschen und lernen und wir müssen Strukturen und eine Kultur dafür schaffen."
Gast auf dem Podium war auch der Vizerektor für Lehre und Studierende der Universität Innsbruck, Bernhard Fügenschuh, zugleich Vorsitzender des "Forums Lehre" der Universitätenkonferenz. Er nennt es "vertrauensbildend", dass nun im Verbund geforscht wird und sieht ein attraktives Angebot, das es im Leben sonst kaum gibt: Sich drei Jahre intensiv einem Thema zu widmen.
Beatrix Karl, ehemalige Wissenschaftsministerin, nun Rektorin der Pädagogischen Hochschule Steiermark, sieht ihre Institution mit Aus-, Fort- und Weiterbildung von Pädagogen und Pädagoginnen "nah an Schulen und Lehrpersonen dran". Sie versicherte ihrem Nachfolger im Amt, dass Pädagogische Hochschulen mit evidenzbasierten Fakten die Basis für politische Entscheidungen bieten und "Erkenntnisse der Bildungsforschung ins Klassenzimmer bekommen wollen." Die neuen Doktoratsprogramme bauen die Brücke zwischen Theorie Praxis weiter auf.
Als künftige lohnende Forschungsthemen nennen die Fachleute den Mehrwert von Fächerbündeln, inwieweit Schulautonomie Voraussetzungen schafft, um Probleme an Standorten innovativ anzugehen, die Wissensweitergabe in der Schul-Verwaltung angesichts einer Pensionierungswelle und Begleitforschung zur Wirksamkeit von Maßnahmen der Digitalen Bildung. Bis 2026 stellt das Bildungs- und Wissenschaftsministerium im Call acht Millionen Euro zur Verfügung. Die Innovationsstiftung für Bildung (ISB) fördert den Aufbau einer vernetzten, international orientierten Bildungsforschungs-Community in Österreich zusätzlich mit 800.000 Euro.
Service: https://oead.at/de/expertise/bildungsinnovation-braucht-bildungsforschung