Matura - Aus VWA wird ab Herbst "Abschließende Arbeit"
Die bisher an den Gymnasien verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) wird durch eine "Abschließende Arbeit" ersetzt - und das bereits ab kommendem Schuljahr. Das hat Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Mittwoch angekündigt. Die Teilleistung der Matura kann künftig etwa auch in Form eines Multimediaprodukts, einer Videoreportage oder eines Podcasts erfolgen. Bis 2028/29 ist alternativ auch eine zusätzliche mündliche oder schriftliche Matura möglich.
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Die vor mehr als zehn Jahren an den AHS verpflichtend eingeführte VWA sei "nicht mehr zeitgemäß", begründete Polaschek im Pressefoyer nach dem Ministerrat die Entscheidung. Künftig soll nicht mehr nur die Textarbeit im Vordergrund stehen, sondern "die Abschließende Arbeit kann künftig auch Produkt eines forschenden, gestalterischen oder künstlerischen Prozesses sein". Seit Einführung der VWA habe sich "die Welt etwas weitergedreht", meinte auch die Grüne Klubobfrau Sigrid Maurer unter Verweis auf die Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz, daher werde sie nun "grundlegend modernisiert und weiterentwickelt".
Die jährlich rund 17.000 Maturantinnen und Maturanten sollen künftig selbst entscheiden können, ob sie wie bisher eine 40.000 bis 60.000 Zeichen lange schriftliche Arbeit zu einem bestimmten Thema auf vorwissenschaftlichem Niveau verfassen oder diese Teilleistung auf andere Art erbringen wollen. Zugelassen sind laut Polaschek künftig auch völlig neue Medienformate wie beispielsweise die Herstellung eines Multimediaprodukts, einer Videoreportage, eines Podcasts oder einer empirischen Erhebung und deren Interpretation. Auch eine Performance oder eine kleine historische Recherche in der Nachbarschaft sei möglich, so Maurer. Zentral für die Überprüfbarkeit und Beurteilung soll dabei die Dokumentation und Reflexion des Entstehungsprozesses und der verwendeten Quellen sein.
Auch zusätzliche Prüfung möglich
Bis zum Schuljahr 2028/29 haben Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, statt der Abschließenden Arbeit eine zusätzliche mündliche oder schriftliche Prüfung im Rahmen der Matura abzulegen. Das sei als Ausnahme für die Übergangszeit gedacht, damit alle Beteiligten Zeit hätten, sich für die neue Regelung zu rüsten, betonte Maurer. Regulär gibt es drei oder vier schriftliche Klausuren bzw. je nach Anzahl der gewählten schriftlichen Fächer zwei oder drei mündliche Prüfungen. Die Maturantinnen und Maturanten des kommenden Schuljahrs müssten sich für das zusätzliche Maturafach bis 30. September anmelden. Auch sie haben theoretisch die Möglichkeit, ihre Abschlussarbeit bereits in einer der neuen Formen zu erstellen, allerdings nur mit Einvernehmen ihres Betreuungslehrers bzw. ihrer Betreuungslehrerin.
An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS), auf die jährlich rund 23.000 und damit mehr als die Hälfte der Maturaabschlüsse entfallen, soll die dortige Diplomarbeit in der derzeitigen Form bestehen bleiben. Die Abschlussarbeiten an den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) werden dagegen gänzlich abgeschafft und das bereits ab dem kommenden Schuljahr. Das betrifft jedes Jahr 10.000 bis 15.000 Jugendliche.
Die Reform soll laut Bildungsministerium kommende Woche mittels Abänderungsantrag mit dem Digitalisierungspaket bei der Plenarsitzung des Nationalrats beschlossen werden.
Positive Reaktionen
Die Pläne stießen auf überwiegend positive Reaktionen. NEOS, SPÖ und Arbeiterkammer (AK) begrüßten die Weiterentwicklung der VWA, kritisierten aber, dass die überstürzte Ankündigung für Chaos und Verwirrung gesorgt habe. NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre freute sich, dass die VWA weiterentwickeln werde, "statt sie aus Angst vor der Künstlichen Intelligenz abzuschaffen und so vor der KI zu kapitulieren".
Die SPÖ bewertete dies auch grundsätzlich positiv, entscheidend für die tatsächliche Verbesserung werde aber die konkrete Umsetzung sein, so SPÖ-Bildungssprecherin Petra Tanzler. So sei ausreichend Hilfe, auch für jene Schülerinnen und Schüler, die von zu Hause wenige Unterstützung erhalten, notwendig. Auch die AK ortete hier Nachholbedarf, denn im Moment hänge viel von den Ressourcen der Eltern und Familien ab.
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