Koalition - Privatunis wollen nicht Privatunis sein müssen
Die Privatuniversitäten und Privathochschulen wollen sich nicht mehr als solche bezeichnen müssen. Für Einrichtungen, die vor allem von öffentlichen Körperschaften wie Ländern getragen werden, sei diese Bezeichnung irreführend, so der Vorsitzende der Österreichischen Privatuniversitätenkonferenz (ÖPUK), Martin Rummel, bei einer Pressekonferenz am Montag. Für Ausbildungen in Mangelberufen soll außerdem auch eine derzeit verbotene Finanzierung durch den Bund möglich sein.
Derzeit gibt es in Österreich 17 Privatuniversitäten und zwei Privathochschulen, an denen insgesamt rund 21.500 Personen studieren. Das sind rund fünf Prozent aller Studierenden im Hochschulsektor. Größte Einrichtung ist die Sigmund Freud Privatuniversität (SFU) mit mehr als 6.000 Studierenden, gefolgt von der Danube Private University (DPU) und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (PMU) mit je rund 2.000. Alle drei bieten unter anderem ein Humanmedizinstudium an.
Fast ein Drittel der Medizinstudierenden in Österreich an Privatunis
Nach Fachbereichen sieht es ein wenig anders aus: So sind etwa fast ein Drittel der Medizinstudierenden in Österreich an Privatunis eingeschrieben und mehr als ein Viertel der Kunststudierenden - letztere vor allem an den ehemaligen Konservatorien der Länder, die zu Privatunis und -hochschulen umgewandelt wurden. "Privat" bedeutet in dem Zusammenhang aber nur, dass der Bund diese nicht mitfinanzieren darf. Eine Finanzierung durch Länder, Städte, Gemeinden oder Kammern ist dagegen möglich.
"Die Nomenklatur der Privatuniversitäten hat sich als irreführend herausgestellt", meinte Rummel. "Man soll es benennen können, wie es ist." Wenn eine Einrichtung von einem Bundesland getragen werde, solle sie sich etwa auch Universität des Landes XY nennen können.
Weitere Forderung an eine künftige Regierung: Für Mangelberufe soll das Verbot der Bundesfinanzierung ausgesetzt werden, so Rummel. Das betrifft vor allem Lehramtsstudien, wo für den Bereich Musik und Theologie Privatunis bzw. -hochschulen schon derzeit involviert sind, aber vom Bund dafür kein Geld sehen. In weiterer Folge könnte dies auch ein Modell für Medizinstudien sein.
Ruf nach Gleichberechtigung bei allen Anträgen
Außerdem müssten Vertreter der Privatunis in allen bildungsstrategischen Gremien automatisch vertreten sein. Das betreffe etwa den Wissenschaftsfonds FWF, die Forschungsförderungsgesellschaft FFG oder die Qualitätssicherungsagentur AQ Austria. Von letzterer wünscht man sich auch einen anderen Zugang. Die AQ Austria ist unter anderem für die Akkreditierung der Privathochschulen und -unis zuständig. Es müsse aber etwa einen Unterschied machen, ob eine Einrichtung zum dritten oder vierten Mal reakkreditiert wird oder zum ersten Mal eine Zulassung beantragt. Außerdem solle die Agentur ihre Verfahren anders gestalten: "Wir erleben die AQ Austria eher als Behörde mit Aufsichts- und Kontrollcharakter als als begleitende Institution", monierte Rummel.
Weiters will die ÖPUK eine Gleichberechtigung bei allen Anträgen. Derzeit seien etwa privatrechtliche Institutionen immer wieder bei Ausschreibungen für Forschungsprojekte ausgeschlossen. Öffentlichen Unis würden außerdem auch Overheadkosten ersetzt.
Auch gegen ein Vorurteil will man angehen. "Wir kämpfen seit langem gegen das Klischee, dass Privatuniversitäten ein Hort der Reichen und Schönen sind", meinte die Geschäftsführerin des JAM Music Lab, Ulrike Plettenbacher. In Wahrheit gebe es aber kaum einen Unterschied beim sozialen Profil gegenüber öffentlichen Unis.