AK fordert verbesserten Berufseinstieg für Junglehrer
So manche Junglehrerinnen und Junglehrer fühlen sich in der Berufseinstiegsphase überfordert und würden sich mehr Unterstützung wünschen, zeigt eine von der Arbeiterkammer (AK) in Auftrag gegebene Studie. Um den Einstieg zu erleichtern und einen schnelles Ausscheiden aus dem Beruf zu verhindern, bräuchte es vor allem mehr Praxisanteile in der Ausbildung und eine bessere Begleitung beim Berufseinstieg, so AK Bereichsleiterin Bildung Ilkim Erdost am Mittwoch vor Journalisten.
Nicht alle Junglehrer bekommen in der Induktionsphase, in der ein Jahr lang die Berufseinführung durch eine erfahrene Lehrkraft erfolgen soll, die erhoffte Hilfe, ergab die qualitative Befragung von 54 Junglehrerinnen und Junglehrern durch ein Team um Bildungswissenschafterin Erna Nairz-Wirth von der Wirtschaftsuniversität Wien. Dabei haben Junglehrer demnach unabhängig vom Schultyp eine Art "Praxisschock" zu verdauen. "Es hat sich eine Kultur der Wurschtelei etabliert, die in akademischen Berufen und im öffentlichen Dienst so beispiellos ist", kritisierte Erdost die Begleitung beim Berufseinstieg. Junglehrer dürften nicht in den ersten Monaten des Berufs aufgerieben werden. Es könne auch nicht sein, dass Eltern sich sorgen müssten, ob die Lehrer ihrer Kinder bis zum Ende des Schuljahrs durchhalten werden.
Viele Junglehrer (in den ersten drei Berufsjahren) würden ihren Berufsalltag als erfüllt erleben, seien in einigen Dimensionen aber sehr ernüchtert, schilderte Nairz-Wirth, die bereits seit Längerem zu diesem Thema forscht. Umso wichtiger wäre es, dass das "Onboarding" der Junglehrer verbessert werde und diese etwa durch professionelle Lerngemeinschaften ganz praxisnah beim Berufseinstieg unterstützt werden.
Kontrast zwischen Studium und Anforderungen in der Praxis
Die Herausforderungen, bei denen die Junglehrer sich Unterstützung wünschen würden, sind laut der Studie vielfältig - vom Umgang mit persönlichen Schicksalen der Schülerinnen und Schüler, unterschiedlichen Leistungsniveaus und disziplinären Problemen bis zu Bürokratie. Schwierig ist demnach auch der Kontrast zwischen dem Studium mit seinem Schwerpunkt auf Fachunterricht und Anforderungen in der Praxis wie Elternarbeit oder Umgang mit sozialen und psychischen Problemen der Kinder und Jugendlichen. Neben einem als schlecht erlebten Image des Berufs belastet die Junglehrer auch mangelnde Planungssicherheit, immerhin würden sie erst kurzfristig über ihren Dienstort, Verträge oder Stundenumfang informiert.
Die AK fordert angesichts der Studienergebnisse Änderungen bei Ausbildung bzw. Berufseinstieg und mehr Unterstützung: Es brauche Anpassungen in der Induktionsphase und bei der Begleitung der Junglehrer, so Erdost. In der Induktionsphase sollen Mentoren derselben Fächer zugeteilt werden, die für die Betreuung genug Zeit und finanzielle Abgeltung bekommen sollen. Außerdem müsse die Organisation besser funktionieren, sodass Junglehrern Überraschungen wie die plötzliche Zuteilung zu einer anderen Schule, einem fremden Fach oder eine höhere Unterrichtsverpflichtung erspart blieben. Bei der Ausbildung brauche es mehr Praxisanteile, damit ein flüssigerer Einstieg in den Beruf gelinge. Notwendig sei außerdem eine Entlastung durch administratives Unterstützungspersonal und multiprofessionelle Teams mit Schulpsychologen und Schulsozialarbeitern, die bei sozialen Nöten oder psychischen Belastungen helfen können.
Weitere Empfehlungen zur Vermeidung eines "Praxisschocks", die sich aus der WU-Studie ergeben: Junglehrer sollten nicht überfordert werden durch das Unterrichten fremder Fächer, den Einsatz in besonders herausfordernden Klassen oder als Klassenvorstand. Der Berufseinstieg sollte außerdem schrittweise (über Teamteaching, Lehrassistenz) erfolgen und die Lehrverpflichtung erst nach und nach erhöht werden. Außerdem sollten Junglehrer frühzeitig informiert werden über die Abläufe zu Beginn des Schuljahrs und rechtzeitig in organisatorische und administrative Abläufe eingeführt werden.