Experte: Umgang mit Lebensmitteln noch verbesserbar
Die Österreicher schätzen die Gefahren, die von Lebensmitteln ausgehen können, falsch ein. Während die Angst vor Gentechnik und Rückständen von Pflanzenschutzmitteln im Vergleich zum Risiko überproportional ausgeprägt ist, gibt es beim Bewusstsein hinsichtlich Krankheitserreger noch Potenzial, erklärte Thomas Kickinger, Geschäftsführer der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES), anlässlich des 1. Welt-Lebensmittelsicherheitstages am 7. Juni.
Dabei könnten die Konsumenten selbst sehr viel zur Lebensmittelsicherheit beitragen, appellierte der Experte an die Eigenverantwortung, etwa beim hygienischen Umgang mit Rohzutaten. Rund 80 Prozent der Österreicher würden die Quelle für eine Lebensmittelvergiftung vor allem im Restaurant oder am Imbissstand vermuten. "Tatsächlich erfolgt der Großteil der Erkrankungen wegen mangelhafter Hygiene zu Hause", so Kickinger gegenüber der APA. Auch die Anstrengungen der Hersteller würden oft konterkariert, wenn man an die fehlende Kühlung beim Transport oder stundenlanges Verweilen des Einkaufs im Auto denke. Viele Erkrankungen wären durch einen sorgfältigen Umgang - etwa bei der Lagerung oder Zubereitung - vermeidbar.
In den vergangenen Jahren habe man bereits damit begonnen, hier Bewusstsein zu schaffen. Unter anderem gab es Aufklärungskampagnen, sich nach dem Kontakt mit rohem Geflügel die Hände zu waschen. Auch die Zusammenarbeit mit Behörden, der Humanmedizin sowie Lebensmittel- und Futtermittelherstellern wurde verbessert. Das schlägt sich in den Zahlen nieder: Gab es im Jahr 2006 noch 609 lebensmittelbedingte Ausbrüche und 2.530 Erkrankte, waren es 2017 nur mehr 69 Ausbrüche und 227 Erkrankte. "Da geht es vor allem um Erreger wie Salmonellen, Campylobacter und Listerien. Bei geschwächten Menschen oder Babys kann das bis zum Tod führen, darum sehen wir hier ein ungleich höheres Risiko als etwa bei Arzneimittel-Rückständen", sagte Kickinger.
Neue Kampagne geplant
Die Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der Konsumenten und der der wissenschaftlichen Bewertung führt er darauf zurück, dass Gefahren, die man schwer einordnen kann, präsenter wahrgenommen würden - etwa bei der Gentechnik. Dazu trage einerseits das Internet und andererseits die deutlich verbesserte Rückstandsanalytik bei. "Es verunsichert, wenn man beispielsweise häufiger Pflanzenschutzmittel nachweisen kann, auch wenn sie deutlich unter allen Grenzwerten liegen. Das muss man richtig einordnen und interpretieren", sagte der Experte. Laut den Daten der AGES gehe von Krankheitserregern eine ungleich größere Gefahr aus. "Das müssen wir verstärkt kommunizieren, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit nahe zu bringen", verwies Kickinger auf eine geplante Kampagne, die unter anderem mit Videos und über Social Media kurze, leicht fassbare Informationen zu Küchenhygiene und Co. vermitteln soll.
Dramatischen Zwischenfällen, wie der Epidemie des Darmkeims EHEC, die im Mai 2011 ausgebrochen ist und bis Juli vor allem in Deutschland zahlreiche Todesopfer forderte, habe man massive Anstrengungen entgegengesetzt, um Prozesse und die Kommunikation zu verbessern. "Bei der EHEC-Krise ist man mit Informationen an die Öffentlichkeit gegangen, die noch nicht ausreichend wissenschaftlich abgeklärt waren. Da wurden inzwischen deutliche Fortschritte erzielt. Aber auch heute kann man solche Fälle ehrlicherweise nicht ausschließen", erklärte Kickinger.
Service: Weitere Informationen sind unter www.ages.at/sicherelebensmittel abrufbar.