IDSA-Chefin Stefanie Lindstaedt - Rektorin in Studenten-WG
Stefanie Lindstaedt, frisch gebackene Chefin des Linzer Institute of Digital Sciences Austria (IDSA), fühlt sich gerade in ihre Studentenzeit zurückversetzt: Seit zwei Monaten lebt die Grazer Uni-Professorin in einer Wohngemeinschaft in Linz, gemeinsam mit zwei Studentinnen. Viel mehr Platz hat sie momentan während der Arbeitszeit: "Derzeit sitze ich alleine in 3.500 Quadratmetern an der JKU", wo das IDSA vorerst seine Räume hat, die sie nun mit Mitarbeitenden füllen soll.
Es verjünge einen, wenn man sich an die Zeit zurückerinnere, in der man selbst studiert hat, meinte sie gut gelaunt bei ihrer offiziellen Präsentation am Freitag zu ihrem neuen WG-Leben. Und ihre eigene Studienzeit könnte ihr auch inhaltlich helfen - will sie doch das IDSA als Ort der "interdisziplinären Grundlagenforschung" etablieren. Sie selbst sei in einem interdisziplinären Umfeld wissenschaftlich aufgewachsen. Bei ihrem Doktorratsstudium in den USA habe sie "echtes integratives Arbeiten" erlebt, das sie hierzulande viel zu oft vermisst, erzählt sie.
Lindstaedt (55) wurde in Bad Homburg in Hessen in Deutschland geboren. Sie studierte an der TU Darmstadt und an der University of Colorado Boulder, wo sie 1998 ihren Doktor in besagtem interdisziplinären Umfeld, das zum Thema Wahrnehmung forschte, machte. Nach Jobs bei Daimler Chrysler in Ulm und beim amerikanischen Internet-Start-up GlobalSight kam sie 2001 als Bereichsleiterin zum Know Center in Graz, wo sie 2011 Geschäftsführerin wurde. Das am Campus der TU Graz angesiedelte Unternehmen, an dem die TU zur Hälfte beteiligt ist, ist ein Forschungszentrum für datengetriebene Wirtschaft und künstliche Intelligenz.
"Idsa", "I.D.S.A." oder englisch?
Daneben habilitierte sie 2010 in Angewandter Informatik an der TU Graz. 2011 wurde sie Leiterin des damaligen Instituts für Wissensmanagement und Wissenstechnologien, 2017 des aus der Fusion mit dem Institut für Informationssysteme und Computer Medien hervorgegangenen Institute of Interactive Systems and Data Science. In Linz soll sie nun etwa völlig Neues aufbauen - wie viel es noch zu klären gilt, zeigt sich allein an dem wenig relevanten, aber bezeichnenden Detail, dass auch unter den zentralen Akteuren noch nicht ausgemacht ist, ob man IDSA als "Idsa", "I.D.S.A." oder englisch ausspricht.
Auf Lindstaedt wartet also viel Arbeit und wohl auch da und dort Gegenwind, hatte man in Oberösterreich doch mit Noch-JKU-Rektor Meinhard Lukas als IDSA-Chef gerechnet. In der Grazer Universitäts-Community wird Lindstaedt als "sehr fokussiert", "zielorientiert und gut vernetzt" sowie als "Macherin" bezeichnet. Man attestiert ihr "Standfestigkeit", aber auch "Behauptungswillen", "Karrierebewusstsein", sogar "Verbissenheit". Fazit: Die verheiratete Mutter zweier Kinder wird als eine Frau eingeschätzt, die "Stürmen gut standhält" - diese Standfestigkeit dürfte ihr beim von Nebengeräuschenden begleiteten Bestellungsprozess schon von Vorteil gewesen sein.