Afghanistan: Forscher-Appell zur Aufnahme gefährdeter Wissenschafter
Auf die dramatische Lage von Universitätsangehörigen in Afghanistan machen Hochschulverbände und Netzwerke aufmerksam. In einem Appell an europäische Regierungen und EU-Institutionen fordern sie, die Evakuierungsflüge so lange wie möglich fortzusetzen, damit auch Wissenschafter und Studierende aufgenommen werden können. "Die Flüge dürfen erst beendet werden, wenn alle, die das Land verlassen wollen, in Sicherheit sind", so Menschenrechtsexperte Manfred Nowak.
"Hunderte Universitätsangehörige aus Afghanistan suchen in diesen Tagen und Stunden verzweifelt nach Wegen, um in Sicherheit zu gelangen", so Manfred Nowak von der Universität Wien, der auch Generalsekretär des Global Campus of Human Rights ist. Das ist eine der zahlreichen Organisationen, die den Appell unterzeichnet haben. Dazu zählen u.a. auch das Scholars at Risk Network (SAR), die Alexander-von-Humboldt-Stiftung, der Council for At-Risk Academics und der Scholar Rescue Fund des Institute of International Education (IIE), die European University Association (EUA), die Dachorganisation der Schweizer Hochschulen "swissuniversities" oder die Deutsche und Österreichische Rektorenkonferenz.
Viele Wissenschafterinnen und Wissenschafter hätten in den vergangenen zwanzig Jahre für ein demokratisches und zukunftsorientiertes Afghanistan gekämpft. "Hunderte reisten nach Europa, um Ausbildungen zu machen, und kehrten in ihre Heimat zurück, wo sie sich den Werten der freien Meinungsäußerung, der Religionsfreiheit und der Geschlechtergerechtigkeit verschrieben haben. Diese Menschen fürchten nun um Leib und Leben", so der Politikwissenschafter Alexander Behr von der Uni Wien.
Stipendienprogramm für Gefährdete gefordert
Neben der Fortsetzung der Evakuierungsflüge wird u.a. auch die Einrichtung eines speziellen Stipendienprogramms für gefährdete Wissenschafter und Studenten aus Afghanistan gefordert, insbesondere für Frauen sowie für ethnische und religiöse Minderheiten. Finanzieren soll dies die Europäischen Union, Österreich müsse sich beteiligen, so Behr.
Notwendige Mittel könnte den Experten zufolge aus den bestehenden Geldern für die Afghanistan-Hilfe umgeschichtet werden, die unter den derzeitigen Bedingungen ohnehin nicht ausgegeben werden können. "Mit Sicherheit werden aber auch noch weitere Mittel erforderlich sein, um den dringendsten Bedarf zu decken" so Nowak. Für Behr "schließt sich das Zeitfenster, in dem diese Schritte unternommen werden können, um Leben zu retten, rasch", er sieht die österreichische Regierung und österreichischen Universitäten hier in der Pflicht.
Service: Der Appell im Internet: http://go.apa.at/HNlzmTkk