Covid-19 bei Kindern: Eine Ursache für MIS-C-Entzündung geklärt
Fehlregulationen des Immunsystems spielen eine große Rolle bei Covid-19 und Folgeerkrankungen wie Long Covid etc. US-Wissenschafter haben jetzt offenbar eine hauptsächliche Ursache für das schwere MIS-C-Entzündungssyndrom von Kindern nach einer SARS-CoV-2-Infektion identifiziert. Es handelt sich um eine Autoimmunreaktion.
MIS-C als "Multisystem-Entzündungssyndrom" hatte vor allem zu Beginn der Covid-19-Pandemie auch in Österreich für Besorgnis gesorgt. "Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen bei Kindern in der Regel milde. In seltenen Fällen kann es jedoch ein bis zwei Wochen später zu einer schweren entzündlichen Erkrankung mit Fieber, Hautausschlägen und Funktionsstörungen unter anderem des Herzens und der Blutgefäße kommen, die durch einen Blutdruckabfall das Leben der Kinder bedrohen", schrieb jetzt die Deutsche Ärztezeitung.
Zumeist hilft im Fall des Falles eine Spitalsaufnahme mit der Gabe von entzündungshemmendem Kortison und von anderen Arzneimitteln, welche den Kreislauf stabilisieren. Doch in den USA wurden immerhin unter knapp 9.700 registrierten Fällen (bis Anfang Juli 2024) bei Kindern 79 Todesfälle registriert. Auch in Österreich hatten die Pädiater bald nach Ausbruch der Pandemie von bereits mehreren Dutzend derartiger Erkrankungen berichtet. Joseph DeRisi vom Chan Zuckerberg Biohub der Universität von San Francisco und seine Co-Autoren sind laut einer Studie in "Nature" (DOI: 10.1038/s41586-024-07722-4) offenbar der eigentlichen Ursache der Covid-19-Komplikation auf die Spur gekommen.
"Molekulare Mimikry"
"Eine mögliche Ursache von Autoimmunerkrankungen ist eine molekulare Mimikry. Dabei greifen die Antikörper versehentlich körpereigene Proteine an, weil sie zufällig Stellen mit der gleichen Aminosäuresequenz (Epitop) haben wie ein Protein des Erregers", schrieb die Deutsche Ärztezeitung zu der Studie. Bei den weiteren Untersuchungen hätten die Wissenschafter eben eine solche Abfolge von Aminosäuren gefunden, die sowohl in einem Protein im Inneren von SARS-CoV-2 als auch in vielen Zellen des menschlichen Organismus vorhanden ist.
Dabei handelt es sich um einen Teil des sogenannten SNX8-Proteins. Es spielt eine wichtige Rolle im Transport von Stoffen innerhalb von Zellen, ist aber auch an der Regulierung des angeborenen Immunsystems beteiligt.
Und so könnte die Entstehung von MIS-C bei Kindern im Rahmen einer Covid-19-Erkrankung verlaufen: Als Abwehrreaktion gegen SARS-CoV-2 werden auch Antikörper gegen Proteine im Inneren der Viren gebildet. Durch Zufall binden sie gleichermaßen auf den Aminosäure-Epitopen der Covid-19-Erreger und den zufälligerweise täuschend ähnlichen im SNX8-Protein von gesunden körpereigenen Zellen. Daraufhin werden B- und T-Zellen rabiat und greifen alle gesunden Zellen an, die SNX8 enthalten, so die Deutsche Ärztezeitung zu der Studie.
Die Konsequenz ist schließlich mit einiger Verzögerung eine starke Entzündungsreaktion, die den ganzen Organismus erfassen kann. Möglicherweise kommt es bei MIS-C auch zu einem Zusammenspiel von mehreren Autoimmunreaktionen auf Basis fehlgeleiteter Antikörper, doch ein Paradebeispiel dafür dürfte SNX8 sein.