Ignaz L. Lieben-Preis 2012 an Michael Sixt
Der Ignaz L. Lieben-Preis 2012 der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird an Michael Sixt für seine außerordentlichen Leistungen bei der Erforschung der Morphodynamik von Immunzellen verliehen. Bei der Preisverleihung am 20. November 2012 im Johannessaal der ÖAW werden zwei weitere Preise an Nachwuchswissenschaftler überreicht. Der Bader-Preis für Kunstgeschichte geht an Matthias Bodenstein und der Bader-Preis für Geschichte der Naturwissenschaften an Johannes Uray.
Preisträger Michael Sixt
Michael Sixt ist Assistant Professor am IST Austria. Sein wissenschaftliches Interesse konzentriert sich auf das Immunsystem mit dem Ziel, die molekularen und mechanischen Prinzipien zu verstehen, die der Migration und interzellulären Kommunikation von Leukozyten, den weißen Blutkörperchen, zugrunde liegen. Leukozyten erfüllen spezielle Aufgaben in der Abwehr von Krankheitserregern und körperfremden Strukturen – dazu müssen sie sich frei im Körper und in allen Gewebetypen bewegen können. Um sich fortzubewegen müssen Zellen intrazelluläre Kraft auf die Umgebung übertragen, Zellwanderung kann also als ein in erster Linie mechanischer Vorgang bezeichnet werden. Die Forschungsarbeit von Michael Sixt an der Schnittstelle von Zellbiologie, Immunologie und Biophysik befasst sich mit der Frage, wie die Kraftkopplung zwischen dem intrazellulären Zytoskelett und extrazellulärer Umgebung funktioniert. Auf diese Weise sollen neue, grundlegende Erkenntnisse über Immunzellwanderung hervorgebracht und das Verständnis von anderen Zelltypen, wie metastatischen Tumorzellen, verbessert werden.
Ignaz L. Lieben-Preis: Ältester Preis der ÖAW
Der älteste Preis der ÖAW, 1863 gestiftet und nach dem verstorbenen Gründer des Bankhauses Lieben benannt, musste 1938 wegen Verfolgung der Stifterfamilie eingestellt werden. Renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie die Physikerinnen Marietta Blau und Lise Meitner sowie die beiden Nobelpreisträger Viktor Hess und Otto Loewi waren Träger des Ignaz L. Lieben-Preises. Die großzügige finanzielle Unterstützung von Isabel und Dr. Alfred Bader, selbst ein von den Nationalsozialisten aus Österreich Vertriebener, hat es ermöglicht, diesen Preis zu reaktivieren und im Jahr 2004 wieder neu auszuschreiben.
Der Preis in Höhe von 36.000 Dollar wird an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik verliehen.
Zwei weitere Preise an junge Wissenschaftler
Zwei weitere Preise, ebenfalls gestiftet von Dr. Alfred und Isabel Bader, werden für außergewöhnliche Leistungen von Nachwuchswissenschaftler(inne)n vergeben. Matthias Bodenstein wird mit dem Bader-Preis für Kunstgeschichte für seine Dissertation „Kunst und Zeremoniell in Rom während des Pontifikats Pauls V. (1605-1621)“ ausgezeichnet. Darin beschäftigt er sich mit der Frage nach dem Zusammenhang von Kunst und Zeremoniell sowie mit der spezifischen Rolle, die Werken der bildenden Kunst im Rahmen des päpstlichen Zeremoniells zugewiesen wurde.
Der Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften geht an Johannes Uray, der sich in seinem Forschungsprojekt „‘Antiphlogistik‘ an der Peripherie“ mit der Erschließung und Auswertung einer Mitschrift der chemisch-mineralogischen Vorlesungen befasst, die Nikolaus Joseph Jacquin (1727-1817) Mitte des 18. Jahrhunderts an der Bergschule in Schemnitz hielt, und damit einen wichtigen Beitrag zur Chemie- und Hochschulgeschichte leistet.
Die beiden Preise sind mit jeweils 18.000 Dollar dotiert und werden an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben, um die Ausarbeitung einer Dissertation oder eines Forschungsprojekts zu ermöglichen.
Die Stifter der Preise: Alfred und Isabel Bader
Alfred Bader, 1924 in Wien geboren, musste nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seinen Heimatort verlassen und konnte im Dezember 1938 mit dem ersten Kindertransport nach Großbritannien flüchten. Nach seinem Chemiestudium an der Queen's University in Kanada und an der Harvard University gründete Alfred Bader 1951 Aldrich Chemical Co. 1975 fusionierte Aldrich Chemical Co. mit dem führenden biochemischen Zulieferunternehmen Sigma in St. Louis und Alfred Bader war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1991 Vorsitzender von Sigma-Aldrich. Schon in seiner Studienzeit zeigte er großes Interesse an Kunst und Kunstgeschichte und gilt heute als einer der renommiertesten Sammler von holländischer Kunst aus dem 17. Jahrhundert.
Alfred Bader hat – in den letzten Jahren gemeinsam mit Isabel – neben den drei Preisen für die ÖAW weitere Preise und Stipendien für Studierende in Kanada, den USA, Großbritannien und der Tschechischen Republik gestiftet.
Preisverleihung am 20. November 2012
Die feierliche Verleihung der Preise findet am Dienstag, 20. November 2012, um 11.00 Uhr im Johannessaal der ÖAW
(1010 Wien, Dr. Ignaz Seipel-Platz 2) statt.
Weitere Informationen unter: http://stipendien.oeaw.ac.at/
Kontakt: Dr. Barbara Haberl, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Stipendien und Preise, T +43 1 51581-1310, barbara.haberl@oeaw.ac.at