Leobener Forscher wollen sauberes Fracking ermöglichen
Im nördlichen Niederösterreich gibt es Schiefergasvorkommen, die Österreich jahrelang mit Gas, das in mehreren Tausend Metern Tiefe in schwer zugänglichen, porösen Gesteinsschichten liegt, versorgen könnten. Die zur Förderung notwendige Fracking-Technologie wurde vor zehn Jahren schon intensiv diskutiert - und wieder begraben. Jetzt könnte ein an der Montanuni Leoben vorgestelltes Verfahren, das eine umweltschonendere Förderung ermöglichen soll, neuen Aufwind bekommen.
Fracking ist ein heiß umstrittenes Verfahren zur Erdgasförderung: Von den einen wird diese Technologie zur Förderung von Erdgas- und Erdölvorkommen aus tiefer liegenden Gesteinsschichten - etwa aus Schiefergestein - als vielversprechende Zukunft der Erdgasgewinnung gesehen. Kritiker betonen dagegen die Umweltrisiken und sehen in der Ausweitung der fossilen Energiebasis ein Hemmnis für den Übergang zu erneuerbaren Energien.
Bei dem Verfahren wird das sogenannte Fracfluid - ein Gemisch aus Wasser, Quarzsand und diversen Chemikalien unter hohem Druck in tiefliegende Gesteinsschichten gepresst. Dabei werden feine Risse (Fracs) im Gestein erzeugt, durch die das Gas oder lagernde Öl zufließen kann. Die Methode ist umstritten, weil in der herkömmlichen Anwendung potenziell umweltbelastende Chemikalien zum Einsatz kommen um die Fracking-Flüssigkeit zu stabilisieren und ihre Stützfähigkeit zu erhalten. Skeptiker kritisieren auch, dass zu viel Wasser verbraucht wird und wenige Erkenntnisse über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefahren der Fracking-Methode vorliegen.
Ohne schädliche Chemie
Diese Bedenken kann Herbert Hofstätter vom Lehrstuhl für Petroleum and Geothermal Energy Recovery übersetzt auf sein Verfahren nicht nachvollziehen. Er hat an der Montanuniversität Leoben vor mehr als zehn Jahren eine Methode entwickelt, die ohne schädliche Chemie auskommen und das Verfahren umweltfreundlicher machen soll. Es sei ein neuer Weg zur sauberen Energiegewinnung unter Verwendung biologischer Substanzen, ohne den Einsatz umweltschädlicher Chemikalien, wie es Hofstätter gegenüber der APA formulierte. Zudem soll es nicht nur für die Gewinnung von Erdgas einsetzbar sein, sondern auch, um die Erdwärme für die thermische Energienutzung zu erschließen. "Dazu haben wir ein fertiges Konzept", so der Leobener Professor.
"Bio Enhanced Energy Recovery" (BEER) hat Hofstätter seine Alternative zu herkömmlichen Fracking-Verfahren genannt. Als Fracking-Flüssigkeit, die zur Erzeugung der Frakturen im unterirdischen Gestein und zum Transport der Stützmittel dient, wird Wasser mit Kaliumkarbonat herangezogen und mit hohem Druck in die Erde gepumpt. Zum anderen werden spezielle Stützmittel wie Keramik, Sand oder Glaskügelchen verwendet, um die neu geschaffenen Risse offen zu halten. Damit das Wasser die entsprechenden Fließeigenschaften bekommt, setzt Hofstätter statt der kritisierten Chemikalien modifizierte Stärke ein. Für das BEER-Verfahren hat die Uni Leoben bereits vor Jahren das Patent angemeldet.
Die OMV wollte dieses Verfahren 2012 eigentlich heranziehen, um im Weinviertel nach Schiefergas zu bohren. Wegen großen Widerstands der Bevölkerung und fehlender Unterstützung durch die Politik kam es schlussendlich aber nicht dazu. Mittlerweile gebe es an dem in Leoben entwickelten Verfahren wieder Interesse - sowohl im Inland als auch von ausländischen Firmen in Nordamerika, wie Hofstätter sagte.