Wiens Grüne befürchten erneut "Schulstart-Chaos" wegen Lehrermangels
Die Wiener Grünen haben am Dienstag davor gewarnt, dass sich das von ihnen geortete "Schulstart-Chaos" des vergangenen Jahres in Wien auch heuer wiederholen wird. Denn vor allem an Volksschulen sei der Mangel an Lehrkräften "immer dramatischer", zeigten sich Parteichefin Judith Pühringer und das Bildungssprecher-Duo Julia Malle und Felix Stadler in einer Pressekonferenz überzeugt. Sie forderten Maßnahmen, um den Beruf attraktiver zu machen - also etwa höhere Gehälter.
Diese Meldung wurde aktualisiert. Neu: Reaktion der NEOS in den letzten beiden Absätzen.
Viele Schulen, so wurde konstatiert, hätten Probleme, alle Stellen zu besetzen. Vergangenes Jahr hätten zu Schulbeginn in Wien 31 Klassenvorstände an Pflichtschulen gefehlt. Dies hätte rund 700 Schülerinnen und Schüler betroffen. Zudem kämen monatlich rund 350 neue Schüler zu den bereits bestehenden Klassen dazu. Viele Junglehrer würden erst gar nicht zu unterrichten beginnen, hörten nach einigen Jahren wieder auf oder würden das Bundesland wechseln, beklagten die Grünen.
Gehälter erhöhen und bessere "Durchmischung"
Wenn die Stadtregierung nicht viel entschlossener gegensteuere, werde es Klassen ohne Lehrpersonal geben, prognostizierten sie. Um gegenzusteuern sollten etwa die Gehälter an Schulen mit großen Herausforderungen erhöht werden. Auch sollten bessere Karrieremöglichkeiten geschaffen und mehr Unterstützungspersonal aufgenommen werden.
Beklagt wurde auch, dass Wiens Schulen immer segregierter würden. Eltern würden alles versuchen, damit ihr Kind einen Platz in der Wunschschule bekomme. Dies sei verständlich. Allerdings seien jene Eltern, die das System kennen, die Sprache sprechen und Kontakte haben, klar im Vorteil gegenüber jenen, die dieses Wissen nicht hätten, meinten die Grünen. Das führt dazu, dass in manchen Volksschulklassen kaum ein Kind Deutsch als Erstsprache spreche. Kindergärten und Schulen müssten aber sozial und ökonomisch durchmischt sein.
Die Grünen fordern darum, die Schulwahl durch sozio-ökonomische Kriterien zu erweitern. Eltern sollten in Zukunft fünf Wunschschulen angeben können. Die endgültige Zuteilung erfolge zentral nach den Kriterien Wohnortnähe, Geschwister, Erstsprache und Bildungsgrad der Eltern. Eine bessere Durchmischung vor Ort solle dadurch erreicht werden. Gefordert wurde auch der Ausbau der Sprach- und Deutschförderung im Kindergarten.
NEOS zeigen sich "verwundert"
Eher verwundert zeigten sich die Wiener NEOS, die mit Christoph Wiederkehr den Bildungsstadtrat stellen. "Ein Großteil der geforderten Maßnahmen fällt in die Bundeskompetenz, wo die Grünen selbst in der Regierung sind", hielt die pinke Klubobfrau Bettina Emmerling fest. In Wien stocke man Personal auf, wo immer es möglich sei. Die Bundesregierung hingegen verspreche seit langem Schulsekretariatskräfte für Pflichtschulen und bleibe diese Maßnahme großteils schuldig.
Emmerling verwies auch einmal mehr auf die herausfordernde Situation durch den Familiennachzug. Man nehme 80 Prozent der Kinder auf, erhalte aber nur 20 Prozent der zusätzlichen Planstellen. "Eine Wohnsitzauflage, mit der außerordentliche Schülerinnen und Schüler fair auf ganz Österreich aufgeteilt werden, würde Wien deutlich entlasten, ohne Schulen anderswo zu überlasten", zeigte sich die NEOS-Klubchefin überzeugt.