Hüterin der Axolotl: Regenerationsforscherin Elly Tanaka
Ihr Hauptaugenmerk galt bisher einem Überlebenskünstler, dem Axolotl, der nach Verletzungen neue Gliedmaßen bis hin zu Hirnregionen bilden kann. Am Wiener Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) betreibt Elly Tanaka mit rund 3.000 Tieren inklusive Jungtieren eine, wenn nicht die größte Axolotl-Kolonien weltweit. Nun wechselt die Biochemikerin an das benachbarte Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften als neue Direktorin.
Ihre Forschung hat ihr den Ruf einer führenden Expertin in der Regenerationsbiologie eingebracht. Mit Kolleginnen und Kollegen gelang es ihr u.a., das im Vergleich zum Menschen zehn Mal größere Erbgut des im Wasser lebenden mexikanischen Schwanzlurchs Ambystoma mexicanum - oder eben kurz Axolotl - zu sequenzieren, die molekularen Grundlagen für seine Regeneration von Gliedmaßen und Rückenmark zu erkunden und die Nervenbildung im Zusammenhang mit Regeneration zu verstehen. Für ihre Forschung erhielt sie hochdotierte Förderungen, darunter etwa zwei "Advanced Grants" des europäischen Forschungsrates (ERC). Zuletzt bekam sie einen "Synergy Grant" des ERC zugesprochen, um sich gemeinsam mit Schweizer und deutschen Forschungsgruppen mit der Architektur des Gehirns des Axolots zu beschäftigen. Sie interessiert sich derzeit zudem dafür, weshalb sich die Regenerationsfähigkeit zwischen den Arten und in verschiedenen Phasen des Lebenszyklus unterscheidet, wobei sie ebenfalls Organoide einsetzt.
Mit 1. April 2024 übernimmt Tanaka die Leitungsposition des IMBA, das im Vorjahr sein 20-Jahr-Jubiläum feierte und 14 Forschungsgruppen beherbergt. Die neue Forschungsdirektorin folgt auf Jürgen Knoblich, der seit dem Weggang von Gründungsdirektor Josef Penninger 2018 die Leitung interimistisch übernommen hatte.
Regeneration im Fokus der Forschung von Anfang an
Geboren 1965 in Boston (USA) studierte Tanaka Biochemie an der Harvard University und promovierte 1993 an der University of California in San Francisco. Als Postdoc am University College London begann sie mit dem Studium der Regeneration im Salamander. Tanaka gründete 1999 ihr eigenes Labor am Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Im Jahr 2008 wurde sie Professorin am Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD), dessen Direktorin sie später wurde.
Nach Dresden war sie seit 2016 als Gruppenleiterin am Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie nach Wien tätig. 2017 wurde sie zum Mitglied der European Molecular Biology Organization (EMBO) gewählt, 2018 erhielt sie den Erwin Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und ist Preisträgerin des deutschen Ernst Schering-Preises. Sie ist Trägerin des "Women in Science Award 2020" vom europäischen Dachverband von Biochemie-Fachgesellschaften (FEBS und der EMBO). Im Jahr 2023 hat US-National Academy of Sciences Tanaka in die renommierte Wissenschaftseinrichtung aufgenommen. Die US-Forscherin ist zudem seit dem Jahr 2022 wirkliches Mitglied der ÖAW.
Der Axolotl war das wichtigste Modell ihrer Forschung - es sei aber auch ein Forschungsobjekt mit einer langen Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche, sagte Tanaka am Donnerstag vor Journalisten. Der Großteil ihrer Axolotl-Kolonie werde weiterhin am benachbarten IMP beheimatet sein, eine kleinere Gruppe von Tieren würde im Rahmen aktueller Projekte am IMBA einquartiert. Wie viele heute in der freien Wildbahn in Mexiko leben, ist nur schwer zu beziffern. Jüngste Schätzungen gingen von bis zu 1.000 erwachsener Tieren aus.
Service: https://www.imp.ac.at/groups/elly-tanaka; https://www.oeaw.ac.at/imba/home