Corona - Abwasser-Monitoring in OÖ gut angelaufen
Knapp vier Wochen nach dem Start des Abwasser-Monitorings in Oberösterreich zeigt man sich beim Land zufrieden damit und zuversichtlich, ein probates Instrument für die Früherkennung von Corona-Entwicklungen in der Hand zu haben. Ein Anstieg bei den Neuinfektionen Mitte Juli ließ sich frühzeitig ablesen. Die Ergebnisse könnten auch darauf hindeuten, dass die Dunkelziffer zuletzt zurückgegangen ist.
Zehn Kläranlagen in Oberösterreich werden seit 3. Juli zweimal wöchentlich beprobt. Rund ein halber Liter Wasser wird jeweils entnommen und auf Virus-RNA untersucht. Aus den Analyseergebnissen wird eine Zahl sogenannter "fiktiver Ausscheider" errechnet - jener Leute, die das Virus in sich tragen, unabhängig davon, ob sie symptomatisch sind oder ob sie getestet wurden. Diesen Wert stellt man dann der Zahl der bekannten positiven Coronatests gegenüber.
Anstiege im Abwasser sind bereits vier bis zehn Tage vor dem klinischen Bild zu sehen. Damit kann man frühzeitig Entwicklungen erkennen. So zeigten die Daten in Oberösterreich einen Anstieg bei den Ausscheidern bereits am 5. Juli, in der Sieben-Tage-Inzidenz sah man ihn erst im am 14. Juli, berichtete Pathologie-Primar Rene Silye vom Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, wo die Proben in Zusammenarbeit mit der Uni Innsbruck ausgewertet werden, in einem Hintergrundgespräch am Freitag.
Dass die beiden Werte Anfang Juli noch stark auseinanderklafften - die Zahl der Infizierten betrug offiziell etwas über 1.000, jene der fiktiven Ausscheider lag bei knapp 2.500 - und im Laufe des Monats immer weiter zusammenrückten, lässt auch den Schluss zu, dass die Dunkelziffer gesunken ist. Man sei gerade in einer Lernphase, so Silye. Man müsse erst herausfinden, wie sich etwa große Niederschlagsereignisse auf die Proben auswirken, oder welchen Einfluss der Tourismus habe.
Gesundheitsreferentin LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) ist allerdings optimistisch, mit dem Abwasser-Monitoring ein Tool in der Hand zu haben, das frühzeitig auf Entwicklungen hinweist. Wobei die Messlatte für sie nach wie vor der Spitalsbelag ist, wie sie betonte. Das Land wird mit Ende August auch das Abwassermonitoring an Schulstandorten, das der Bund auslaufen lässt, übernehmen. Damit kommen 16 weitere Probenstandorte dazu, die Ergebnisse sollen dann rund 450.000 - der insgesamt gut 640.000 - Haushalte im Bundesland umfassen, erklärte LH Thomas Stelzer (ÖVP). Die Ergebnisse will man wöchentlich veröffentlichen. Zudem werde das Land weiterhin regelmäßig Prognosen von einem Team rund um den Simulationsforscher Niki Popper erstellen lassen.